Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im November 2011 in München

Der November 2011 war in München bei weit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer normal temperiert und brachte einen neuen Trockenheits-Monatsrekord zustande. Zudem war der Witterungsverlauf außergewöhnlich ruhig. Nahezu den ganzen Monat war Hochdruckeinfluß bestimmend, wodurch im Flachland eine exorbitante Anzahl von Tagen mit Nebel und Inversionslagen auftrat, während in vielen mittleren und höheren Berglagen neue November-Höchstwerte bei Sonnenschein und Temperatur erreicht werden konnten.

Für München errechnet sich mit +5,3 Grad C eine völlig normale Monatsmitteltemperatur, wobei die erste Dekade mit durchschnittlich +8,8 Grad C am wärmsten, die Mitteldekade mit +3,1 Grad C am kältesten war. Für die Schlußdekade errechnen sich +4,0 Grad C.

Wärmster Tag des Monats war der 5. mit einer Mitteltemperatur von +12 Grad C. An diesem Tag wurde mit +18 Grad C auch die absolute Höchsttemperatur des Monats gemessen, und in der mildesten Nacht des Monats vom 4. zum 5. kühlte es nur bis auf +8 Grad C ab.

Noch fünf Tage (4., 5., 6., 8. und 27.) brachten Höchsttemperaturen von +15 Grad C und mehr zustande, zu einem warmen Tag reichte es in diesem Jahr in München nicht mehr.

Kälteste Tage des Monats waren der 23. und der 24. mit einer Tagesmitteltemperatur von wintertauglichen -1 Grad C (Minimum jeweils -2 Grad C), wobei an beiden Tagen auch die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats mit jeweils 0 Grad C gemessen wurde.

Es gab elf Frosttage - alle im Zeitfenster zwischen dem 14. und 26., an weiteren drei Tagen (am 13., 16. und 27.) lag das Tagestemperaturminimum genau bei 0 Grad C. Die absolute Monatstiefsttemperatur von -2 Grad C wurde gleich an sechs Tagen erreicht.

Anstelle der eigentlich normalen 74 hatte dieser Monat in München gleich 122 Sonnenstunden zu bieten! An vier Tagen - interessanterweise alle in der zweiten Monatshälfte - gab es hierbei jeweils mehr, als acht Stunden Sonne (am 17., 18., 22. und 27.). Gänzlich ohne Sonne blieben acht Tage (7., 10., 11., 14. bis 16., 23. und 24.). Am Flughafen München gab es nur knapp 80 Sonnenstunden, nördlich des Stadtzentrums gab es auch schon ein bis zwei Eistage zu verzeichnen. Andererseits hatten einige alpine Bergstationen heuer mehr Sonnenstunden im November, als im Juli!

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf 5,1 Achtel (normal wären 6,1 Achtel gewesen) - und das obwohl "echte" Bewölkung fast den ganzen Monat über kaum vorhanden war. Da im Gegensatz zum Dunst, der als "atmosphärische Erscheinung" gilt, Nebel aber als "Wolkenart" definiert ist, ergibt sich dieser Wert. Die einzelnen Dekadenmittelwerte (5,1 - 5,4 - 4,8) weisen keine allzugroßen Unterschiede auf. Durchweg heiter waren drei Tage (17., 18. und 21.); am 27. zog abends nach einem sehr sonnigen Tag Bewölkung auf. Einen völlig wolkenlosen Tag gab es nicht. Vorherrschend trüb waren neun Tage, einerseits der 30., andererseits die acht bereits angeführten sonnenlosen Tage, welche wiederum allesamt völlig bedeckt blieben.

Keinen Nebel gab es in München nur am 5., 17., 18., 21., 26., 27. und 30., an sieben Tagen also. Im Umkehrschluß hatten wir folglich nicht weniger, als 23 Tage mit Nebel oder Hochnebel zu verzeichnen! Noch extremer ist die Anzahl der Tage mit deutlichen Inversionslagen, welche sich auf sagenhafte 26 aufsummierte! Ohne nennenswerte Inversion blieben nur vier Tage (8., 18., 26. und 30.)! Am 10., 11., vom 13. bis 16. und vom 22. bis 24. hielt die Inversionslage jeweils auch ganztägig an, an den anderen Tagen ragte München zumindest über die Mittagsstunden aus der Inversion heraus. Einige Male war ein klassisches Absinken der Inversion bis zum Erdboden zu verzeichnen, jeweils verbunden mit einem deutlichen Temperaturanstieg (so z.B. am 17., als die Temperatur von -2 auf +12 Grad C anstieg, am 18. war ein Anstieg von -1 auf +12 Grad C zu beobachten und am 21. einer von +1 auf +12 Grad C). Am 14. kam sogar eine "doppelte" Inversion (mit zwei Temperaturumkehrungen) mit folgenden Tageshöchsttemperaturen zustande: München +2 Grad C, Oberstdorf +12 Grad C, Hohenpeißenberg +9 Grad C, Wendelstein +10 Grad C, Zugspitze +5 Grad C!

An nur zwei (statt 15) Tagen gab es Niederschlag: Am 10. in Form von Nebelnässen (0,1 mm), sowie am 26. als Regen (1,0 mm). Am 23. und 24. war außerdem noch auseisender Hochnebel (in nicht meßbarer Menge) zu beobachten. Die Monatsniederschlagssumme beläuft sich somit auf 1,1 mm (anstelle der normalen 61 mm!), was einen neuen Trockenheitsrekord für einen November in München bedeutet (bisher: 4 mm im Jahr 1920). Zugleich ist der November 2011 damit in der Münchner Klimageschichte der dritt-trockenste Monat überhaupt. Noch niederschlagsärmer war es nur im Oktober 1943, der völlig niederschlagsfrei blieb und im April 1893 mit 0,3 mm als Monatsniederschlagssumme. Von Platz 3 auf 4 in dieser Wertung rutscht nun der Januar 1997, der es auf 1,6 mm brachte, ab. Überhaupt keinen Niederschlag gab es teilweise im unmittelbaren Alpenvorland und den Alpen selbst (z.B. Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck). Als Folge der Trockenheit gab es ab dem 20. im Bereich Falkenberg/Lenggries/Sylvenstein-Stausee ebenso einen tagelang andauernden Waldbrand, wie im österreichischen Spittal.

Totale "Fehlanzeige" zu vermelden ist hinsichtlich Tagen mit Gewittern, Schneefall und Schneedeckentagen, sowie auch in Bezug auf (Herbst-)Stürme.

Nur an einem einzigen Tag (27.) frischte der Wind stärker auf (bis 6 Beaufort), womit es vom 16.Oktober mit 26.November sechs Wochen lang keinen einzigen Starkwind-Tag gab, was - insbesondere für diese Jahreszeit - schon sehr ungewöhnlich ist. Vor allem in den ersten beiden Dekaden war fast ausnahmslos Ostwind vorherrschend, nur sporadisch drehte der Wind auch mal auf Südost bis Süd. Zwischen 25. und 30. kam der Wind dann viermal aus Südwest und zweimal aus umlaufenden Richtungen.

An drei Tagen reichte der Föhn bis nach München herein, wobei am 5. südlich von uns noch spätsommerliche Temperaturen erreicht werden konnten (Holzkirchen +23 Grad C, Kiefersfelden und Kufstein bis +24,4 Grad C). Am 27. stieg in München die Temperatur dank Föhnunterstützung von 0 auf +15 Grad C an. Ein Hauch von Föhn spielte auch noch am 30. mit, als bereits in der Nacht die Temperatur von +1 auf +7 Grad C anstieg, was später - hinsichtlich der Föhnreichweite - dann noch besser an den Temperaturwerten von 11 Uhr erkennbar war, als München-Stadt +11 Grad C hatte, der Flughafen im Erdinger Moos jedoch nur +2 Grad C!

Die relative Luftfeuchte erreichte gleich an 17 Tagen Sättigungfeuchte mit vollen 100%! Die niedrigsten Werte waren 50% am 17., 45% am 21. sowie die - föhnbedingten - 28% am 27. als mit deutlichem Abstand tiefsten Wert des Monats.

Beim Luftdruck überwogen aufgrund der immer wieder erfolgenden Hochdruckneubildungen nahezu am selben Ort hohe Werte. An zehn Tagen gab es Werte von 1030 HPa und mehr, 1035 HPa waren es am 23. und 25., 1036 am 12., 13. und 26. und am 24. wurde der Monatsspitzenwert mit 1038 HPa erreicht. Die tiefsten Werte wurden am 3. mit 1008 HPa, am 4. mit 1007 HPa und am 5. mit dem Monatstiefstwert von 1006 HPa gemessen. Eine ähnlich gelagerte, stabile Großwetterlage kennen wir noch aus dem heißen August 2003, damals war die Hochdrucklage allerdings noch markanter mit drei Kernen über Skandinavien, Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum sowohl am Boden, als auch in der Höhe.

Auf der Zugspitze, die am 30. nur noch 18 cm Altschnee aufweisen konnte, traf an einigen Tagen wieder extrem trockene Warmluft ein, so am 13., als um 16 Uhr bei +5 Grad C nur 2% relative Luftfeuchte gemessen wurde, was einer Taupunkttemperatur von -39 Grad C entspricht. Ähnliche Werte gab es dann auch am 14. und 25. mit erneut positiven Temperaturen, Feuchtewerten von 2-3% und Taupunkttemperaturen von -38 bis -41 Grad C!

Wichtig für unser Wetter war insbesondere, daß die Hochdruckblockade ihre Schwerpunkte östlich von uns hatte, sodaß Kaltluftvorstöße aus Norden nicht in Richtung Mitteleuropa, sondern in Richtung östlicher Mittelmeerraum zielten. Dort war es - aufgrund der dort ankommenden trockenen Festlandsluft - zwar sehr sonnig und ebenfalls zu trocken, Athen hatte aber bereits ab dem 11. nicht mehr die +20 Grad C erreichen können (während im November 2010 kaum ein Maximum von weniger als +20 Grad C gemessen wurde). Ähnliches gilt auch für Antalya, wo der November 2010 noch 15 Sommertage aufweisen konnte, der November 2011 hingegen nur genau einen! Wild zu ging es hingegen im westlichen und zentralen Mittelmeerraum, wo durch das Eintreffen (hochreichender) kalter Meeresluft schwere Gewitter mit Starkregen ausgelöst wurden. Hierbei gab es um den 4. herum mal ein "echtes" Genua-Tief, welches dort bis zu 400 mm Regen fallen ließ, was zu schweren Überflutungen (mit den entsprechenden Schäden) führte. Mailand hatte vom 3. zum 4. auch noch beachtliche 232 mm Regen zu melden. Das spanische Bilbao hatte vom 4. bis 6. 204 mm Regen, das französische Nizza im selben Zeitraum immerhin auch noch 134 mm. Zwischen 19. und 23. gab es in Teilen Frankreichs, sowie in Süditalien erneut Starkniederschläge mit örtlichen Mengen von über 100 mm innerhalb von 12 Stunden. Bereits am 8. stufte der amerikanische Wetterdienst "NOAA" erstmals ein Tief im westlichen Mittelmeerraum als "Tropisches Tief" (kreissymmetrische Struktur, Fehlen von Warm- und Kaltfront, Zuordnung zu Kategorie 1 nach Saffir-Simpson aufgrund der gemessenen Windspitzen) ein.

Gez. ©Peter Müller, 01.12.2011

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