Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im November 2014 in München

Der November 2014 war in München bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu warm, etwas zu trocken und außergewöhnlich windschwach.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Fast den ganzen Monat standen sich umfangreiche Tiefdruckkomplexe über dem Atlantik, bevorzugt mit Kern im Bereich der Britischen Inseln und ein mächtiges russisches Festlandhoch, bevorzugt mit Zentrum im Großraum Moskau, gegenüber. Durch Kaltluftvorstöße in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum konnten sich dort massive Gewitter- und Niederschlagszellen ausbilden. Die dadurch bedingte südliche Ausgleichsströmung verursachte beispielsweise im Großraum Genua wiederholt schwere Überschwemmungen (vor allem in der Mitteldekade), da sich die feuchte Mittelmeerluft an der Alpensüdseite staute. Auf der Nordseite der Alpen wurde durch diese Wettersituation wiederholt Föhn ausgelöst. Eine ähnliche Großwetterlage bestimmte schon nahezu den gesamten Winter 2013/2014 in Mitteleuropa, als die Südalpen mit Schneemassen zu kämpfen hatten, während aus den Nordalpen häufig Sonnenschein, Wärme und Schneemangel gemeldet wurde. Über den Vereinigten Staaten von Amerika stellte sich im November 2014 das aus dem zurückliegenden Winter ebenfalls bereits bekannte Strömungsmuster in Form von weit südwärts ausgreifenden, massiven Kaltluftvorstößen ein, wodurch die Tiefdruckbildung über dem Atlantik gefördert wurde, welche bei uns wiederum zu einer - meridional ausgerichteten - süd-südwestlichen Grundströmung führte. Die Warmluft aus Süden konnte sich bei uns jedoch wegen fehlender Windunterstützung oft nicht durchsetzen, sondern beschränkte sich auf die unmittelbaren alpinen Gebirgsregionen und Hochtäler, während am Boden zunehmend eine feuchte Kaltluftschicht dominierte.

Temperaturverhältnisse:

Mit +7,0 Grad C errechnet sich eine um zwei Grad zu hohe Monatsmitteltemperatur. Hierbei war mit +9,6 Grad C die erste Dekade deutlich zu warm, die Mitteldekade mit +7,2 Grad C im Mittel etwas weniger übertemperiert und die Schlußdekade weist im Schnitt nur noch +4,1 Grad C auf.

Wärmster Tag des Monats war der 4. mit einer Mitteltemperatur von +16 Grad C. An diesem Tag wurde mit exakt +22,9 Grad C auch die absolute Höchsttemperatur des Monats gemessen (zugleich neuer Tageswärmerekord, bislang lag dieser bei +20,8 Grad, gemessen am 04.11.1996). Der absolute Monatsrekord für einen Novembermonat liegt in München weiterhin bei +24,2 Grad C (vom 01.11.1968).

Das höchste Tagestemperaturminimum (nach vorangegangener mildester Nacht des Monats) wurde auch am 4. mit +9 Grad C festgestellt. In der ersten Monatshälfte lagen die Tiefsttemperaturen meist bei +5 Grad C oder darüber, in der zweiten Monatshälfte sehr häufig unter +5 Grad C.

Gleich 13 Tage (alle vom 1. mit 5., sowie der 8., 9., 12., 13., 15., 16., 22. und 24.) hatten Höchsttemperaturen von +10 Grad C und mehr, wobei es sogar noch zu zwei Warmen Tagen reichte, denn neben dem "Rekordtag" am 4. wurde auch am 2. eine Tageshöchsttemperatur von +20 Grad C erreicht. Ebenfalls fast spätsommerlich warm zeigten sich der 3. mit einem Maximum von +19 Grad C und der 1. mit einem Maximum von +18 Grad C.

Kältester Tag des Monats war der 30. mit einer Tagesmitteltemperatur von +1 Grad C. Kaum weniger kalt zeigten sich auch der 28. und 29., wobei an allen drei Tagen mit jeweils +2 Grad C die niedrigste Tageshöchsttemperatur erreicht wurde. Der niedrigste Einzelwert der Temperatur wurde (ebenfalls) am 30. mit 0 Grad C gemessen (exakt waren es bei der Meßstation des DWD an der Dachauer Straße +0,4 Grad C, sowie im Münchner Westen +0,3 Grad C). Somit blieb der November 2014 - und auch der gesamte meteorologische Herbst 2014 - frostfrei! Gleiches ereignete sich auch in den Jahren 1994 und 2002. Vor 1994 blieb in der Münchner Wetterhistorie nur der November des Jahres 1913 ohne Frost!

Zum Vergleich ein paar Kälte-Rekorddaten für den November: Im Jahr 1920 hatte München 24 Frosttage, im Jahr 1921 sogar 12 Eistage und in den Jahren 1879 und 1942 Temperaturminima von -14 bzw. -15 Grad C!

Sonnenschein:

Anstelle der normalen 74 gab es in diesem Jahr nur 62 Sonnenstunden, von denen wiederum mehr als die Hälfte der Monatssumme gleich auf die ersten vier Tage entfiel. Am 1., 2. und 3. wurden jeweils Tagessummen von mehr, als acht Sonnenstunden registriert, mit dem absoluten Maximum von 9,5 Stunden am 3.; darüber hinaus hatten nur noch weitere drei Tage (4., 8., 9.) wenigstens fünf Stunden Sonne zu bieten. Gänzlich ohne Sonne blieben gleich 15 Tage (5., 6., 10., 13., 14., 17. mit 19., 21., sowie alle Tage vom 25. mit 30.), an weiteren drei Tagen (7., 20. und 23.) waren es zudem jeweils nur wenige Minuten Sonnenschein.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 6,2 Achtel (normal wären 6,1 Achtel gewesen). Die erste Dekade war hierbei mit 4,5 Achteln noch recht freundlich, die zweite und dritte Dekade zeigten sich hingegen mit 6,8 bzw. 7,2 Achteln der Himmelsfläche extrem trüb. Durchweg heitere Tage traten zwei (am 2. und 3., an denen es fast wolkenlos war) auf. Vorherrschend trüb waren nicht weniger, als 20 Tage (alle außer dem Zeitraum von 1. mit 4., sowie dem 8., 9., 12., 16., 22. und 24.), von denen wiederum elf, nämlich der 6., 13., 14., 18., 19., sowie die letzten sechs Tage des Monats allesamt völlig bedeckt ausfielen.

Niederschläge:

Nur an zehn (statt 15) Tagen gab es Niederschläge. Hierbei fiel stets Regen. Nur in den frühen Morgenstunden des 6. kam auch vorübergehend Schnee herab, der schon am Vormittag wieder in Regen überging. Die Monatsniederschlagssumme belief sich auf 48 mm (normal 61 mm), wobei fast alles davon an nur zwei Tagen zusammenkam, nämlich am 6. mit 17 mm sowie am 18. mit 26 mm Tagesniederschlag! Die längsten Trockenphasen (neben der Zeit vom 1. bis 4.) dauerten jeweils sechs Tage und traten vom 7. mit 12. und vom 25. mit 30. auf.

Schneelage:

In den Morgenstunden des 6. zwischen sechs und neun Uhr lag (auch) in München vorübergehend eine durchbrochene Naßschneedecke, diese wurde durch Übergang des Niederschlages in Regen jedoch rasch wieder abgetaut. Südlich von München (z.B. im Raum Wolfratshausen) und erst recht im unmittelbaren Alpenvorland konnte sich am selben Tag bereits eine geschlossene Schneedecke ausbilden.

Gewittertätigkeit:

Zu einem November-Gewitter kam es in München in diesem Jahr nicht.

Luftdruck:

Lange Zeit traten bevorzugt niedrige, in der Schlußdekade dann gehäuft hohe Luftdruckwerte auf. Die höchsten Werte wurden hierbei mit 1025 HPa am 22., mit 1026 HPa am 19., 21., 24. und 25., sowie dem Monatsspitzenwert von 1027 HPa am 1., 20. und 23. gemessen. Die niedrigsten Werte gab es mit 1005 HPa am 11., 17. und 18., mit 1003 HPa am 3. und 12., mit 999 HPa am 15. und 16., und am 4. und 5. wurde mit 993 HPa das diesbezügliche Monatsminimum erreicht. Der stärkste Luftdruckanstieg erfolgte im Tagesverlauf des 5. von 993 HPa auf 1009 HPa, wobei sich der Anstieg bis auf 1016 HPa am 6. noch fortsetzte. Stark steigend war die Tendenz auch ausgehend von 1005 HPa am 18. bis hin zu 1026 HPa am 19.! Der größte Luftdruckfall erstreckte sich über mehrere Tage und erfolgte ausgehend von 1024 HPa am 2. auf 993 HPa am 4. (2. 1024 auf 1016 HPa, 3. 1016 HPa auf 1003 HPa, 4. 1003 auf 993 HPa). Auch vom 25. bis zum 27. war ein deutlicher Rückgang des Luftdruckes von 1026 auf 1011 HPa zu verzeichnen.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte an vier Tagen (23., 28., 29 und 30.) Sättigungsfeuchte mit maximalen 100%. An den letzten drei Tagen des Monats konnte sie zu keinem Zeitpunkt unter 91% absinken. Neun weitere Tage hatten Spitzenwerte von 98 oder 99% (sechs davon in der Schlußdekade). Die niedrigsten Werte gab es mit 50% am 8., mit 44% am 5. (nachts um 1 Uhr!), mit 42% am 2., mit 35% am 3. (nach morgendlichen 94%), sowie mit 23% am föhnigen 4. (bei einem Tagesmaximum von 57%) als absolutem Monatsminimum.

Wind:

Der Wind frischte nur an vier Tagen (4., 16., 18. und 25.) stärker auf, wobei jeweils nur Spitzen bis sechs Beaufort erreicht wurden. Jahreszeitübliche Sturmlagen kamen aufgrund der festgefahrenen Großwetterlage bei uns nicht zustande. Vom 2. bis in den 5. hinein gab es Südwind, am 5. erfolgte rasche Winddrehung auf Nordwest, diese Richtung wurde auch am 6. beibehalten. Dazu trat am 7. umlaufender Wind und vom 18. bis 19. Westwind auf. An allen anderen Tagen herrschte, von ganz kurzen Phasen mit südlicher Komponente abgesehen, durchgängig Ostwind vor.

Sonstige Beobachtungen:

Am Nordrand der Alpen lebte wiederholt der Föhn auf. An fünf Tagen erreichte er auch München. Extrem stark zeigte sich der Föhn am 4. (z.B. durch Südorkan mit Windspitzen bis 173 km/h auf der Zugspitze) und war maßgeblich an der Rekordwärme dieses Tages beteiligt. Schon am 2. und 3. war in München Föhneinfluß zu verzeichnen. In den frühen Morgenstunden des 5. war diese markante Föhnlage dann zu Ende. Am 11. und 12. herrschte erneut Föhn unmittelbar an der Alpennordseite (Zugspitze: Föhn-Orkan mit Windspitzen bis 137 km/h am 11., bis 133 km/h am 12., Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen bis +20 Grad C bei sechs Sonnenstunden am 11., Kiefersfelden bis +20 Grad C am 12.). In der Nacht zum 12. erreichte zwischen 0 und 2 Uhr eine "Föhnwelle" kurzzeitig auch München (vorübergehender Anstieg der Temperatur von +8 Grad C auf +13 Grad C, zugleich Absinken der Luftfeuchte von 85 auf 61%). Am 1. und am 15. erreichte der Föhn München nicht, war aber von der Stadt aus bei geeignetem Standort mit Blickrichtung Süd gut zu erkennen.

Nennenswerte Inversionen kamen gleich an 18 Tagen (1. mit 3., 9., 11. mit 15., 17. und fast in der gesamten Schlußdekade) zustande. Während sich diese Wettersituation zunächst vor allem auf die Nacht- und Frühstunden beschränkte, hielt diese in der Schlußdekade, von kurzen zeitlichen Phasen an einzelnen Tagen abgesehen, nahezu durchgehend an, da nun über einer feuchten, bodennahen Kaltluftschicht in der Höhe trockene Warmluft herangeführt wurde (mittlere Lagen zwischen 1000 und 1500 m Höhe meldeten wiederholt Temperaturen zwischen +10 und +16 Grad C). Dadurch bedingt hatte die Zugspitze mit +6 Grad C am 23. ein höheres Tagestemperaturmaximum, als München mit +5 Grad C. Am 30. war es am frühen Morgen auf der Zugspitze mit +2 Grad C wärmer, als in München mit nur wenigen Zehntelgraden über dem Gefrierpunkt. Am extremsten stellte sich die Inversionssituation am 24. um 5.30 Uhr dar, als auf dem Hohen Peißenberg (986 m Höhe) +16,7 Grad C gemessen wurden, in München zum selben Zeitpunkt jedoch nur +3 Grad C!

Nebel oder Hochnebel hatte München an nicht weniger, als 17 Tagen (9. mit 11., 13. mit 17., 21., sowie vom 23. mit 30.), wobei dieser in der Schlußdekade oft ganztags anhielt. Zudem war am 12. stärkerer Dunst zu verzeichnen. Am Nachmittag des 2., gegen 15 Uhr, konnte in München eine Nebensonne beobachtet werden.

Das Wetter "anderswo" im November 2014:

Begünstigt durch einen stark wellenden Jetstream, einhergehend mit einem Tiefdrucktrog westlich von uns, traten bereits vom 3. bis zum 7. u.a. im Bereich Südfrankreichs, der Südalpen, der Adria oder auch auf Malta Starkniederschläge auf (z.B. Luqa/Malta am 7.: Windsprung von Süd auf Nordwest, Spitzenböen bis 119 km/h = Orkan, dazu Schauer und Gewitter). Extremwetter stellte sich insbesondere zwischen 15. und 21. über den USA ein: An der amerikanischen Westküste entstand ein stark meridional ausgerichtetes Hochdruckgebiet, welches an seiner Westseite Warmluft tropischen Ursprungs bis in arktische Breiten verfrachtete, aber im Gegenzug - in Verbindung mit einem Tief über der amerikanischen Ostküste - massiv polare Kaltluft über dem Festland südwärts führte, welche über den Großen Seen (Wassertemperatur etwa +13 Grad C) mit Feuchte angereichert wurde und für massive Schneefälle sorgen konnte (z.B. Buffalo 150 cm Neuschnee in 24 Stunden am 19.). Wiederholt katastrophale Überschwemmungen über weite Teile des Monats erlebte die Region Genua, wo sich anstelle der für November normalen 160 mm Niederschlag gleich rund 700 mm aufsummierten! Ähnlich sah es auch im Tessin (Südschweiz) aus, wo statt 214 mm gleich 1.100 mm Regen herunter kamen. Kaltluft und Tiefdruckeinfluß reichten zeitweise sogar bis nach Nordafrika, exemplarisch genannt sei hier das marokkanische Agadir, wo der November 2014 anstelle der dort üblichen 40 mm gleich mehr, als 200 mm Regen brachte. "München-12.07.1984-reloaded" hieß es am 27. im australischen Brisbane, als dort (mit Windspitzen bis 140 km/h einhergehend) tennisballgroßer Hagel fiel, welcher unter anderem auch massive Schäden an sich am Boden befindlichen Flugzeugen verursachte.

Gez. ©Peter Müller, 01.12.2014

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