Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Dezember 2010 in München

Der Dezember 2010 war in München bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer bedingt durch mehrfach auftretende Stark- bzw. Dauerniederschläge deutlich zu naß und insgesamt zu kalt.

Ähnlich, wie in den Monaten Januar und Februar 2010 war auch im Dezember 2010 häufig eine (stark) negative Nordatlantische Oszillation festzustellen. Dabei fehlte das klassische Islandtief nahezu völlig, während über Grönland - insbesondere zur Monatsmitte - extrem hoher Luftdruck mit Werten von teilweise über 1060 HPa Kerndruck dominierte. Dadurch konnte Kontinental- bzw. Polarluft vom Festland über Skandinavien weit westwärts ausgreifen und auch die britischen Inseln mit markantem Winterwetter (Starkschneefall, Eistage) erfassen. Da - im Gegensatz zu den ersten beiden Monaten des Jahres - sich die vergleichbare Wettersituation aber einige hundert Kilometer weiter nördlich abspielte, blieb München nicht nur von strengem Frost (und jeglichen Kälterekorden!) gänzlich verschont, vielmehr konnte - aufgrund einer vorwiegend meridionalen Grundströmungsausrichtung - in diesem Monat auch zweimal massiv Warmluft aus Süd bis Südwest zu uns vordringen, während Nord- und Ostdeutschland fast durchweg in der Kaltluft verblieben.

Mit einer Monatsmitteltemperatur von -0,5 Grad C war der Monat in München eineinhalb Grad zu kalt.

Es gab 22 Frosttage (normal 23), wobei an elf (normal nur acht) Tagen Dauerfrost herrschte. An drei weiteren Tagen gab es zudem ein Tagestemperaturmaximum von genau 0 Grad C.

Frostfrei blieben nur die Tage vom 6. bis 8., der 11. und der 12., sowie die Zeit vom 20. bis zum 23.; am 11. lag hierbei das Temperaturminimum genau bei 0 Grad C.

Kältester Tag war der 14. mit einer Mitteltemperatur von -6 Grad C (Maximum -4 Grad C, Minimum -8 Grad C), der 15. war nahezu genauso kalt.

Der tiefste Einzelwert der Temperatur für den Dezember 2010 wurde mit -8 Grad C am 5., 14., 18., 19. und 26. gleich an fünf Tagen gemessen. Im Umland war es teils deutlich kälter, so meldete beispielsweise der Flughafen München am 5. ein Minimum von -18 Grad C.

Hier ein paar Beispiele für extreme Dezember-Kälte in München:
- 23 Eistage im Dezember 1933 (damals gab es auch zuletzt 31 Dezember-Frosttage),
- Niedrigste Monatsmitteltemperatur: -6,2 Grad C im Jahr 1933,
- Niedrigste Tageshöchsttemperatur: -18,8 Grad C, gemessen am 16.12.1879,
- Absolute Dezember-Tiefsttemperatur: -25,3 Grad C, gemessen ebenfalls am 16.12.1879.
- An zwei Tagen in unserer Klimageschichte fror sogar die Isar zu: Einmal passierte dies am 27.12.1879 nach einem extrem kalten Dezembermonat. Ansonsten kam dies überhaupt nur noch ein weiteres Mal, nämlich am 4.Februar im Jahr 1603 vor.

Die Kälte überwog zwar zeitlich in diesem Monat, es gab aber auch beachtlich hohe Temperaturen: An zwei Tagen stiegen die Temperaturen hier nämlich weit über +10 Grad C; am 7. auf +14 Grad C und am 8. auf den Monatshöchstwert von +15,4 Grad C, zugleich gesamtdeutscher Monatsspitzenwert! In der Nacht zum 9. wurden noch um Mitternacht +13 Grad C gemessen (bevor die Temperatur anschließend bis zum folgenden Morgen auf -1 Grad C absank!).

Zwischen dem 20. und 23. gab es stets Tageshöchsttemperaturen von +6 bis +8 Grad C.

Wärmster Tag wurde der 8. mit einer Tagesmitteltemperatur von +11 Grad C (eigentlich passend für Ende April).

Sogar einen echten Wärmerekord meldete der Hohenpeißenberg am 23., als die Höchsttemperatur dort bis auf +14,1 Grad C ansteigen konnte.

Die Sonne schien nur 43 Stunden (normal wären 56 gewesen). Am 13. und 16. gab es jeweils fünf Sonnenstunden. Elf Tage blieben absolut sonnenlos.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 6,4 Achtel der Himmelsfläche, die Dekadenwerte schwankten hierbei nur gering zwischen 6,0 (2.Dekade) und 6,5 Achteln (1. und 3.Dekade).

Völlig bedeckt blieben sieben Tage (1., 2., 6., 24., 28., 29. und 31.), insgesamt 20 Tage müssen in die Rubrik "überwiegend bewölkt" eingeordnet werden. Durchweg heitere Tage? Es gab keinen einzigen. Den freundlichsten Eindruck hinterließen noch der 18. und 21. mit durchschnittlichen vier Achteln Bewölkung an diesen beiden Tagen.

Niederschlag gab es an 22 (statt 16) Tagen, wobei es zum Verzweifeln oft schneite, nämlich gleich an 16 Tagen. Vom 9. bis 17. gab es täglich Schneefall. Am 9., 11., 12. und 20. war der Schnee mit Regen gemischt. Vom 5. bis 8., sowie am 22. fiel der Regen "pur". Am 24. kamen vormittags zunächst Eiskörner und Eisregen, ab Mittag dann Schnee herab, am 31. gab es erneut Eisregen.

Erstmals seit dem Jahr 1981 gab es 2010 in ganz Deutschland flächendeckend "weiße Weihnachten" (Geheimtip: jedes Jahr zu 100% passiert dies im nordostsibirischen Ojmjakon, wo heuer am "Heiligen Abend" 32 cm Schnee gemessen wurden, bei einer Höchsttemperatur von -46,7 Grad C und einer Tiefsttemperatur von -59,2 Grad C).

Die größte Tagesmenge an Niederschlag gab es mit 26 Litern pro Quadratmetern am 6., alles als Regen. Mit einer Monatssumme von 96 mm (normal 59 mm) fiel der Dezember 2010 in München erheblich zu naß aus.

Eine Schneedecke gab es an nicht weniger, als 27 Tagen, wobei mit 20 cm am 17. die maximale Höhe erreicht wurde. Am 8. und 23. war der Münchner Boden schneefrei, am 21. und 22. lagen Schneereste.

Am 15. gab es einen außergewöhnlichen Gewittertag in Form einer einzelnen Entladung in einem Schneetreiben um genau 17.55 Uhr. Nicht nur, daß Dezembergewitter bei uns recht selten sind, noch ungewöhnlicher ist das Auftreten eines Wintergewitters an einem Eistag! Als Ursache dafür kommt hochreichend kalte und zugleich feuchte Luft in Zusammenhang mit einer schwachen Höhenkaltfront in Frage. Während in München die Temperatur zwischen 17 und 18 Uhr von -4 auf -7 Grad C absank, herrschten auf der Zugspitze zeitgleich -25 Grad C!

Nebeltage gab es drei (1., 3. und 24.). Am 1., 22., 23., 24., 29., 30. und 31. kamen Inversionen zustande, wobei die am 23. ganztägig anhielt und markante Dimensionen aufwies. So lagen die Temperaturen auf Höhenlagen zwischen 700 und 1800 m ganztags zwischen +7 und +14 Grad C, während München nur ein Tagestemperaturmaximum von +6 Grad C vermelden konnte. Am selben Tag tobte auf der Zugspitze ein Föhn-Orkan mit Spitzenböen bis 158 km/h.

Unmittelbar am Alpenrand lebte wiederholt der Föhn auf. Am 7., 8. und 19. reichte er zeitweise bis in die Münchner Innenstadt herein.

Der Luftdruck war über den ganzen Monat hinweg großen Schwankungen unterworfen, wobei die höchsten Werte bevorzugt zwischen dem 10. und 15., sowie zwischen dem 26. und 31. auftraten (z.B. 1028 HPa am 14., 1030 HPa am 26. sowie das Maximum von 1032 HPa am 10.); die niedrigsten Werte traten bevorzugt in der unmittelbaren Vorweihnachtszeit auf (z.B. 998 HPa am 19., 996 HPa am 1. und 24., 995 HPa am 23., sowie das Monatsminimum von 992 HPa am 17.). Extrem war der Luftdruckfall vom 16. (0 Uhr) zum 17. (12 Uhr) von 1024 auf 992 HPa, ebenso rasant war auch der Luftdruckanstieg vom 9. (0 Uhr) zum 10. (12 Uhr) von 1000 auf 1032 HPa!

Die relative Luftfeuchte wurde insgesamt gesehen dem jahreszeitlich üblichen Rahmen gerecht. Am 8. konnte sie bis auf 51% und am 19. auf das Monatsminimum von 44% absinken. Hohe Luftfeuchte herrschte am 24., mit Werten, die ganztags zwischen 94 und 97% lagen. In den Frühstunden des 9. und 10. wurden mit jeweils vollen 100% die diesbezüglichen Spitzenwerte gemessen.

Der Wind frischte an elf Tagen (alle zwischen dem 8. und dem 20.) stärker auf und erreichte an vier Tagen (8., 9., 10. und 20.) Sturmstärke, wobei der 20. mit 76 km/h (entspricht 9 Beaufort) die stärkste Böe brachte. Vom 1. bis 4. kam der Wind aus Nord bis Ost, vom 5. bis 8. aus südlichen Richtungen, vom 9. bis 17. aus Westrichtungen dabei vom 13. bis 17. mit deutlicher Nordkomponente. Vom 18. bis 22. war wieder südlicher Wind an der Reihe, bevor vom 23. bis 28. erneut westliche bis nördliche Winde auftraten. Vom 29. bis 30. gab es Ostwind, an Silvester Nordwestwind.

Zum Jahreswechsel um Mitternacht hatte München bedeckten Himmel und bei genau 0 Grad C blieb es trocken.

Ein paar Daten aus dem "Rest der Welt": In Novosibirsk gab es vom 8. zum 9. einen Temperatursturz von (vergleichsweise milden) -3 Grad C auf -30 Grad C. Am 11. und 12. fielen in Athen insgesamt 100 mm Niederschlag (die normale Niederschlagsmenge liegt dort bei 70 mm im ganzen Dezember). Der selbe Kaltluftvorstoß in den östlichen Mittelmeerraum war auch verantwortlich für Schneefall in Istanbul und Izmir am 11., sowie für einen Tagesniederschlag von 72 mm am 12. über Antalya. In Griechenland und der Türkei sanken die Temperaturen hierbei kurzzeitig auf Werte von 0 bis +4 Grad C ab. Capri erlebte am 15. den ersten Schneefall sei dem Jahr 1985. Schwere Unwetter (Starkregen, Gewitter, teilweise Tornados) tobten zwischen dem 17. und 21. in Kalifornien. Los Angeles meldete an diesen fünf Tagen 150 mm, Long Beach sogar 168 mm Niederschlag (für beide Orte wäre eine Monatssumme von 40 mm für den ganzen Dezember normal). In Houston/Texas wurden am 21. +28 Grad C gemessen, am 27. -2 Grad C! In Zusammenhang mit dem Wirbelsturm "Tasha" gab es im Nordosten Australiens (insbesondere im Bundesstaat Queensland) wochenlange starke Regenfälle, welche in der Folge zu teilweise beispiellosen Überschwemmungen führten.

Gez. ©Peter Müller, 04.01.2011

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