Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im September 2019 in München

Der September 2019 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer normal temperiert und dabei zu trocken. Zur Monatsmitte kehrte der Sommer noch einmal zurück.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Am 1. war über dem Süden Deutschlands noch Warmluft unter zunehmender Labilisierung bestimmend, bevor am 2. eine Kaltfront die Alpen erreichte. Dem nachfolgenden (kurzzeitigen) Stau bereitete ein Hoch bereits am 3. ein rasches Ende. Während es über dem Süden auch am 4. noch sonnig und warm war, bestimmte bereits wieder tiefer Luftdruck das Geschehen über Norddeutschland. Ab 5. stellte sich - nach Passage der Kaltfront eines Skandinavientiefs - eine kühle, nasse und wechselhafte Wetterphase ein, wobei ein stationäres Hoch über dem Atlantik (Kerndruck bei 1035 HPa) einerseits am Boden kalte Luft aus Norden, andererseits ein Adriatief in der Höhe feuchte Luft aus Süden heranführte. In der Mitteldekade dominierten hier mehrere Hochdruckgebiete (Azoren/Atlantik/Britische Inseln, Mitteleuropa, Osteuropa). Über den Norden Europas zogen derweil immer wieder Tiefdruckgebiete. Nach Durchzug einer langgestreckten, über Bayern nur wenig wirksamen, Kaltfront am 17. brachte das nächste Hoch rasch wieder freundliches Wetter, aber vorübergehend auch kalte Nächte (Tiefstwerte am 20.: München-Flughafen -1 Grad C, Funtensee -5 Grad C)! Am 20. lag der Hochkern mit 1030 HPa direkt über Deutschland, verlagerte sich an den Folgetagen ostwärts, blieb aber zunächst noch wetterbestimmend. Eine atlantische Kaltfront leitete ab 23. mit einer nachfolgend hochreichenden westsüdwestlichen Grundströmung einen unbeständigen Abschnitt ein, in welchem sich weitere Tiefausläufer mit Zwischenhochs abwechselten. Diese Wetterlage dauerte bis zum Monatsende an.

Temperaturverhältnisse:

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +15,8 Grad C und war damit absolut normal. Die erste Dekade hatte hierbei ein Mittel von +15,0 Grad C, die Mitteldekade eines von +16,6 Grad C und die Schlußdekade +15,9 Grad C.

Wärmster Tag war der 1. mit einer Mitteltemperatur von +23 Grad C. Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde ebenfalls gleich am 1. mit +28 Grad C erreicht, mildeste Nacht war wiederum die zum 1., in welcher die Temperatur nur auf +18 Grad C absank (gleichbedeutend mit dem "höchsten Tagestemperaturminimum" des Monats, zudem war es auch das höchste jemals offiziell an einem 1.September in München gemessene Temperaturminimum (+17,7 Grad C, bisher: +16,1 Grad C vom 01.09.2016).

Warme Tage gab es 14 (am 1., 3., 4., von 11. bis 17. sieben hintereinander, sowie am 21., 25., 27. und 29.), anstelle der normalen drei Sommertage traten immerhin fünf (am 1., 4., 13., 15. und 16.) auf. Zu einem "Heißen Tag" reichte es nicht mehr. Nur an acht Tagen (8. mit 10. und 18. mit 22.) unterschritt das Temperaturminimum die "+10 Grad C-Marke".

Das absolute Temperaturminimum des Monats wurde am 20. mit +5 Grad C nach einer wolkenarmen Nacht erreicht. Der 20. war zudem kältester Tag des Monats mit einer Tagesmitteltemperatur von +10 Grad C und hatte mit +12 Grad C auch die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats.

Sonnenschein:

Die Sonnenscheinbilanz war mit einer Monatssumme von exakt 200 Stunden (anstatt der normalen 171) positiv (Dekadenwerte: 49 / 98 / 53 Stunden), wobei allein die Mitteldekade für knapp die Hälfte davon verantwortlich war. Elf Tage (1., 3., 4., 10., 13., 15., 18. mit 21. und 29.) brachten es jeweils auf mehr, als zehn Stunden Sonnenschein, wobei am 4. mit 13 Stunden Sonne das absolute Maximum erreicht wurde. Fast das astronomisch mögliche Maximum brachte (auch) der 21. mit zwölf Sonnenstunden. Nur wenige Minuten Sonnenschein hatten der 6. und 7., während wir am 2., 8. und 23. überhaupt keine Sonne zu sehen bekamen.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 3,9 Achteln (anstelle der normalen 4,6 Achtel) der Himmelsfläche unter der jahreszeitüblichen Norm (Dekadenwerte: 4,6 - 2,5 - 4,6). Sieben heiteren Tagen (3., 4., 13., 15., 18., 19., 21.) standen nur fünf vorherrschend trübe (6. mit 8., 23. und 26.) gegenüber. Durchgängig wolkenlos oder bedeckt war jeweils kein einziger Tag.

Niederschläge:

Die Anzahl der Niederschlagstage lieferte mit (normalen) 14 eine Punktlandung. Die Niederschlagsmenge von 67 mm (statt der normalen 86 mm) war hierbei unterdurchschnittlich, als Niederschlagsart war ausschließlich Regen zu verzeichnen, welcher am 8. mit 24 mm die größte Tagesmenge (als länger anhaltender Regen) verursachte. Die längste Trockenphase des Monats stellten die 13 Tage vom 10. bis zum 22. dar, in diesem Zeitraum brachte nur der 17. geringfügigen (0,1 mm) Regen.

Gewittertätigkeit:

In Zusammenhang mit einem Kaltfrontdurchgang gegen 18.20 Uhr hatten wir am 27. in München einen Gewittertag, dabei waren punktuell (aber nicht in allen Stadtteilen!) stürmische Böen und Regenschauer zu verzeichnen.

Luftdruck:

Die höchsten Werte des Luftdruckes wurden allesamt in der Mitteldekade gemessen. 1030 HPa waren es am 19. und 20., 1032 HPa am 12. und 14. und am 13. hatten wir 1033 HPa als absolutes Monatsmaximum. Die niedrigsten Werte traten mit 1010 HPa am 22. und 24., mit 1009 HPa am 25., sowie mit dem absoluten Monatsminimum von 1005 HPa am 29. und 30. auf. Deutlichen Luftdruckfall hatten wir zwischen 14. und 16. von 1032 auf 1015 HPa, zwischen 20. und 22. von 1030 auf 1010 HPa, sowie am 29. von 1019 auf 1005 HPa, während der stärkste Luftdruckanstieg zwischen 10. und 12. von 1016 auf 1032 HPa zu verzeichnen war.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte ihre höchsten Werte zwischen 8. und 10., wobei am 8. (bei einem Maximum von 98%) ganztags kein Wert unter 88% gemessen werden konnte, am 10. als Höchstwert ebenfalls 98% festgestellt wurden und am 9. das absolute Monatsmaximum von 100% zustande kam. Die niedrigsten diesbezüglichen Werte wurden am 18., 20. und 21. mit jeweils 35%, sowie am 3. und 4. mit 30% (in extrem trockener Luft unter hohem Luftdruck, wobei am 3. mittags auf der Zugspitze nur noch 6% an relativer Luftdeuchte "vorhanden" waren) als absolutem Minimum gemessen.

Wind:

Der Wind frischte an acht Tagen (am 1., 9., 23., 24., sowie an den letzten vier Tagen des Monats täglich) stärker auf und erreichte hierbei an zwei Tagen (24., Schauerböen und 30., bis nach Bayern reichendes Starkwindfeld eines Sturmtiefs über Norddeutschland und Dänemark) Sturmstärke. Am 1., 2. und 5. kam der Wind aus westlichen Richtungen, am 3., 4. und 6. aus umlaufenden, am 7. drehte der Wind von Nord auf West, nach Westwind am 8. erfolgte am 9. Drehung von West auf Süd, am 10. dann auf Ost. Variablem Wind am 11. folgte Südwestwind am 12., im Verlauf des 13. Drehung von Südwest auf Nord und am 14. weiter auf Ost. Aus Süd bis West gab es Wind am 15. und 16., gefolgt von Nordwestwind am 17., Nordost- bis Ostwind war zwischen 18. und 22. an der Reihe, ehe sich ab dem 23. bis zum Monatsende Südwest- bis Westwind einstellen konnte.

Sonstige Beobachtungen:

Nennenswerte, jeweils auf die frühen Morgenstunden beschränkte, Inversionen waren an vier Tagen (4., 13., 15. und 22.) zu verzeichnen. Weite Teile der Stadt blieben frei von Nebel, lediglich am 15. war weit im Münchner Norden punktuell Nebel beobachtbar. Am 24. zwischen 13.30 und 13.45 Uhr befanden sich schwache Nebensonnen, aber kräftige Lichtbögen am Münchner Mittagshimmel. Ein klassischer chaotischer Himmel war am Nachmittag des 27. (mit allen möglichen Wolkengattungen sowie zwischenzeitlichen Sonnenhalos) zu bewundern.

Wetter-Historie - Vor 120 Jahren: Isar-Dammbruch nördlich von München

Zwischen 8. und 13.September 1899 wurden weite Teile Südbayerns von länger anhaltenden und ergiebigen Regenfällen heimgesucht. München erhielt in diesen sechs Tagen insgesamt 125 mm Regen. Im Raum Salzburg-Rosenheim waren es allein am 12. zwischen 100 und 190 Liter Regen pro Quadratmeter. Dadurch wurde (auch) die Isar hochwasserführend und "wild". Im Freisinger Raum wurde am 13. ein Damm zunächst überspült, später brach dieser. Schwere Überflutungen und enorme Schäden u.a. im Bahnhofs- und Werkviertel waren die Folge. Auch das dortige Lerchenfeld wurde (nebst Volksfest) unter Wasser gesetzt. Erst 30 Jahre später, im Jahr 1929, begann das "neuzeitliche" Freisinger Volksfest im Luitpoldpark (welches bis heute von vergleichbaren Wetterkatastrophen verschont geblieben ist).

Markante Wetterereignisse andernorts im September 2019:

- vom 1. bis zum 12., Hurrikan "Dorian": Dieser, zweitstärkste atlantische Tropensturm seit 1950, erreichte mit Windgeschwindigkeiten von knapp 300 km/h zu Monatsbeginn zunächst die Bahamas (schwere Verwüstungen dort waren die logische Folge), am 4. und 5. passierte er die US-Ostküste, insbesondere mit starken Niederschlägen und Fluten, am 7. und 8. befand er sich als "posttropischer Zyklon" an der Ostküste Kanadas (Windspitzen "nur noch" 148 km/h und Sturmfluten), mutierte bis zum 10. dann zu einem "normalen" Islandtief, welches bis zum 12. Skandinavien unter weiterer Abschwächung überquerte (und anschließend aus unserer Wahrnehmung entschwand),

- am 10., finnischer September-Wärmerekord: Die in Joutseno-Konnunsuo gemessenen +26,2 Grad C sind dort die höchste jemals in einem September erreichte Temperatur. Ursache hierfür war ein von Südosteuropa ausgehender, nordwärts ausgreifender Hochkeil, der Warmluft bis nach Nordeuropa transportierte,

- 11. bis 13., Südosten Spaniens: Dort gehen die schwersten Unwetter seit 1987 nieder. Verbreitet fallen verbreitet 200 mm Niederschlag, punktuell bis zu 600 mm innerhalb von 15 Stunden (besonders betroffen: Mittelmeerküste mit Orten Alicante, Almeria, Granada, Malaga, Murcia, Valencia),

- am 20., Norden und Mitte von Griechenland: Im Norden des Landes Stürme und Hagelunwetter (u.a. Thessaloniki betroffen), in der Mitte Griechenlands nach örtlich monatelanger Trockenheit ebenfalls heftige, mit Hagelschlag einhergehende Unwetter,

- am 29., US-Bundesstaat Montana (NW der USA): Ungewöhnliche Kälte für die Jahreszeit, dazu knapp ein Meter Neuschnee,

- Monatsende, "Lorenzo" - Ein Wirbelsturm auf Abwegen: In der Nacht zum 29., weit draußen auf dem Atlantik zwischen Mittelamerika und Westafrika, erreichte der Hurrikan Kategorie 5 mit einer dauerhaften Windgeschwindigkeit von mindestens 260 km/h. Das Besondere daran: Er lag ca. 1000 Kilometer weiter östlich, als jemals ein Hurrikan vergleichbarer Stärke aufgetaucht ist und zudem recht weit nördlich. Im weiteren Verlauf erreichte er - abgeschwächt auf Kategorie 2 - die Azoren, welche zuletzt im Jahr 1926 von einem vergleichbaren Wirbelsturm erfaßt wurden.

Gez. ©Peter Müller, 16.11.2019

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