Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im September 2020 in München

Der September 2020 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu warm und zu trocken. Das Wettergeschehen war dabei über längere Zeit hochdruckgeprägt.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Der Monat begann mit einer schmalen Hochdruckzone vom nordwestlichen Mitteleuropa bis nach Skandinavien. Die Fronten eines kräftigen Islandtiefs sorgten für Sturm und Regen über den Britischen Inseln und drückten das Skandinavienhoch rasch nach Osten weg. Am 4. und 5. sorgte ein Hoch mit Kern über den Alpen im Süden Deutschlands für sommerliche Wetterverhältnisse, während es über dem nördlichen Mitteleuropa unter dem Einfluß eines Nordmeertiefs feucht-kühl war. Hinter einer am 6. durchgehehenden Kaltfront gab es für zwei Tage eine Stausituation auf der Alpennordseite. Vom 8. bis zum 12. erstreckte sich eine Zone hohen Luftdruckes von den Azoren über Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer, während die Atlantiktiefs, von Island ausgehend, über Skandinavien ostwärts zogen. Mit allmählicher Ostwärts-Verlagerung des hochreichenden Hochdruckgebietes erfolgte von 13. bis 16. eine zunehmende Zufuhr subtropischer Luftmassen. Hinter einer trockenen Kaltfront, die am Abend des 16. lediglich mit etwas Wind und Wolkenfeldern durchging, folgte in der Zeit vom 17. bis zum 21. rasch ein neuer Hochdruckkomplex mit Zentren über dem Nordatlantik, Mitteleuropa und dem Schwarzen Meer nach, allerdings nun mit kühleren Luftmassen, deutlich spürbar besonders im Norden Deutschlands, wo vorübergehend Polarluft wetterbestimmend war. Ab dem 22. waren Labilisierung und zunehmender Tiefdruckeinfluß zu verzeichnen, während sich der Hochdruckschwerpunkt nach Osten und Südosten verlagerte (Hitze nun insbesondere über Südosteuropa). Zunächst blieben über Südbayern noch warme Luftmassen erhalten, mit einer Troglage über Mitteleuropa (vom Nordpolargebiet bis in den zentralen Mittelmeerraum reichend) nebst korrespondierendem Höhentief erfolgte aber ab dem 25. (auch hier) ein markanter Kaltlufteinbruch. An den letzten Tagen des Monats blieb das Azorenhoch "passiv" über dem Atlantik liegen, während uns (weiterhin) immer wieder Tiefausläufer aus Westen, bzw. Nordwesten erreichten.

Temperaturverhältnisse:

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +16,7 Grad C (Dekadenwerte: +17,5 / +19,4 / +13,1 Grad C) und lag damit ein Grad über der Norm.

Wärmste Tage waren der 14. und 15. mit einer Mitteltemperatur von jeweils +22 Grad C. Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde hierbei am 15. mit +29 Grad C erreicht, mildeste Nacht war die zum 16., in welcher die Temperatur nicht unter +17 Grad C absank (gleichbedeutend mit dem "höchsten Tagestemperaturminimum" des Monats). Warme Tage (normal 13) gab es nicht weniger, als 20 (3. mit 5., sowie vom 8. bis zum 24. gleich 17 hintereinander), anstelle der normalen drei Sommertage traten beachtliche neun (4., 5., 9., 12. mit 16., 22.) auf. Zu einem "Heißen Tag" reichte es nicht mehr. Nur an sieben Tagen (am 19., sowie vom 25. bis zum 30. täglich) unterschritt das Temperaturminimum die "+10 Grad C-Marke". Ein neues höchstes Tagestemperaturminimum brachte der 5. mit +15,6 Grad C (bisher +15,2 Grad C vom 05.09.1949) zustande.

Das absolute Temperaturminimum des Monats wurde am 28. mit +5 Grad C erreicht. Der 28. war zudem kältester Tag des Monats mit einer Tagesmitteltemperatur von +7 Grad C. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur (+8 Grad C) brachte der 26. (zudem einziger Tag mit einem Maximum unter +10 Grad C). An 24 Septembertagen hätte dieser Wert für einen Tageskälterekord ausgereicht, allerdings an keinem 26.09., denn da sind maximale +6,7 Grad C aus dem Jahr 1912 für diesen Tag notiert.

Sonnenschein:

Die Sonnenscheinbilanz war mit einer Monatssumme von 214 Stunden (anstatt der normalen 171) deutlich positiv (Dekadenwerte: 65 - 105 - 44 Stunden), wobei allein die Mitteldekade für knapp die Hälfte davon verantwortlich war. Elf Tage (4., 9., 12. mit 16., 19. mit 21., 27.) brachten es jeweils auf mehr, als zehn Stunden Sonnenschein, wobei von 12. bis 15. täglich rund zwölf Stunden Sonne erreicht wurden. Nur wenige Minuten Sonnenschein hatten der 28. und 29., während wir am 25. und 26. überhaupt keine Sonne zu sehen bekamen.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 4,0 Achteln (anstelle der normalen 4,6 Achtel) der Himmelsfläche unter der üblichen Norm (Dekadenwerte: 4,5 - 2,1 - 5,3). Acht heiteren Tagen (9., 12. mit 15., 19. mit 21.) standen sieben vorherrschend trübe (1., 6., 23., 25., 26., 28., 29.) gegenüber, wovon der 25. und 26. durchgängig bedeckt waren.

Niederschläge:

Die Anzahl der Niederschlagstage (1., 2., 5. mit 7., 22. mit 26., 28., 29.) war mit zwölf (normal 14) ebenso unterdurchschnittlich, wie die Niederschlagsmenge mit 65 mm (statt der normalen 86 mm). Als Niederschlagsart war ausschließlich Regen zu verzeichnen, welcher am 25. mit 35 mm die größte Tagesmenge (als länger anhaltender Regen) erbrachte. Die längste Trockenphase des Monats stellten die 14 Tage zwischen dem 8. und dem 21. dar.

Gewittertätigkeit:

Einen Gewittertag hatten wir am 22., als es zwischen 17.45 und 18.30 Uhr (auch) in München blitzte und donnerte. Der Kern der Gewitterzelle blieb knapp südlich des Stadtzentrums stationär liegen (kaum Luftbewegung). Leichtes Donnergrollen in der Ferne war am 5. gegen 19 Uhr im Norden Münchens vernehmbar. Von einem größeren Gewittercluster in der Nacht vom 16. zum 17. (Raum Rosenheim, Chiemsee, Berchtesgadener Land, Kiefersfelden) bekamen wir hier nichts mit.

Luftdruck:

Bis zum Nachmittag des 20. lagen sämtliche Luftdruckwerte im barometrischen Hochdruckbereich. Die höchsten Werte des Luftdruckes wurden hierbei mit 1027 HPa am 7. und 13., mit 1028 HPa am 9. und 14., sowie mit 1029 HPa am 8. als absolutem Monatsmaximum erreicht. Die niedrigsten Werte hatten der 27. mit 1003 HPa, der 24. mit 1002 HPa, der 26. mit 1001 HPa sowie der 25., mit 1000 HPa als absolutem Monatsminimum. Die Schwankungen der Werte hielten sich in Grenzen, der deutlichste Fall von 1015 auf 1002 HPa erfolgte zwischen 22. und 24., während der kräftigste Anstieg von 1003 auf 1020 HPa vom 27. bis zum 29. stattfand.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte ihre höchsten Werte am 1. und 25. (mit 97%), sowie am 26. mit 98% jeweils in länger anhaltenden Regenfällen, während das absolute Monatsmaximum von 100% am 8. mit Nebel einherging. Die niedrigsten diesbezüglichen Werte wurden am 4., 5., 15., 16. und 27. mit jeweils 40%, sowie am 3. und 13. mit 38% als absolutem Minimum gemessen.

Wind:

Der Wind frischte (nur) an fünf Tagen (am 5., sowie zwischen 24. und 27. täglich) stärker auf und erreichte hierbei am 26. Sturmstärke (Böen bis 8 Beaufort). Am 1. und 2. war der Wind noch uneinheitlich, vom 3. bis 5. hatten wir Südwestwind mit Drehung des Windes über West auf Nordwest am Abend des 5., gefolgt von Nordwest- bis Nordwind am 6. und am 7. gab es dann Nord- bis Ostwind. Zwischen 8. und 15. herrschten unter hochreichendem Hochdruckeinfluß nur schwache, meist uneinheitliche Windverhältnisse vor (wenn mal etwas Wind spürbar war, so aus Ost, oder Südost). Auf Südwestwind am 16. folgte am 17. Drehung von West über Nord auf Ost, letztgenannte Richtung bestimmte dann vom 18. bis zum 21. das Geschehen. Zwischen 22. und 26. folgte eine Phase mit Südwest- bis Westwind. Am 27. drehte der Wind von West über Süd auf Ost. Am 28. und 30. waren umlaufende Windrichtungen zu verzeichnen, am 29. "unterbrochen" von südwestlichem bis westlichem Wind.

Sonstige Beobachtungen:

Nennenswerte, jeweils auf die frühen Morgenstunden beschränkte, Inversionen traten an sechs Tagen (9., 13., 15., 19. mit 21.) auf, am deutlichsten war diese Wettersituation am 19. um 6 Uhr (Hoher Peißenberg +14 Grad C, München-Stadt +9 Grad C, München-Flughafen/Erdinger Moos +3 Grad C). Einen Nebeltag hatten wir am 8. (beschränkt auf die frühen Morgenstunden), zudem gab es am 18. Hochnebel. Faszinierende "Lichtspiele" über Stunden hinweg brachte der Nachmittag des 24. mit sich, ab 12.40 Uhr bis zum Abend hin waren immer wieder Sonnenhalos und Nebensonnen zu sehen, teilweise auch Lichtbögen mit Irisierung (sogar außerhalb des "23-Grad-Winkel-Halo-Bereiches" rund um die Sonne!).

Markante Wetterereignisse andernorts im September 2020:

- vom 5. bis zum 9., Denver: Vom Hochsommer in den Winter und danach wieder zurück in den Sommer! Zwischen zwei Hochdruckgebieten (eines über West-Kanada, eines an der US-Ostküste) "mogelte" sich ein kleines, aber intensives Sturmtief südwärts. Auf Höchsttemperaturen von +34 bis +38 Grad C am 5., 6. und 7. folgte in der Nacht zum 8. ein ungebremster Polarluftvorstoß. Innerhalb von 18 Stunden fiel die Temperatur von +36 auf +1 Grad C ab (einhergehend mit Gewittern, Sturmböen bis 95 km/h, Anstieg der relativen Luftfeuchte von 20% auf 100%, sowie markantem Druckanstieg von 1001 auf 1027 HPa hinter der Kaltfront). Die ergiebigen Schneefälle, die im Verlauf des 8. auftraten, hätten (bei entsprechend tiefen Erdbodentemperaturen) für eine Höhe von 20 cm ausgereicht, trotz leichten Luftfrostes am Abend des 8. und in der Nacht zum 9. blieb aber nichts davon liegen. Ab dem 12. herrschte dann rasch wieder Sommerwetter mit +25 bis +30 Grad C und viel Sonnenschein,

- am 15., Arktis: Das Jahresminimum des arktischen Meereises wurde an diesem Tag erreicht und lag mit einer Ausdehnung von 3,74 Millionen Quadratkilometern (normal zu diesem Zeitpunkt wären 6,33 Mio. Quadratkilometer) auf sehr niedrigem Niveau (noch weniger war es in den letzten 40 Jahren nur im September 2012). Ab dem 16. setzte Eisausdehnung aufgrund sinkender Temperaturen ein,

- 17. bis 19., Griechenland: Dort erreichte das tropensturmähnliche Tief "Ianos" (ein rotierendes Gebilde aus Gewittern und Schauern ohne Fronten) mit Zentrum westlich von Athen seinen Höhepunkt mit Schwergewittern, Starkregen bis zu 200 mm sowie über fünf Meter hohen Wellen an den betroffenen Küsten und Windspitzen bis zu 150 km/h. Sturmschäden, Überschwemmungen, Erdrutsche und Steinlawinen verursachten hierbei umfangreiche Schäden,

- am 25., Schweizer Alpen: Wintereinbruch! Montana (Kanton Wallis) meldete 25 cm Neuschnee - und damit einen diesbezüglichen Septemberrekord seit dem Jahr 1931,

- Lebhafte atlantische Tropensturmsaison mit einigen Rekorden: Noch nie tauchte der 18. namentlich benannte Hurrikan so früh im Jahr auf, wie "Sally" am 13./14.September vor der US-Golfküste. Zum Ende der Mitteldekade lag der (ehemalige) Tropensturm "Wilfried" vor der portugiesischen Küste (ohne an Land zu gehen) und am 23. war die Namensliste (A-W für die ersten 21 Wirbelstürme der Saison) "aufgebraucht" (was nach 2005 überhaupt erst zum zweitenmal geschah),

- Weltweit wärmster September: Laut US-Klimabehörde NOAA war der September 2020 weltweit der wärmste seit 1880 (die Jahre 2015 und 2016 liegen in dieser Wertung nun auf den Plätzen 2 und 3). Der "Wärmeüberschuß" lag bei 0,97 K bezogen auf das globale Temperaturmittel des 20.Jahrhunderts.

Gez. ©Peter Müller, 24.11.2020

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