Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im November 2015 in München

Der November 2015 war in München bei weit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer und teilweise lebhaften Winden erheblich zu warm und über weite Strecken des Monats viel zu trocken, wurde aufgrund eines einzelnen Starkregenereignisses in Summe jedoch sogar etwas zu naß. Längere Zeit herrschte ein fast noch spätsommerlicher Witterungscharakter vor, (erst) in der Schlußdekade folgte dann ein frühwinterlicher Witterungsabschnitt.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

In den ersten beiden Monatsdekaden stellte sich (nach einem anfänglich drei Tage lang dominierenden Hochdruckrücken mit extremer Inversion) rasch eine markant zonal geprägte Großwetterlage ein, wobei die nordatlantische Oszillation deutlich positiv war (umfangreiche, starke Tiefdruckgebiete von Island über die Britischen Inseln bis nach Skandinavien reichend, wobei die Tiefdrucktätigkeit zur Monatsmitte zusätzlich noch durch den ehemaligen Tropensturm "Kate" verstärkt wurde, sowie umfangreiche, starke Hochdruckgebiete wie "Ulrike" und "Viva", welche gleich mit mehreren Zentren bei den Azoren, über Spanien, dem zentralen Mittelmeerraum und dem Alpenraum lagen und phasenweise noch weiter ostwärts ausgreifen konnten). Die bei einer derartigen Druckverteilung vorherrschende Westwetterlage mit südwestlicher Komponente führte anhaltend sehr milde bis warme Luftmassen heran. Während Norddeutschland näher an den Tiefdruckgebieten lag, bestimmte im Süden häufig hoher Luftdruck das Wettergeschehen. Wiederholt stark auflebende, teilweise stürmische Winde sorgten dafür, daß die Warmluft, welche bei den Azoren mit einem Ausgangswert von +25 Grad C startete, erstens rasch zu uns gelangen konnte, zweitens auf dem direkten Weg zu uns nur eine mäßige Abkühlung erfuhr und drittens, bedingt durch die atmosphärische Unruhe, sich die warmen Luftmassen auch häufig bis zum Erdboden durchsetzen konnten. Gleich drei Tiefs mit mehreren Frontensystemen sorgten dann am 20. zunächst für sehr viel Regen. Rückseitig des Tiefdruckkomplexes drang ab 21. Kaltluft polaren Ursprungs bis zu den Alpen vor (im weiteren Verlauf erreichte die Meereskaltluft vorübergehend auch Spanien und den Norden Afrikas) und sorgte bei uns für einen frühwinterlichen Witterungsabschnitt mit ersten Schneefällen bis ins Flachland. Erst an den letzten beiden Tagen des Monats wurde es mit west-südwestlicher Luftzufuhr wieder zunehmend milder.

Temperaturverhältnisse:

Mit +8,8 Grad C errechnet sich eine um fast vier Grad zu hohe Monatsmitteltemperatur. Hierbei hatten die ersten beiden Dekaden mit +11,4 bzw. +12,3 Grad C Durchschnittswerte, die normalerweise Ende April/Anfang Mai normal wären. In der Schlußdekade erfolgte dann ein "Absturz" auf nur noch +2,8 Grad C im Mittel! Auffällig ist in diesem Zusammenhang insbesondere die über einen langen Zeitraum (zweite Oktoberdekade bis einschließlich zweite Novemberdekade) jahreszeitlich völlig gegenläufige Entwicklung der Temperaturen (11.10. bis 20.10.2015: +6,7 Grad C, 21.10. bis 31.10.2015: +9,5 Grad C, 01.11. bis 10.11.2015: +11,4 Grad C, 11.11.2015 bis 20.11.2015: +12,3 Grad C!).

Wärmster Tag des Monats war der 9. mit einer Mitteltemperatur von +16 Grad C. An diesem Tag stieg die Temperatur bereits in den frühen Morgenstunden von +9 auf +15 Grad C an, weil auffrischender Südwestwind in der zweiten Nachthälfte einen Schwall Warmluft heranführte. An bis zu neun Tagen wurden Höchsttemperaturen zwischen +19 und +21 Grad C gemessen, wobei es bei den Warmen Tagen von Stadtteil zu Stadtteil erhebliche Abweichungen gab: So wurde die "+20 Grad C-Marke" an der Station des DWD mehrfach um einige Zehntel verfehlt (dort kein "Warmer Tag"). Nach eigenen Messungen und Beobachtungen traten hingegen gleich vier Warme Tage (am 6., 8., 10. und 16.) auf, an welchen auch die absolute Höchsttemperatur des Monats mit jeweils +20 Grad C gemessen wurde (zusätzlich wurden uns am 7., 9., 11. und 15. weitere vier Tage mit einem Tagesmaximum von +19 Grad C geboten). Gleich auf fünf Warme Tage (6., 8., 9., 10. und 16. mit Werten von +20,0 bis +20,6 Grad C) brachte es die Wetterstation der Ludwig-Maximilians-Universität in der Theresienstraße. Nicht weniger, als 21 Tage (alle vom 1. mit 20., sowie der 30.) hatten eine Höchsttemperatur von mindestens +10 Grad C und immerhin 15 Tage (4. mit 13. und 15. mit 19.) hatten eine Tageshöchsttemperatur von mindestens +15 Grad C.

Folgende "offizielle" neue Tageswärmerekorde traten auf:

07.11.2015: neue höchste Tmax. +19,3 Grad C (bisher: +18,7 Grad C vom 07.11.1997),
08.11.2015: neue höchste Tmax. +19,4 Grad C (bisher: +19,3 Grad C vom 08.11.2013),
10.11.2015: neue höchste Tmin. +12,7 Grad C (bisher: +10,3 Grad C vom 10.11.1895),
11.11.2015: neue höchste Tmin. +7,5 Grad C (bisher: +7,3 Grad C vom 11.11.1895),
15.11.2015: neue höchste Tmax. +18,4 Grad C (bisher: +17,5 Grad C vom 15.11.1948),
16.11.2015: neue höchste Tmin. +10,0 Grad C (bisher: +8,3 Grad C vom 16.11.1980),
18.11.2015: neue höchste Tmax. +16,5 Grad C (bisher: +15,9 Grad C vom 18.11.1970),
18.11.2015: neue höchste Tmin. +11,8 Grad C (bisher: +8,3 Grad C vom 18.11.1926),
19.11.2015: neue höchste Tmin. +12,0 Grad C (bisher: +10,6 Grad C vom 19.11.1993).

Das höchste Tagestemperaturminimum wurde mit +12,7 Grad C am 10. festgestellt. Gleich in sechs Nächten (die zum 7., 8., 10., 16., 18. und 19.) lag die Tiefsttemperatur über +10 Grad C. Wärmste Nacht des Monats war die vom 17. zum 18., als die Temperatur nur bis auf +14 Grad C absinken konnte (erst am späten Abend des 18. ging die Temperatur dann auf +12 Grad C zurück). In der Nacht vom 18. zum 19. schwankte die Temperatur zwischen +11,7 und +13,9 Grad C.

Kältester Tag des Monats war der 24. mit einer Tagesmitteltemperatur von 0 Grad C. An diesem Tag wurde (nach klarer Nacht) mit -5 Grad C auch das absolute Temperaturminimum des Monats gemessen. Insgesamt traten fünf Frosttage (weitere am 3., 23., 27. und 28., alle mit einem Tiefstwert von jeweils -1 Grad C) auf. Zusätzlich hatten noch vier Tage (2., 21., 22. und 25.) genau 0 Grad C als Tiefsttemperatur. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur war mit +3 Grad C gleich dreimal (am 22., 27. und 28.) fällig, einen Eistag mit Dauerfrost gab es daher nicht.

Sonnenschein:

Anstelle der normalen 74 gab es heuer satte 126 Sonnenstunden! An sechs Tagen (2., 8., 11., 16., 18. und 24.) trat eine Sonnenscheindauer von jeweils acht bis neun Stunden auf. Nur wenige Minuten Sonnenschein hatten der 17. und der 26., vier Tage (20., 25., 27. und 29.) blieben gänzlich ohne einen einzigen Sonnenstrahl.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 4,9 Achtel (normal wären 6,1 Achtel gewesen!). Erste und zweite Dekade zeigten sich hierbei mit 4,5 bzw. 4,4 Achteln gleichermaßen freundlich, etwas höher war der Wolkenanteil mit 5,9 Achteln in der Schlußdekade. Durchweg heitere Tage traten zwei (am 11. und 18.) auf. Vorherrschend trüb waren elf Tage (4., 9., 14., 17., 20., 21., 22., 25., 26., 29. und 30.), wobei sich kein einziger Tag völlig bedeckt zeigte (selbst der 20. hatte gleich zu Tagesbeginn noch vereinzelte Wolkenlücken zu bieten).

Niederschläge:

Anstelle der normalen 15 gab es 14 Tage (7., 9., 14., 15., 17., 19. mit 22., 25., 26., sowie 28. mit 30.) mit Niederschlägen. Bis einschließlich 20., sowie an den letzten beiden Tagen des Monats fiel ausschließlich Regen, am 22. nur Schnee, am 21., 25., 26. und 28. abwechselnd (oder gemischt) Schnee und Regen. Die Monatsniederschlagssumme belief sich auf 68 mm (normal 61 mm), wobei mit 54 mm in Form von ergiebigem Dauerregen fast das komplette Monatssoll alleine am 20. herabkam! Längere niederschlagsfreie Phasen traten zwischen 1. und 6., sowie zwischen 10. und 13. auf. Eine in Summe sehr lange herbstliche Trockenphase zeigte sich zwischen 20.10. und 19.11.2015, in diesem Zeitfenster fielen in München insgesamt nur rund 3 mm Niederschlag!

Schneelage:

Am 22. und 25. lagen punktuell Schneeflecken, insbesondere in den Frühstunden. Eine geschlossene Schneedecke kam in München (bei Weitem) nicht zustande.

Gewittertätigkeit:

Zu einem November-Gewitter reichte es in München in diesem Jahr nicht. Am nächsten kam uns das Gewitter, welches am frühen Abend des 20. über dem Hohen Peißenberg niederging.

Luftdruck:

Über weite Strecken des Monats dominierte hoher Luftdruck, zwischen 1. und 18. sogar durchgehend, wobei erst am 15. ein Wert von weniger, als 1020 HPa auftrat! Regelrecht "Achterbahn" fuhren die Werte dann desöfteren in der Schlußdekade. Die höchsten Werte wurden am 12. mit 1031 HPa, am 8. und 14. mit jeweils 1032 HPa, am 2. mit 1033 HPa, sowie gleich am 1. mit dem diesbezüglichen Monatsmaximum von 1034 HPa gemessen. Die niedrigsten Werte gab es mit 1009 HPa am 26., mit 1008 HPa am 25, mit 1002 HPa am 22., mit 999 HPa am 20. und am 21. wurde mit 997 HPa das diesbezügliche Monatsminimum erreicht (alle anderen 25 Tage des Monats hatten stets Werte von mehr, als 1013 HPa, also "Hochdruck"!). Der stärkste Luftdruckfall erfolgte von 1021 HPa am 19. auf 999 HPa am 20., unmittelbar gefolgt vom deutlichsten Luftdruckanstieg, welcher, ausgehend von 997 HPa am 21., bis zum 23. auf 1028 HPa erfolgte.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte an vier Tagen (1., 2., 3. und 27.) Sättigungsfeuchte mit maximalen 100%. Am 20. (im Dauerregen), sowie am 21. waren es Maxima von 98%. Am 26. konnte die Luftfeuchtigkeit (bei einem Maximum von 97%) nicht unter 81% absinken. Vermehrt traten niedrige Werte auf: 48% waren es am 19., 46% am 13., 45% am 18. und 24., 42% am 4. und 11., 39% am 15., 37% am 16. und am 10. wurde mit 31% das absolute diesbezügliche Monatsminimum erreicht. Zwischen 15. und 19. lagen an fünf Tagen hintereinander sämtliche Werte unterhalb von 80%!

Wind:

Der Wind frischte gleich an 16 Tagen (9., 10., vom 13. mit 23. täglich, sowie vom 28. mit 30.) stärker auf, hierbei wurde an sechs Tagen (15., 18., 19., 20., 29. und 30.) Sturmstärke erreicht (wobei am 20. und 30. nicht mehr allzuviel zu Windstärke zehn fehlte). Vom 1. bis 3., sowie am 27. gab es Nordwind, vom 21. bis 23., sowie am 25. und 26. Nordwestwind. Südostwind trat am 4. und 5. auf, am 12. und 24. war es Südwind. An allen anderen 17 Tagen kam der Wind durchgängig aus Südwest bis West.

Sonstige Beobachtungen:

Vom 1. bis in die Vormittagsstunden des 4. herrschte eine markante Inversionswetterlage. Im Zusammenspiel mit Föhn an den Alpen (der den ganzen Monat über München nicht erreichte) stellte sich hierbei am 3. eine extreme Temperaturverteilung ein: Während um 10 Uhr in München nur +1 Grad C gemessen werden konnte, meldete der Hohe Peißenberg zeitgleich +18 Grad C (!) und selbst auf der Zugspitze war es zu diesem Zeitpunkt mit +6 Grad C deutlich wärmer, als in unserer Stadt!

An vier Tagen (1. mit 3., sowie am 27.) war Nebel zu verzeichnen.

Am 8. gegen 16 Uhr waren in dünner hoher Bewölkung zunächst Ansätze von Lichtbögen, danach kurzzeitig eine (rechtsseitige) Nebensonne am Südwesthorizont zu beobachten.

Klare trockene Warmluft plus Sturm sorgten in den Nachmittagsstunden des 18. für eine perfekte Alpensicht.

Durch die langanhaltende, sonnenscheinreiche Warmphase stiegen sogar die Wassertemperaturen der oberbayerischen Seen bis zur Monatsmitte nochmals um bis zu vier Grad an (Beispiel: Anstieg der Wassertemperatur des Starnberger Sees von Anfang bis Mitte November von +8 auf +12 Grad C!).

Die Münchner Erdbodentemperaturen lagen in 2 bis 50 cm Tiefe am 12. bei hohen +11 bis +14 Grad C, am 23. noch immer bei +5 bis +9 Grad C (weshalb der in der Schlußdekade gefallene Schnee hier überhaupt keine Chance hatte, liegen zu bleiben).

Das Wetter "anderswo" im November 2015:

Ungewöhnliches Extremwetter in unserer "Nachbarschaft": In Garmisch-Partenkirchen stieg am 2. die Temperatur von morgendlichen -1,5 Grad C auf nachmittägliche +20,9 Grad C an. Noch deutlicher war die Temperaturamplitude am selben Tag in Zwiesel (Temperaturanstieg von -5,0 auf +22,1 Grad C!). Doch auch diese Werte erwiesen sich als "ausbaufähig": Haidmühle meldete (auch am 2.) einen Temperaturanstieg von -11 auf +19 Grad C. Und am 3. steht wiederum für Haidmühle sowohl strenger Frost (Temperaturminimum -10,1 Grad C), als auch ein Warmer Tag (Temperaturmaximum: +21,5 Grad C) in den Büchern! Ungewöhnliches ereignete sich am 2. und 3. auch über der Arabischen Halbinsel, wo der tropische Wirbelsturm "Chapala" mit Windspitzen von 180 km/h und Regenmengen von 200 bis örtlich 500 mm innerhalb von 48 Stunden den Oman und den Jemen erwischte (dort sind normalerweise etwa 100 mm Niederschlag im Jahresmittel zu erwarten!). "Chapala" fiel durch seine ungewöhnliche Zugbahn auf, wohl begünstigt durch sehr hohe Wassertemperaturen der Arabischen See, sowie El Nino-Effekte. Nach jahrelanger Trockenheit ließ - ebenfalls zu Beginn des Monats - der dort stärkste Regen seit 18 Jahren die Atacama-Wüste (im Norden von Chile, bzw. südlich von Peru - eine der trockensten Landschaften der Erde) erblühen (rund 200 verschiedene Blumen- und Pflanzenarten wurden vom Wasser "zum Leben erweckt"). Eine Serie von mindestens 28 Tornados, begleitet von Hagel und heftigen Gewittern, zog vom 17. bis zum 19. über den Mittleren Westen der USA (insbesondere Kansas, Oklahoma, Nebraska) hinweg, nachdem dort feucht-heiße Luft aus dem Golf von Mexiko mit polarer Kaltluft zusammengetroffen war. Ein mit höhenkalter Luft angefülltes Tief (-30 Grad C in 5 km Höhe) löste in Zusammenspiel mit dem noch fast +20 Grad C warmen Wasser des Mittelmeeres zwischen 24. und 27. über weiten Teilen Süditaliens schwere Gewitter, die teilweise mit Großhagel einhergingen, aus. In der Folge zogen (Höhen-)Tief und Unwetter weiter in Richtung Griechenland. Als sehr ungünstig erwies sich eine windschwache, kalte Hochdrucklage in Zusammenwirken mit Abgasen aus Verkehr und Industrie zum Monatsende über dem Großraum Peking, da sich dort regelrechter Giftsmog (höchste Warnstufe) entwickeln konnte.

Gez. ©Peter Müller, 07.03.2016

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