Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Dezember 2012 in München

Der Dezember 2012 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer viel zu naß und trotz extrem gegenläufiger Temperaturverteilung deutlich zu warm. Das Wettergeschehen bot hierbei viel Abwechslung bei häufig lebhaftem Wind. Das charakteristische "Weihnachts-Tauwetter" fand 2012 nicht statt, denn "zum Abtauen" war "zum Termin" schlichtweg nichts mehr vorhanden. Vielmehr fühlte sich unser diesjähriges Weihnachten eher wie ein mediterranes Frühlingsfest an.

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +2,9 Grad C war es in München um 2 Grad zu warm. Die erste Dekade hatte hierbei eine Durchschnittstemperatur von -0,7 Grad C, die zweite war mit +1,4 Grad C schon milder und in der dritten gab es mit +7,4 Grad C Temperaturverhältnisse wie Anfang April! Noch extremer erscheint die Gegenüberstellung beider Monatshälften: Vom 1. mit 15. waren es -0,7 Grad C im Schnitt, vom 16. mit 31. +6,2 Grad C!

Der 24. ("Heiliger Abend") vereinte sämtliche denkbaren Wärme-Höhepunkte auf sich: Mit einer Höchsttemperatur von +20,5 Grad C (gemessen in München-Laim) gab es zum zweiten Mal in der Münchner Wettergeschichte einen Warmen Tag in einem Dezembermonat (nach den +21,7 Grad C vom 16.12.1989). Die Universität München meldete sogar eine "Hitze-Spitze" von +20,7 Grad C, der DWD (München-Nord!) hingegen nur +16,2 Grad C (wobei selbst der letztgenannte Wert ausreichte für einen neuen Tageswärmerekord, denn der bisher wärmste 24.12. war mit +14,5 Grad C im Jahr 1977!). Wie sind diese punktuellen Werte über +20 Grad C, die es nicht in allen Stadtteilen Münchens gab (und vom DWD nicht anerkannt wurden!), zu erklären? Zuerst einmal ist der Zeitpunkt der Messung zu nennen, es war kurz vor 13 Uhr (um 12 Uhr waren es erst +15 Grad C und um 14 Uhr dann nur noch +16 Grad C). Dann ist ein Blick auf den Hohenpeißenberg hilfreich, der um 13 Uhr +16 Grad C meldete. Hinzu kommt die an diesem Tag herrschende Föhnlage. Föhn hat die Angewohnheit, "strichweise" aufzutreten. Föhnschneisen können - gerade, wenn sie räumlich weit nordwärts ausgreifen, in den entfernteren Orten manchmal nur eng begrenzt bis zum Erdboden "durchschlagen" (und "einige hundert Meter weiter" bleibt es deutlich weniger warm). Exakt dies passierte am 24.12.2012 bei uns! Hier der Beweis: Rechnet man die (föhntypische!) trockenadiabatische Erwärmung (absteigende Kompression pro 100 Meter Höhenabnahme entspricht einem Grad Wärmegewinn) im Lee des Gebirges - hier von den +16 Grad C um 13 Uhr auf dem Hohenpeißenberg ausgehend - unter Berücksichtigung der 460 Höhenmeter Differenz zu München-Stadt temperaturmäßig hoch, kommt man exakt auf +20,6 Grad C. Und - große Überraschung (!) - man hat einen zehntelgradgenauen (!) Durchschnitt der beiden Spitzenwerte von München-Laim und Universität München!

Mit einer Tagesmitteltemperatur von +14 Grad C war der 24. zugleich auch der wärmste Tag des Monats. Die Nacht vom 23. zum 24. war mit einer Tiefsttemperatur von +10 Grad C die mildeste des Monats. Der 24. hatte auch die höchste Tagestiefsttemperatur des Monats mit +8,8 Grad C (gegen 23.30 Uhr), was ebenfalls einen neuen diesbezüglichen Tagesrekord (bisher: +7,4 Grad C aus dem Jahr 1988) darstellt. Zugleich waren die +20,7 Grad C ein neuer (wenn auch nur inoffizieller) deutschlandweiter Weihnachts-Wärmerekord. Kurz vor dem Münchner Rekordwert meldete Freiburg zunächst mit +18,5 Grad C einen neuen Weihnachts-Temperaturhöchstwert, welcher den bisher gültigen, +17,8 Grad C vom 24.12.1983, gemessen in Baden-Baden und Müllheim, in den Schatten stellte.

An insgesamt fünf Tagen (23., 24., 25., 27. und 30) des Monats wurden Höchsttemperaturen von +10 Grad C und mehr gemessen, wobei die +16,3 Grad C vom 25. auch einen neuen Tageswärmerekord bedeuten (bisher waren es die +16,1 Grad C vom 25.12.1983).

Es gab aber auch einen Tag mit strengem Frost, denn am Morgen des 13. sank die Temperatur auf den Monatstiefstwert von -11 Grad C ab. Gut 30 Kilometer nördlich der Innenstadt, am Münchner Flughafen waren es zum selben Zeitpunkt sogar -20 Grad C! Gleich für vier Tage (6., 7., 12. und 13.) errechnet sich ein Mittel von -4 Grad C, diese wurden somit gemeinsam zu den kältesten Tagen des Monats. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur wurde mit -2 Grad C sowohl am 7., als auch am 8. gemessen.

Frosttage (normal 20) gab es nur 13, wobei hiervon nach Monatsmitte nur noch ein einziger (am 20.) auftrat. Am 10. und 21. lag die Tiefsttemperatur genau bei 0 Grad C. Vom astronomischen Winteranfang (21.12., 12.12 Uhr) bis zum Jahresende blieb München komplett frostfrei! Eistage mit Dauerfrost kamen vier (am 7., 8., 11. und 12.) zusammen und am 1. erreichte die Höchsttemperatur (nur) genau 0 Grad C.

Über dem Normalwert lag die Sonnenscheindauer mit 72 (statt 56) Stunden. Das Tagesmaximum mit acht Sonnenstunden gab es am 12.; an insgesamt fünf Tagen des Monats (12., 13., 24., 25. und 29.) schien die Sonne jeweils mehr, als fünf Stunden. Andererseits blieben sechs Tage (10., 11., 15., 21., 23. und 27.) völlig ohne Sonne.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 5,6 Achtel der Himmelsfläche, wobei es fast keine Schwankungen (5,8 - 5,9 - 5,0) innerhalb der ersten beiden Dekaden gab, die Schlußdekade aber dann mehr "lichte Momente" zu bieten hatte. 17 Tage des Monats blieben vorherrschend trüb, davon aber nur drei (10., 11. und 21.) völlig bedeckt. Einen durchweg heiteren Tag gab es nicht, häufig wechselte die Bewölkung aber rasch, sodaß die nicht-trüben Tage durchaus in der Mehrzahl einen überwiegend freundlichen Charakter hatten.

An den 23 Tagen mit Niederschlägen summierten sich (anstelle der normalen 59) heuer gleich 83 mm auf (es war also, wie im Vorjahr, viel zu naß). Allein vom 21. bis zum 23. gab es 31 mm Niederschlag. In der ersten Monatshälfte fiel fast ausschließlich Schnee (Ausnahme war der 4., der neben Schnee auch Regen und Regenschauer brachte), in der zweiten Monatshälfte dann fast ausschließlich Regen (Ausnahmen waren der 20. der eine Mischung aus Eisnadeln und etwas Schnee brachte und der 21., an dem ergiebiger Regen von anfänglichem Schneefall eingeleitet wurde). Vom 2. bis 12. gab es täglich Niederschlag. Die längste "Trockenphase" des Monats dauerte drei Tage und war vom 29. bis zum 31. fällig. Am 18., 26. und 30. waren zwar (gemessen an der Jahreszeit!) durchaus eindrucksvolle Quellwolkenformationen zu beobachten, zu einem Gewitter reichte es in München aber nicht.

An 16 Tagen kam eine Schneedecke zustande, welche vom 11. bis zum 13. mit 15 cm ihre maximale Höhe erreichte. In den letzten beiden Wochen des Jahres war hierbei am Erdboden nur am 20. und 21. - und das auch nur von kurzer Dauer - ein Hauch von Schnee feststellbar.

Der Wind frischte an 18 Tagen stärker auf und erreichte hierbei an fünf Tagen (4., 23., 26., 27. und 30.) Sturmstärke. Am 23. wurden neun Beaufort erreicht (an den anderen vier "Sturmtagen" Windspitzen von acht Beaufort). Am 1. hatten wir Nordostwind, am 8. Nordwind, am 7., 13., 14. und 20. Ostwind. Vom 2. bis 6., sowie vom 9. bis 12. herrschte Westwind vor. Ab dem 15. bis zum Jahresende kam (mit Ausnahme des 20.) der Wind pausenlos aus Südwest bis West.

Die relative Luftfeuchte wies sämtliche Tiefstwerte des Monats zwischen Weihnachten und Silvester auf: 50% waren es am 31., 49% am 30., 45% am 27., 32% am 25. und am 24. gab es mit 24% das diesbezügliche Monatsminimum. An immerhin neun Tagen lagen die Höchstwerte der relativen Luftfeuchte unter 90% (dabei am 24. und 31. sogar unter 70%!). Die Spitzenwerte gab es am 1., 9. und 21. mit jeweils vollen 100%.

Betrachtet man die extremen Luftdruckgegensätze von bis zu 100 HPa, die insbesondere zwischen 13. und 15. über Europa herrschten (Atlantiktief mit Kerndruck von 955 HPa, Festlandshoch mit 1055 HPa Kerndruck), dann waren die Luftdruckunterschiede hierzulande eher gering. Die höchsten Werte wurden mit 1029 HPa am 8. und 9., mit 1031 HPa am 29., sowie mit dem Monatsmaximum von 1032 HPa am 28. gemessen. Der stärkste Luftdruckanstieg erfolgte vom 27. zum 28. (von 1008 auf 1032 HPa), der größte Luftdruckfall am 9. von 1029 auf 1014 HPa. Die niedrigsten Luftdruckwerte gab es mit 1004 HPa am 14. und 15., mit 1003 HPa am 5., sowie dem am 4. gemessenen Monatsminimum von 1000 HPa.

Am 24. und 25. reichte der Föhn zeitweise bis in die Münchner Innenstadt herein. Am 14. tobte über der Zugspitze ein Föhn-Orkan mit Windspitzen bis zu 140 km/h. Der Föhn konnte an diesem Tag zwar nicht bis nach München vordringen, verhinderte aber (durch seinen Vorstoß in höheren Luftschichten in Zusammenspiel mit einer Inversion) das Übergreifen einer Zone mit Eisregen, der im Großraum Landsberg und Augsburg für Chaos sorgte. Föhnsturm mit Orkanböen (bis 119 km/h) meldete die Zugspitze auch am 24.; am 27. war der Föhn an den Alpen von München aus hervorragend zu sehen, erreichte uns aber nicht.

An zwei Tagen (11. und 19.) gab es Nebel. Nennenswerte Inversionslagen (die aber in keinem Falle ganztags anhielten) gab es am 13., 14., 24. und 29., wobei besonders eine Wettersituation in der "Heiligen Nacht" eine nähere Beschreibung verdient. Denn am 24. um 23 Uhr hatte der Hohenpeißenberg (erneut) +16 Grad C, während in München nur +9 Grad C gemessen wurden. Eine Inversion in einer Dezembernacht ist zwar "Standard", auffällig ist jedoch das extrem hohe Temperaturniveau in dieser speziellen Wettersituation.

Zum Jahreswechsel um Mitternacht hatte München +1 Grad C, klaren Himmel und nur wenig Wind - ideale Bedingungen für das große Neujahrsfeuerwerk! Einen anderen "Lichteffekt" hatte kurz zuvor (gegen 16 Uhr) der letzte Abend des Jahres zu bieten, es gab nämlich eine, wenn auch nur schwache, Nebensonne am Südhimmel zu sehen.

Eine markante Luftmassengrenze am 23. prägte das Wettergeschehen über großen Teilen Zentraleuropas. Während Südfrankreich Temperaturen bis zu +23 Grad C hatte, meldete Moskau -23 Grad C. Als an diesem Tag eine Warmfront langsam ostwärts zog, hatte der Nordosten Deutschlands Dauerfrost um -5 Grad C, während im Südwesten (Freiburger Raum) mit +15 Grad C bereits Frühlingswärme eingezogen war. Das zugehörige Tief "Quirina" brachte hierbei besonders Nordrhein-Westfalen große Regenmengen (bis 45 mm in 24 Stunden), dem Süden und Westen Deutschlands Sturm. Im weiteren Verlauf konnte die Warmluft sogar bis Moskau vordringen, wo vom 13. bis 25. selbst die Tageshöchsttemperaturen durchweg unter -10 Grad C lagen und am 24. mit -25 Grad C das dortige Monatstemperaturminimum gemessen wurde. Ab 26. erfolgte dort ein rasanter Temperaturanstieg auf 0 bis +2 Grad C, gefolgt von sogar zwei frostfreien Nächten und Übergang der Niederschläge in Regen. Vor Weihnachten hatte der sprichwörtliche "russische Winter" aber umso härter zugegriffen, Novosibirsk meldete beispielsweise vom 13. bis 18. sechs Tage mit Höchsttemperaturen zwischen -31 und -38 Grad C (Nachttemperaturen bis -40 Grad C) und Kältepol Ojmjakon am 24. für den Dezember durchaus beachtliche -59 Grad C als Monatstiefsttemperatur. Regelrechtes Chaos-Wetter hatten die USA an den Weihnachtstagen: In den südlichen Staaten tobten mehr, als 30 Tornados, während u.a. aus New England und Indianapolis von Stürmen mit Neuschneemassen von über 50 cm berichtet wurde. Zu guter Letzt noch ein Blick nach Brasilien, respektive Rio de Janeiro: Dort wurde am 26. mit +43,2 Grad C ein neuer absoluter Hitzerekord seit Beginn der Aufzeichnungen des dortigen Meteorologischen Institutes im Jahre 1915 gemessen (der bisher gültige lag bei +43,1 Grad C aus dem Januar 1984).

Gez. ©Peter Müller, 15.01.2013

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