Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Dezember 2011 in München

Der Dezember 2011 war in München bei teilweise lebhaften Winden und normaler Sonnenscheindauer deutlich zu naß und erheblich zu warm. Über den Britischen Inseln und Skandinavien bis nach Rußland hineinreichend stellte sich ab Monatsbeginn eine langgestreckte und gut ausgeprägte zyklonale West-Großwetterlage ein, wodurch (auch) bei uns fast den ganzen Monat hindurch atlantische Luftmassen wetterbestimmend waren.

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +4,4 Grad C war der Monat in München um 3,5 Grad zu warm. Die erste Dekade hatte hierbei eine Durchschnittstemperatur von +6,5 Grad C, die zweite und dritte Dekade waren im Schnitt in etwa gleich temperiert (+3,4 bzw. +3,5 Grad C).

Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde mit +16,6 Grad C am 2. gemessen, was nicht nur gleichbedeutend war mit einem neuen Tageswärmerekord (bisher: +15,6 Grad C am 02.12.1939), es war auch deutschlandweit die höchste Temperatur des ganzen Monats.

Es gab zwei "wärmste Tage" des Monats mit einen Tagestemperaturmittel von jeweils +10 Grad C, nämlich den 2. und 4., wobei letzterem die mildeste Nacht des Monats mit einer Tiefsttemperatur von +7 Grad C voranging.

Zwischen dem 1. und dem 16. kamen gleich acht Tage (1., 2., 4., 5., 9., 13., 14. und 16.) mit Tageshöchsttemperaturen von +10 Grad C und mehr zustande, wobei am 5. das Tagesmaximum von +12 Grad C nachts um 2 Uhr erreicht wurde, bevor eine Kaltfront die Temperatur bis zum Morgen auf +5 Grad C absinken ließ.

Die niedrigste Tageshöchsttemperatur mit jeweils +2 Grad C wurde zweimal (am 19. und 20.) gemessen. Somit gab es in München im Dezember 2011 (anstelle der normalen acht) keinen einzigen Eistag (was im Schnitt etwa alle zehn Jahre vorkommt).

Das absolute Temperaturminimum wurde - nach wolkenarmer Nacht über Schnee - am Morgen des 20. mit -4 Grad C erreicht. Der 20. war mit einem Tagesmittel von -1 Grad C auch der kälteste Tag des Monats. Außer am 20. hatte es im gesamten Stadtgebiet kein Minimum unter -1 Grad C!

Frosttage (normal 20) gab es - je nach Stadtteil - zwischen vier und acht (wobei dort, wo acht Frosttage registriert wurden, es am 13., 17. und 31. jeweils genau -0,1 Grad C, am 28. -0,2 Grad C sowie am 18., 19. und 27. -1 Grad C als Tiefsttemperatur hatte). Der DWD meldete mit nur sechs Frosttagen einen diesbezüglichen neuen Minusrekord (bisher: acht im Jahr 1979).

Nahezu normal war mit 54 (statt 56) Stunden die Monatssumme an Sonnenschein. Je sieben Stunden gab es am 1., 2. und 8., das astronomische Maximum von vollen acht Stunden am 27., dem einzigen Tag des Monats, welcher das Attribut " durchweg heiter" verdiente. Insgesamt elf Tage blieben ganz ohne Sonne (vom 20. bis 23. passierte dies gleich an vier Tagen hintereinander), an weiteren sechs Tagen gab es nur wenige Minuten Sonnenschein.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 6,0 Achtel der Himmelsfläche, wobei es keine wesentlichen Schwankungen (6,0 - 5,9 - 6,2) innerhalb der einzelnen Dekaden gab. Nicht weniger, als 22 Tage blieben vorherrschend bewölkt (Mittel mindestens 6/8), davon sechs (6., 10., 16. und 21. mit 23.) völlig bedeckt, sodaß auch von der Endphase einer totalen Mondfinsternis in den frühen Abendstunden des 10. in München leider nichts zu sehen war.

An den 23 Tagen mit Niederschlägen summierten sich (anstelle der normalen 59) gleich genau 100 mm auf. Nur Regen kam an elf Tagen herab, an fünf Tagen war es nur Schnee, sechs Mal Schnee und Regen durch- und/oder nacheinander. Am 5. war ein Regenschauer auch von Hagel durchsetzt, hierbei gab es auch kurzzeitig einen Regenbogen zu sehen, da die Schauerzelle anfangs noch durch eine Wolkenlücke von der Sonne bestrahlt wurde. Am 6. gab es neben Schnee und Regen auch einen Graupelschauer. Die größte Tagesmenge an Niederschlag gab es am 10. mit 20 mm. Nochmals je 10 mm fielen am 22. und 31.; die längste Trockenphase des Monats (vier Tage) war vom 26. bis 29. fällig, dazu blieben noch der 1., 8., 11. und 15. niederschlagsfrei.

An acht Tagen kam eine Schneedecke zustande, welche am 20. und 21. mit 5 bzw. 6 cm ihre maximale Höhe erreichte. Am 10., 17., 18., 19., 22. und 31. gab es jeweils vorübergehend eine durchbrochene Naßschneedecke bis maximal 1 cm.

Der Wind kam an drei Tagen aus Südost, an zwei weiteren aus Süd, ansonsten durchweg aus Südwest bis West. An 18 Tagen frischte er stärker auf und erreichte gleich an neun Tagen (alle zwischen 4. und 17.) Sturmstärke. Am 5. und 16. wurden 10 Beaufort ("schwerer Sturm") erreicht; der Flughafen München meldete am 16. sogar eine orkanartige Böe von 104 km/h. Der 16. stand deutschlandweit im Zeichen des Orkantiefs "Joachim". Daß dieser bei uns vergleichsweise harmlos blieb, lag daran, daß der Tiefdruckkern zu weit nördlich an uns vorbeizog (der niedrigste Luftdruckwert des Tages wurde mit 964 HPa in Braunschweig gemessen) und der Schwerpunkt des Azorenhochs mit knapp 1035 HPa viel zu weit südwestlich von uns entfernt lag.

Mit "Joachim" einhergehend gab es in München am 16. auch einen Gewittertag. Nachdem zunächst gegen 17 Uhr eine Okklusionsfront mit schauerartigem Regen durchzog, kam um 19.20 Uhr die "richtige" Kaltfront hinterher, wobei zunächst eine stärkere Entladung stattfand, Minuten danach nochmals eine schwächere. Hinter dem Gewitterschauer erfolgte sehr rasch das typische Aufreißen der Wolkendecke auf der Rückseite. Nördlich von München gab es bereits am 6. einen Gewittertag (im Großraum Freising). Weitere (kurze) Gewitter gab es am 5. im Großraum Augsburg, am 7. im Allgäu, am 12. im Landkreis Dachau, am 18. in Landsberg, am 19. in Weilheim/Schongau sowie am 30. bei Neuburg. Für einen Dezembermonat hatten wir - deutschlandweit - eine ungewöhnlich rege Gewittertätigkeit, da auch der Westen und die Mitte Deutschlands (vor allem am 14.), sowie die norddeutschen Küstengebiete an mehreren Tagen Gewitter meldeten.

Die relative Luftfeuchte hatte ihre Spitzenwerte am 10., 22. und 23. mit jeweils vollen 100%. Auf 50% sank sie am 1., 3. und 20. ab, am 8. auf 49%, am 30. (um 3 Uhr morgens!) auf 47% und der mit Abstand tiefste Wert wurde am 2. mit nur noch 29% gemessen, was auf massiven Föhn zurückzuführen war. Dieser reichte auch am 9. bis nach München herein und lebte an weiteren Tagen am Alpenrand mehrfach auf.

Am 11. gab es einen Tag mit Nebel, am 28. einen weiteren mit Hochnebel. Am 27. und 28. kamen zwei Tage mit einer Inversionslage zustande. Diese hielt am 28. - auf hohem Temperaturniveau (Höchsttemperatur München +8 Grad C, Wendelstein fast +9 Grad C, sowie in mittleren Lagen zuvor schon höhere Nachtwerte) - ganztags an.

Der Luftdruck zeigte gleich zu Beginn des Monats die "Marschrichtung" an, als vom 1. bis zum 5. ein kontinuierliches Fallen von 1028 auf 995 HPa zu verzeichnen war. Am markantesten war der Luftdruckfall aber erst am 16., als nach einem Ausgangswert um Mitternacht von 1012 HPa bis zum Nachmittag ein Rückgang auf nur noch 980 HPa registriert werden konnte! Ein ähnlich niedriger Wert wurde zuletzt am 08.11.2010 (981 HPa) gemessen. Das absolute Kontrastprogramm war dann zu Weihnachten fällig, als besonders der süddeutsche Raum von einem ziehenden Azorenhochkeil erfaßt wurde: Am 24. stieg der Luftdruck zunächst von 1017 auf 1035 HPa an, am 25. und 27. wurden 1040 HPa gemessen und am 26. mit 1041 HPa der Monatshöchstwert erreicht. Ein ähnlich hoher Wert steht zuletzt am 23.03.2011 mit 1039 HPa zu Buche.

Zum Jahreswechsel um Mitternacht hatte München zwar +6 Grad C, dazu jedoch strömenden Regen und einzelne Windböen. Alles andere, als ideale Bedingungen für ein Silvesterfeuerwerk!

Die kalifornische Variante des Föhns ("Santa-Ana-Winde") sorgte gleich am 1. mit Spitzenböen von bis zu 160 km/h im Großraum Los Angeles für Chaos. Eines der in diesem Monat zahlreichen atlantischen Orkantiefs zog am 8. über Schottland hinweg und erreichte dort beachtliche Windspitzen von über 250 km/h (mit den entsprechenden Sachschäden). Ab dem 16. wütete der Tropensturm "Washi" über dem Südosten der Philippinen und verursachte rekordverdächtige Sturzfluten, die ganze Dörfer mitrissen. Im Winter richten wir gerne auch den Blick in Richtung Kontinent, von dort könnte schließlich die kälteste Luft zu dieser Jahreszeit zu uns gelangen. Im Dezember 2011 reichten die atlantischen Strömungen jedoch soweit nach Rußland herein, daß aus Moskau Wärmerekorde gemeldet wurden. An immerhin 21 Tagen lagen dort die Tageshöchsttemperaturen über 0 Grad C, als Spitzenwerte wurden zweimal +6 Grad C (am 5. und 27.) überliefert. Zehn Nächte blieben in der russischen Hauptstadt in diesem Monat sogar gänzlich frostfrei und ein Monatstemperaturminimum von -8 Grad C läßt nicht einmal erahnen, welche Temperaturen im sprichwörtlichen "russischen Winter" tatsächlich möglich sind.

Gez. ©Peter Müller, 05.01.2012

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