Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Oktober 2012 in München

Das Wetter im Oktober 2012 war in München großen Schwankungen unterworfen. In der ersten Monatsdekade bestimmte eine zyklonale Westlage das Geschehen. Anschließend stellte sich zunehmend eine meridionale Ausrichtung der Großwetterlagen über Mitteleuropa ein. Dadurch ergaben sich (auch) bei uns zahlreiche Extreme. Diese führten letztendlich jedoch zu statistisch nahezu völlig normalen Werten.

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +10,4 Grad C. Damit war der Monat minimal (um wenige Zehntelgrad) untertemperiert. Für die erste Dekade errechnen sich noch recht angenehme +13,7 Grad C, für die Mitteldekade +11,7 Grad C und für die Schlußdekade nur noch +6,3 Grad C im Mittel.

Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde mit +25 Grad C am 6. gemessen. Damit gab es - zumindest punktuell in einigen Stadtteilen - noch einen verspäteten Sommertag. Mit einer Tagesmitteltemperatur von +18 Grad C wurde der 6. auch zum wärmsten Tag des Monats.

Warme Tage mit mindestens +20 Grad C als Tageshöchsttemperatur gab es - statt der normalen drei - heuer sogar fünf (am 3., 5., 6., 17. und 19.), andererseits wurde sieben Mal (am 15., am 23., sowie vom 26. bis 30. an fünf Tagen hintereinander) als Temperaturmaximum nicht einmal die +10 Grad C-Marke erreicht.

Die niedrigste Tageshöchsttemperatur gab es am 28. und 29. mit jeweils nur +1 Grad C. Diese beiden Tage waren dann, mit einer Mitteltemperatur von 0 Grad C (was an einem durchschnittlichen Januartag normal wäre!), auch die kältesten des Monats. Der niedrigste Einzelwert der Temperatur trat mit -2 Grad C am 28. auf (mit Beginn der Winterzeit in der Nacht zum 28. stellte sich "passenderweise" somit auch gleich richtiges Winterwetter ein).

Frosttage sind in den zurückliegenden Jahrzehnten im Oktober hier immer seltener geworden (früher galt als mittlerer Termin für den ersten Luftfrost in München der 12.10.). Heuer jedoch gab es gleich vier (an den letzten vier Tagen des Monats). An einem Eistag schrammten wir knapp vorbei, diese stellen im Oktober allerdings im wahrsten Wortsinn ein Jahrhundertereignis dar, denn es sind bislang überhaupt nur zwei (der 31.10.1881 mit einer Höchsttemperatur von -0,7 Grad C, sowie der 27.10.1950 mit einer Höchsttemperatur von -0,5 Grad C) überliefert.

Die mildeste Nacht war die zum 7. mit einer Tiefsttemperatur von +14 Grad C. Eine im Tagesverlauf durchgehende Kaltfront ließ bis zum Abend die Temperatur jedoch bis auf +8 Grad C absinken. Dennoch hatten fünf Tage (alle in der ersten Dekade) noch Temperaturminima von +10 Grad C und mehr.

Zur "Feier des Tages der Offenen Tür" bei der hiesigen Regionalzentrale des Deutschen Wetterdienstes war München am 14. mit einer Tageshöchsttemperatur von +16,5 Grad C wärmster Ort in ganz Deutschland.

Der Sonnenschein summierte sich auf insgesamt 129 Stunden (normal 131). Am 3. und 19. reichte es noch für jeweils zehn Sonnenstunden. Andererseits blieben sechs Tage (10., 22., 23., 24., 26. und 27.) gänzlich ohne Sonne, an weiteren vier Tagen (1., 9., 15. und 28.) waren es nur ganz wenige Augenblicke Sonnenschein.

Auch der durchschnittliche Bewölkungsgrad fiel mit 5,3 Achteln der Himmelsfläche (anstelle von 5,2) nahezu völlig normal aus. Die erste Dekade hielt sich mit 5,3 Achtel im Mittel fast genau an den Normwert, die zweite brachte 4,3 Achtel und die dritte 6,1 Achtel. Nur der 19. war durchweg heiter (aber nicht wolkenlos), vorherrschend trüb fielen 13 Tage aus, wovon wiederum fünf (10., 22., 23., 24. und 27.) total bedeckt blieben.

An 12 Tagen (normal wären 14 gewesen) fielen Niederschläge. Hierbei gab es bis zum 16. ausschließlich Regen, bzw. Regenschauer, sowie am 1. Nebelnässen. Am trockensten war der Zeitraum vom 17. bis zum 26., in dem es bis auf ausnässenden Nebel am 22. und 23. keinen Niederschlag gab. Am nassesten Tag des Monats (27. mit 16 mm Tagessumme) fiel zunächst Regen, der ab Mittag in Schnee überging. Am 28. fiel nur Schnee. Die Monatssumme von 61 mm (normal 56 mm) war minimal zu hoch.

Eine Schneedecke gab es an vier Tagen, diese bildete sich bis zum Abend des 27., als sie zunächst 3 cm Höhe erreichte. Am 28. war mit 8 cm die maximale Schneehöhe des Monats fällig. Am 29. waren es 3 cm, am 30. morgens noch 2 cm durchbrochen, bevor der Schnee dann abtauen konnte. Vergleichbar kalt mit Schnee war es hier im Oktober (vor 2012) zuletzt im Jahr 2003 (1 cm Schneehöhe bei einer Tageshöchsttemperatur von +1 Grad C am 24.10.2003).

Fast die ganze Wetterpalette wurde uns am 12. geboten: Bis in den Vormittag hinein zäher Nebel (Hochdruckeinfluß!), mittags Nebelauflösung, Regen, etwas Wind und Erwärmung (Warmfrontdurchgang!), sowie abends Quellwolkenaufzug mit Wolkenrolle und nachfolgendem Schauer mit starken Böen (Kaltfrontdurchgang!). Zu einem bei dieser Wetterkonstellation auch im Herbst durchaus möglichen Gewitter kam es in München nicht (der Monat blieb hier ohne Gewittertag), wohl aber im Dachauer Hinterland (Hebertshausen meldete gegen 17.30 Uhr gleich mehrere Blitzentladungen).

Der Wind frischte an acht Tagen (2., 4. bis 7., 9., 12. und letztmals bereits am 15.!) stärker auf und erreichte am 4. (Schauerböen) und 6. (Föhnsturm) jeweils Windspitzen bis 8 Beaufort (somit zwei Sturmtage). Bemerkenswert: In der zweiten Monatshälfte war kein einziger Starkwindtag zu verzeichnen! Noch bemerkenswerter: Dies passierte im Vorjahr exakt genauso! In der ersten Monatshälfte dominierten die Grundrichtungen Süd bis West (nur am 8., 10., 11. und 13. Ostwind), ab Monatsmitte (16. bis 19.) drehte der Wind von Südwest über Süd und Südost schrittweise auf Ost, wobei der seltene Fall eintrat, daß auf eine Föhnlage eine Hochdrucklage (im "Normalfall" wird Föhn durch Tiefdruckfronten beendet) folgte. Nach der Ostwindphase (21. bis 26.) war am 27. Nordwind an der Reihe, wobei unter Tiefdruckeinfluß auf direktem Wege Kaltluft vom Nordpol bis in den Alpenraum geführt wurde. Am 28. kam der Wind aus Nordost, bevor er am 29. über Nord zunächst auf West und zum Monatsende dann auf Südost drehte.

Die höchsten Luftdruckwerte wurden mit jeweils 1025 HPa am 7., 8., 22. und 23. gemessen. Die diesbezüglich tiefsten Werte gab es am 14. und 15. mit 1000 HPa, am 26. mit 996 HPa, am 31. mit 995 HPa, sowie dem Monatsminimum von 991 HPa am 27.; am 7. stieg der Luftdruck hinter einer Kaltfront von 1013 auf 1025 HPa an, am nächsten Tag fiel er gleichermaßen wieder von 1025 auf 1013 HPa ab.

Die relative Luftfeuchtigkeit erreichte - einerseits bedingt durch Nebel und Inversion, andererseits in Zusammenhang mit stärkeren Niederschlägen - gleich an zehn Tagen ihr Maximum von vollen 100% (9. bis 11., 13., 19. bis 22., 27. und 28.). Die diesbezüglich niedrigsten Werte gab es am 19. mit 45%, am 14. mit 44%, am 3. mit 42%, am 17. mit 38%, sowie am 6. mit dem Monatsminimum von 32%.

An der zunehmenden Anzahl von Inversionslagen erkennt man das Fortschreiten der Jahreszeit. Am 18. und 19. konnte diese Wettersituation noch nicht ganztags anhalten. In den Abendstunden des 20. begann (ab ca. 19 Uhr erkennbar mit Nebelbildung) eine durchgängige Inversionslage, die sich erst im Laufe des 25. wieder auflöste. Am 23. war es hierbei beispielsweise auf der Zugspitze mit +9 Grad C wärmer, als in München mit +8 Grad C, während in mittleren Höhenlagen, etwa auf "Wendelstein-Niveau", +12 bis +14 Grad C gemessen werden konnten.

Nebel gab es gleich an zehn Tagen (am 1., vom 10. bis 12., vom 20. bis 24. und am 26.).

Am Alpenrand lebte wiederholt der Föhn auf. Am 3., 6. und 17. reichte er bis München. Auch der 14. zeigte sich in der Stadt - zumindest leicht - föhnig. Am 4., 18. und 19. war der Föhn von München aus gut erkennbar, erreichte uns aber an diesen Tagen nicht. Auf dem Hohenpeißenberg wurde am 19. in Zusammenhang mit massivem Föhndurchbruch mit +26,9 Grad C ein neuer Oktober-Wärmerekord aufgestellt. Wärmer war es dort im ganzen Jahr nur an elf Tagen (je einmal im April und Mai, viermal im Juni, zweimal im Juli und dreimal im August, zuletzt am 21.August)! Am selben Tag hatte die Zugspitze bei knapp +10 Grad C und schwerem Südsturm nur noch 6% relative Luftfeuchte (was einer Taupunkttemperatur von -27 Grad C entspricht).

Ist es eine Form des natürlichen Ausgleiches? Nachdem erst im September im Nordpolargebiet ein Rekordminimum bezüglich der Polareisbedeckung des arktischen Meeres zu verzeichnen war (3,41 Millionen Quadratkilometer), erreichte die Eisbedeckung des Südpolarmeeres im Oktober mit einer Ausdehnung von rund 20 Millionen Quadratkilometern ein neues Rekordmaximum! Ein Kernthema des Monats war auch Hurrikan "Sandy". Dieser zog von der Karibik und Kuba (schon dort am 25. mit Luftdruckfall auf 960 HPa, Windspitzen bis 200 km/h und Starkregenschauern wütend) ausgehend in Richtung Ostküste der USA, welche er vom 29. zum 30. erreichte. Bedingt durch ein starkes, blockierendes Hoch über dem Atlantik konnte "Sandy" nicht den "tropensturmüblichen" Weg - vor der amerikanischen Ostküste abdriften und unter Abschwächung nordostwärts auf offenes Wasser ziehen - nehmen. Ein zweites, weit nord-südwärts ausgerichtetes, Hochdruckgebiet über dem nordamerikanischen Festland kanalisierte "Sandy" dann sogar in Richtung Kanada, wo es mit einem winterlichen Orkantief zusammentraf. Dazu kamen im Vorfeld noch extreme Temperaturgegensätze über Nordamerika (am 28. -30,8 Grad C am Meßpunkt Eureka Airport, Nunavut, 11 m NN einerseits, +38 Grad C auf San Nicholas Island, Kalifornien, 174 m NN andererseits). "Sandy" schlug im wahrsten Sinne des Wortes mit folgenden Werten an der US-Ostküste auf: Kerndruck unter 950 HPa, Windspitzen bis 172 km/h, Niederschlagssummen in 48 Stunden bis zu 214 Liter pro Quadratmeter. Und auf der Westseite des Sturmsystems strömte auch noch polare Kaltluft mit hoher Geschwindigkeit südwärts, welche Blizzards auslöste und für ein Schneechaos sorgen konnte (z.B. West Virginia bis 70 cm Neuschnee in wenigen Stunden). Kein Wunder, daß das öffentliche Leben in den betroffenen Gegenden nachhaltig lahmgelegt wurde und schwerste Verwüstungen auftraten. Bedenkt man, daß der Hurrikan "Irene", der Ende August 2011 einen ähnlichen Verlauf nahm (aber deutlich schwächer war), erstmals seit 1830 in New York für hurrikanbedingte Überschwemmungen sorgte, kann man in diesem Falle fast schon von einem "Jahrtausend-Doppelereignis" sprechen...

Gez. ©Peter Müller, 06.11.2012

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