Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Dezember 2015 in München

Der Dezember 2015 brachte in München absolute Monatsrekorde bei Wärme und Sonnenschein. Der Monat war hierbei sonniger und wärmer, als ein durchschnittlicher Märzmonat und nimmt damit in den Statistiken eine herausragende Stellung ein. Den ganzen Monat über herrschte bei meist nur geringen Luftdruckschwankungen Hochdruckeinfluß vor, als Folge davon war es viel zu trocken. Das Weihnachtsfest 2015 geriet (wieder einmal) zu einem regelrechten Frühlingsfest.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Fast den ganzen Monat hindurch lag der Schwerpunkt tiefen Luftdruckes über dem Nordwesten Europas (wobei zahlreiche Sturmtiefs mit viel Regen insbesondere den Britischen Inseln teilweise schwere Überschwemmungen bescherten), während sich hoher Luftdruck über dem Südosten Europas etablierte. Dadurch stellte sich bei uns eine - hochdruckdominierte - Südwestlage ein. Atlantische Tiefausläufer erreichten uns dabei nur kurzzeitig und abgeschwächt. Winterliche (polare, bzw. kontinentale) Kaltluft aus Norden oder Osten konnte hier bei diesen Luftdruckverhältnissen keine Rolle spielen. Erst an den letzten Tagen des Jahres verlagerte sich der Hochdruckschwerpunkt unter markanter Meridionalisierung des gesamten Hochdruckkomplexes nordwärts. Diese Entwicklung war Teil einer ganz besonderen Wettersituation um den 30. herum, dazu später mehr. Quer über Deutschland stellte sich zum Jahresende hin eine Grenzwetterlage mit trocken-kaltem Nordosten und feucht-mildem Südwesten ein.

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +6,6 Grad C war es in München um fünfeinhalb (!) Grad zu warm. Die Wärme verteilte sich hierbei gleichmäßig über den gesamten Monat (Dekadenwerte: +6,7/+6,4/+6,7 Grad C). Im Ergebnis war der Dezember 2015 damit sogar (um rund ein Grad) wärmer, als ein Märzmonat mit "normalen" Temperaturverhältnissen!

Die wärmsten Tage des Monats waren der 22. und 23., jeweils mit +11 Grad C als Tagesmittel. Das absolute Temperaturmaximum wurde mit +15 Grad C gleich dreimal, am 22., 25. und 27., gemessen. Weitere vier Tage (6., 7., 23. und 26.) hatten immerhin noch +14 Grad C zu bieten. Das höchste Tagestemperaturminimum des Monats gab es mit jeweils +7 Grad C am 1. und 2., die mildeste Nacht mit einer Tiefsttemperatur von +8 Grad C trat hingegen erst vom 16. zum 17. auf (wobei es am 17. spätabends auf +5 Grad C abkühlte).

Gleich an 22 Tagen gab es Höchsttemperaturen von mindestens +10 Grad C! Nur am 2., 3., 9., 10., 13., 14., sowie an den letzten drei Tagen des Monats wurde diese Marke nicht erreicht. Selbst die niedrigste Tageshöchsttemperatur, jeweils gemessen am 30. und 31., lag mit +5 Grad C noch recht hoch (womit wir von Eistagen deutlichst entfernt blieben).

Folgende "offizielle" neue Tageswärmerekorde traten auf:

02.12.2015: neue höchste Tmin. +7,0 Grad C (bisher: +6,0 Grad C vom 02.12.1913),

22.12.2015: neue höchste Tmax. +14,2 Grad C (bisher: +13,3 Grad C vom 22.12.1989),

22.12.2015: neue höchste Tmin. +6,5 Grad C (bisher: +5,4 Grad C vom 22.12.1987),

23.12.2015: neue höchste Tmax. +14,1 Grad C (bisher: +13,2 Grad C vom 23.12.1995).

Anmerkung: Am 22. war es in einigen Stadtteilen Münchens morgens punktuell etwas kälter, sowie nachmittags punktuell etwas wärmer, als an der Meßstation des Deutschen Wetterdienstes.

Kältester Tag des Monats war der 29. mit einer Tagesmitteltemperatur von +1 Grad C. Der niedrigste Einzelwert der Temperatur wurde am 11. und 29. mit jeweils -3 Grad C gemessen. Es traten (nur) sieben Frosttage (am 4., 10., 11., 14., sowie vom 29. mit 31.) auf und an weiteren drei Tagen (8., 15. und 28.) lag das Tagestemperaturminimum bei genau 0 Grad C.

Der Presseservice des Deutschen Wetterdienstes stellte freundlicherweise auf seiner Internetseite eine "Hitliste" der zehn wärmsten Dezembermonate in Deutschland zur Verfügung. Demnach war der Dezember 2015 mit Abstand die "Nummer 1" mit einem Temperaturmittel von +6,5 Grad C. Mit deutlichem Abstand folgen die Jahre 1934 und 1974 mit einem Monatsmittelwert von +4,8 Grad C, danach 2006 mit +4,4 Grad C, 1918 und 2011 mit +3,9 Grad C, 1979 mit +3,8 Grad C, 1985 mit +3,7 Grad C, sowie 1929 und 1971 mit jeweils +3,6 Grad C.

Sonnenschein:

Sensationell war die Sonnenscheinbilanz: Mit 143 Sonnenstunden (normal 56 Stunden) trat ein neuer diesbezüglicher Monatsrekord auf. Dazu hatte der Dezember 2015 mehr Sonnenstunden im Angebot, als ein "normaler" Märzmonat (von welchem 125 Sonnenstunden erwartet werden dürfen). Gleich 14 Tage (davon sechs hintereinander vom 24. mit 29.!) hatten jeweils mehr, als sieben sonnige Stunden. Am 6., 10., 20., sowie vom 26. mit 28. täglich, gab es hierbei sogar jeweils volle acht Sonnenstunden und damit nahezu das astronomisch mögliche Maximum. Nur wenige Minuten Sonne hatte der 9. und an vier Tagen (1., 2., 16. und 21.) konnten wir keinen einzigen Sonnenstrahl genießen.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf extrem niedrige 3,9 Achtel (anstelle der zu erwartenden 6,2 Achtel). Dabei wies die erste Dekade 4,3 Achtel, die Mitteldekade 4,4 Achtel und die Schlußdekade nur noch 3,1 Achtel im Mittel auf. Durchweg heitere Tage gab es (für die Jahreszeit seltene) sechs (am 6., 20., sowie vom 25. bis 28. gleich vier am Stück). Hierbei blieben der 6., 20. und 26. sogar völlig wolkenlos. Nur fünf Tage des Monats (1., 2., 15., 16. und 31.) waren vorherrschend trüb, wobei die beiden ersten Tage des Monats sich fast (aber nicht gänzlich) bedeckt zeigten.

Niederschläge:

An den nur neun Tagen (1., 4., 5., 9., 16. mit 18., 21. und 31.) mit Niederschlägen summierten sich 22 mm (anstelle der normalen 59) auf, die allesamt in Form von Regen fielen. Die größte Tagesmenge war mit 7 mm ausgerechnet an Silvester zu verzeichnen. Unmittelbar davor trat zwischen 22. und 30. eine neun Tage anhaltende Trockenphase auf.

Schneelage:

Komplette Fehlanzeige bezüglich jeglicher Form von Schnee in diesem Monat!

Gewittertätigkeit:

Gewitter traten im Dezember 2015 in München nicht auf.

Luftdruck:

Der Luftdruck war über den ganzen Monat hinweg andauernd durch (teilweise extrem) hohe Werte bei insgesamt betrachtet nur geringen Schwankungen gekennzeichnet. Selbst die niedrigsten gemessenen Werte von 1024 HPa am 14., von 1023 HPa am 20., von 1022 HPa am 13., sowie von 1021 HPa als absolutem Monatsminimum gleich am 1. lagen noch deutlich im barometrischen Hochdruckbereich. Häufig lagen die Werte sogar über 1030 HPa, gleich an sieben Tagen (6., 8., 11., sowie vom 27. mit 30. täglich) hatten wir ein Luftdruckmaximum von 1035 HPa, an weiteren drei Tagen (4., 5., 7.) waren es 1036 HPa, während am 9. und 10. mit 1042 HPa das diesbezügliche Monatsmaximum erreicht wurde. Der deutlichste Anstieg des Luftdruckes (an einem Tag) erfolgte am 1. von 1021 auf 1031 HPa, der stärkste Luftdruckfall (wiederum bezogen auf einen einzelnen Tag) am 30. von 1035 auf 1026 HPa. Im Zeitfenster vom 10. bis 13. war ein stetiges, gleichmäßiges Fallen des Luftdruckes von 1042 auf 1022 HPa zu beobachten.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte an fünf Tagen (8., 10., 11., 19. und 29.) Sättigungsfeuchte mit vollen 100%. An weiteren sieben Tagen (5., 9., 17., 18., 20., 21. und 31.) waren es maximale 99%. Recht oft, bevorzugt an den zahlreichen sonnigen Nachmittagen, traten jedoch auch niedrige Werte auf, 50% waren es am 6., 24. und 25., 48% am 7. und 22., 47% am 23., 45% am 28., 41% am 26., 40% am 11. (nach einem Frühwert von 100%!), 39% am 4. und am 27. wurde mit 32% das absolute diesbezügliche Monatsminimum gemessen. Am 9. konnte die relative Luftfeuchte (bei einem Maximum von 99%) ganztags nicht unter 84% absinken.

Wind:

Der Wind frischte an neun Tagen (1., 4., 9., 12., 13., 21. mit 23. und am 30.) stärker auf, wobei in acht Fällen genau Windstärke sechs erreicht wurde. Gleich am 1. hingegen erreichte der Wind (zum einzigen Mal im ganzen Monat) volle Sturmstärke. Vom 1. bis zum 27. kam der Wind in der Höhe durchgehend, am Boden weitestgehend aus Süd bis West. In Bodennähe war am 10. und 14. Südostwind, sowie am 19. und 20. umlaufender Wind zu verzeichnen. Am 28. und 30. gab es Ostwind, am 29. und 31. Wind aus unterschiedlichen Richtungen.

Sonstige Beobachtungen:

Nebel gab es an fünf Tagen, wobei sich gleich dreimal Seltenes zutrug: Am 8., 10. und 29. trat in den frühen Abendstunden plötzlich Nebel auf und verflüchtigte sich dann jeweils wieder nach wenigen Stunden (im "Regelfall" hält sich im Winter abends aufkommender Nebel bis in die Morgenstunden des Folgetages, falls sich die Wetterlage in der Nacht nicht umstellt). Hochnebel war am 30. zu verzeichnen und am 31. kam unmittelbar vor dem Jahreswechsel Nebel auf.

An 14 Tagen zeigten sich (deutlichere) Inversionssituationen. Am 19., 20., sowie vom 27. bis zum 29. hielt die Inversion ganztags, bzw. durchgängig an. Am 3. um 23 Uhr gab es in diesem Punkt Extremwerte (München +1 Grad C bei 93% Luftfeuchte, Hoher Peißenberg: +12 Grad C bei nur 13% Luftfeuchte). Als am 20. auf dem Hohen Peißenberg mit +17,7 Grad C ein neuer Monats-Wärmerekord für den Dezember registriert wurde, hatte München "nur" +12 Grad C als Tagesmaximum. Und am 29. entsprach die Höchsttemperatur Münchens (+6 Grad C) exakt der Tiefsttemperatur des Hohen Peißenbergs.

Der Föhn spielte in diesem Monat nur eine sehr bescheidene Rolle. Am 27. war München vom Föhn überlagert, dieser schaffte es hier jedoch nicht, bis zum Boden vorzudringen (hätte er dieses "Kunststück" vollbracht, wäre wohl sogar ein echter "Warmer Tag" drin gewesen). So blieb es an diesem Tag in München bei einer Höchsttemperatur von +15 Grad C, während Holzkirchen und der Hohe Peißenberg jeweils +16 Grad C als Tagestemperaturmaximum zu melden hatten. Die wenigen vorhandenen dünnen hohen Wolken boten am selben Tag gegen 16 Uhr jedoch für wenige Minuten ein imposantes Himmelsschauspiel, als sich zunächst linksseitig der Sonne eine Nebensonne zu entwickeln schien, welche aber nicht zustande kam, während wenige Augenblicke später nun rechtsseitig sogar eine irisierende Nebensonne mit intensiver Färbung auftrat.

Ein weiteres "Lichtspiel" war in der Heiligen Nacht zu verzeichnen, als am 24., insbesondere zwischen 22 und 23 Uhr, ziehende dünne hohe Wolkenfelder bei Passage des Vollmondes zarte Lichteffekte in Regenbogenfarben erzeugten. Erwähnenswert sind auch die zahlreichen Sonnenuntergänge, nach welchen in diesem Monat oftmals sehr intensives Abendrot beobachtet werden konnte.

Sonne und Wärme an Weihnachten werden mittlerweile scheinbar zum "Normalfall": Neben Höchsttemperaturen zwischen +12 und +15 Grad C und frostfreien Nächten war das Wetter diesmal auch noch sehr freundlich und trocken. Nicht so günstig waren die Wetterverhältnisse zu Silvester: Nach wiederholten Regenfällen am Tag bildete sich pünktlich zum Jahreswechsel bei +5 Grad C und Windstille dichter Nebel.

Bedingt durch die außergewöhnlich sonnenscheinreiche und extrem milde Witterung ("Lichtreize und Wärme") blühten zahlreiche Blumen und Sträucher auf, insbesondere Gänseblümchen, Rosen, Weidenkätzchen, Zierkirsche und Zaubernuß. Rasenflächen präsentierten sich in sattem Grün. Vereinzelt wurden sogar ausschwärmende Mücken und Bienen gesichtet.

Die besondere Wetterlage vom 29. bis 31.Dezember 2015

Eine auf der Nordhalbkugel der Erde großflächig angelegte, extrem meridionale Anordnung der Druckgebilde war ausschlaggebend dafür, daß am 30. in Teilen von Texas/Kalifornien, im Norden der Türkei, sowie am Nordpol (!) mit jeweils 0 Grad C gleiche Temperaturverhältnisse herrschten. Während Texas an den Weihnachtstagen noch bis zu +28 Grad C und Sonnenschein (also regelrechtes Sommerwetter!) hatte, sorgte dort anschließend ein Vorstoß arktischer Kaltluft von Kanada her kommend für massive Schneefälle und einen Temperatursturz um fast 30 Grad. Der zweite Kaltluftvorstoß kontinental-polarer Luftmassen erfolgte von Sibirien ausgehend Richtung östliches Mittelmeer, dadurch hatte beispielsweise Istanbul am 30. und 31. eine geschlossene, bis zu 30 cm hohe Schneedecke, während die Temperaturen dort vorübergehend sogar in den Dauerfrostbereich abrutschten. Ein weiteres Kuriosum: Am 31. hatte Spitzbergen (Nord-Norwegen) mit +8 Grad C eine höhere Tageshöchsttemperatur, als Antalya (türkische Riviera) mit +7 Grad C! Im Gegenzug zu den beiden weit südwärts ausgreifenden Kaltluftvorstößen trafen sich die beiden warmen Ausgleichsströmungen über dem Atlantik und kanalisierten, verstärkt durch die Südströmung auf der Westseite des (auch) über uns liegenden Hochdruckgebietes (Kerndruck fast 1050 HPa über Westrußland und der Ukraine), sowie einen weit südwärts ausgreifenden Tiefdruckkomplex mit Zentrum (und einem Kerndruck von 925 HPa) im isländischen Raum, Warmluft subtropischen Ursprungs mit Orkangeschwindigkeit in das unmittelbare Nordpolargebiet (Durchschnittstemperaturen Ende Dezember dort normalerweise bei Werten um -35 Grad C). Eine ebenso seltene, wie beachtliche Wetterkonstellation!

Das Wetter "anderswo" im Dezember 2015:

Wer Weihnachten mit Schnee und Kälte hätte genießen wollen, der wäre im nordostsibirischen Verhojansk am richtigen Ort gewesen, vom 24. bis zum 26. gab es dort eine 20 cm hohe Schneedecke bei Temperaturen zwischen -48 und -53 Grad C. Eine ungewöhnliche Warmphase mit täglichen Wärmerekorden zwischen 20. und 25. erlebte hingegen Moskau, wobei mit +8,5 Grad C am 24. der bisherige dortige Tageswärmerekord gleich um mehr, als vier Grad verbessert wurde! Generell herrschte an und um Weihnachten herum (auch) auf dem gesamten amerikanischen Kontinent vielerorts regelrechtes "Chaos-Wetter": Während New York für den 24. mit +21 Grad einen neuen örtlichen Weihnachtswärmerekord (bisher: +17,2 Grad C vom 24.12.1996, Messungen seit 1874!) meldete, traten just zu den Festtagen Wirbelstürme und Tornados in den US-Bundesstaaten Mississippi und Arkansas auf. Gleichzeitig näherte sich von Nordwesten her bereits eine massive Kaltfront mit Schnee und Eis, welche zum Jahresende hin die vor allem im Osten der USA zuvor aufgetretenen, für die Jahreszeit viel zu hohen, Temperaturen ablöste. Starkregen, Hochwasser und Überschwemmungen wurden vom 24. bis zum 28. aus weiten Teilen Südamerikas (Argentinien, Uruguay, Paraguay und Süd-Brasilien) gemeldet. Vermutlich spielte bei den zahlreichen weltweiten Wetterextremen in diesem Monat auch "El Nino" mit seiner Ansammlung warmer Wassermassen im zentralen und östlichen Pazifik eine maßgebliche Rolle.

Gez. ©Peter Müller, 22.01.2016

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