Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im September 2015 in München

Der September 2015 war in München trotz einiger Hitzespitzen etwas zu kalt und dabei bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu trocken.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Zu Beginn des Monats lag ein Tief über der Nordsee, dieses führte am 1. zunächst noch subtropisch heiße Luft nach Südbayern, mit Ostverlagerung ab dem 2. jedoch polare Luftmassen auf direktem Weg bis zu den Alpen. Anschließend standen sich bis zum 8. ein Hoch über den Britischen Inseln (Kerndruck etwas über 1030 HPa) und ein Tief im Großraum Moskau (Kerndruck knapp unter 1000 HPa) gegenüber und hielten über Mitteleuropa die stark meridional geprägte Nordlage aufrecht. Ab dem 9. verlagerte sich der Hochdruckschwerpunkt unter Verstärkung zunächst nach Skandinavien und mit Beginn der Mitteldekade weiter in den Moskauer Raum (dort nun mit einem Kerndruck von bis zu 1040 HPa). Da jetzt tiefer Luftdruck über den Britischen Inseln lag (und die vorherige Wetterlage sich somit exakt umkehrte!), stellte sich über Mitteleuropa erneut eine meridionale, aber nun südliche, Großwetterlage ein. Dadurch strömte warme Luft in unser Gebiet, zusätzlich lebte zur Monatsmitte an den Alpen vorübergehend ein massiver Föhn auf. Ab dem Nachmittag des 17. und an den Folgetagen bestimmte die Kaltfront, bzw. die Rückseite des ehemaligen Tropensturms "Henri" (der uns als normales Atlantiktief erreichte) unser Wetter. Weitere Tiefs ließen die Zufuhr kühler Meeresluft nach Mitteleuropa andauern. Diese Kaltluft erreichte ab Beginn der Schlußdekade nun auch den zentralen und östlichen Mittelmeerraum, wodurch besonders über Teilen Italiens und der Türkei heftige Unwetter ausgelöst wurden. Ab dem 25. dominierte bei uns ein starkes und umfangreiches Hochdruckgebiet. Da dieses seinen Schwerpunkt (mit zeitweise bis zu 1045 HPa Kerndruck) über dem Westen Rußlands, Skandinaviens und der Nordsee hatte, blieb es hierzulande zwar trocken, lebhafter Nordost- bis Ostwind ließ jedoch keine (weiteren) spätsommerlichen Gefühle mehr aufkommen.

Temperaturverhältnisse:

Die Münchner Monatsmitteltemperatur belief sich auf +15,2 Grad C. Damit war der September 2015 knapp ein Grad zu kalt. Die erste Dekade hatte hierbei (ebenfalls) +15,2 Grad C, die Mitteldekade war mit +17,5 Grad C am wärmsten und in der Schlußdekade sanken die Temperaturen deutlich auf durchschnittliche +12,8 Grad C ab.

Wärmster Tag war gleich der 1. mit einer Tagesmitteltemperatur von +24 Grad C. Mit dem neuen Rekordwert von +31,8 Grad C für das höchste Temperaturmaximum an einem ersten September (bisher: +31,7 Grad C vom 01.09.2009) wurde an diesem Tag auch das absolute Temperaturmaximum des Monats erreicht. In der Nacht zum 1. reichte es sogar noch zu einer Tropennacht mit Tiefstwerten von +20,1 bis +20,5 Grad C (wobei der etwas höhere Wert der amtliche ist). Ebenfalls am 1. gab es das höchste Tagestemperaturminimum des Monats mit +16,0 Grad C (am späten Abend).

Warme Tage traten nur noch zehn (anstelle der normalen 13) auf, nämlich am 1., 4., vom 11. mit 13., vom 15. mit 17., sowie am 19. und 21.; überdurchschnittlich war dagegen mit fünf (normal nur drei) die Anzahl der Sommertage, welche am 1., 12., 13., 16. und 17. stattfanden. Dabei reichte es in zwei Fällen (am 1. und 16.) auch noch zu Heißen Tagen. Anzumerken ist, daß am 16. vor allem im Münchner Südwesten die +30 Grad C erreicht wurden. Am 17., als der Deutsche Wetterdienst ein Maximum von +30,1 Grad C meldete (während dort für den 16. nur +29,8 Grad C als Maximalwert in den Büchern stehen), hatte beispielsweise der Stadtteil München-Laim nur +29 Grad C als Tageshöchsttemperatur. Die heuer nochmals sehr hohen Temperaturen zur Monatsmitte reichten nicht für neue Rekordwerte aus, denn in der Mitteldekade des Septembers 1947 herrschte eine extreme Hitzewelle, deren Spitzenwerte bis heute unübertroffen sind!

Das absolute Temperaturminimum des Monats wurde am 11. mit +6 Grad C erreicht, weitere drei Tage (28., 29. und 30.) hatten eine Tiefsttemperatur vom +7 Grad C. Kälteste Tage waren der 23., 28. und 30. mit einer Tagesmitteltemperatur von jeweils +11 Grad C. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur wurde am 23. mit +13 Grad C gemessen. Am 24. blieb die Tageshöchsttemperatur mit +14 Grad C ein weiteres Mal unter der "+15 Grad C-Marke". An insgesamt 13 Tagen (6., 7., 9. mit 11., 21. mit 25. und 28. mit 30.) wurden Tagestemperaturminima unter +10 Grad C registriert.

Sonnenschein:

Die Sonnenscheinbilanz war mit einer Monatssumme von 144 Stunden (anstatt 171) negativ. Nur noch drei Tage (11., 21. und 30.) brachten es jeweils auf mehr, als zehn Stunden Sonnenschein, wobei am 21. mit fast zwölf Sonnenstunden (als es nach bedeckter Nacht kurz vor Sonnenaufgang rapide aufklarte) das absolute - tatsächliche und astronomisch mögliche - Maximum erreicht wurde. Nur ganz wenig Sonne gab es am 3. und 23. und weitere zwei Tage, nämlich der 2. und 26. präsentierten sich absolut ohne einen einzigen Sonnenstrahl.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad war mit 5,4 Achteln (statt 4,6) der Himmelsfläche deutlich erhöht, wobei sich der Wolkenanteil am Himmel sehr gleichmäßig auf die einzelnen Dekaden (5,6 - 5,3 - 5,4) verteilte. Heitere Tage? - Absolute Fehlanzeige! An 19 Tagen gab es jeweils Tagesmittelwerte zwischen drei und fünf Achteln. Elf Tage (2., 3., 5., 7., 14., 18., 20., sowie vom 23. mit 26. gleich vier hintereinander) waren vorherrschend trüb, wobei zwei (2. und 26.) davon völlig bedeckt blieben.

Niederschläge:

Relativ häufig, an 19 (statt 14) Tagen, gab es Niederschläge. Allerdings fiel, von einigen Ausnahmen zu Monatsbeginn abgesehen, selten recht viel, sodaß sich nur eine unterdurchschnittliche Monatsmenge von 60 mm (anstelle von 86 mm) aufsummieren konnte. Die Niederschläge fielen ausschließlich als Regen. Am 1. und 3. trat mit jeweils 13 mm das Tagesmaximum auf. Mit den 9 mm, die zusätzlich am 2. herabkamen, entfiel somit mehr, als die Hälfte des Monatsgesamtniederschlages auf die ersten drei Tage des Monats. Die längste Trockenphase des Monats dauerte immerhin sieben Tage und war zwischen 24. und 30. zu verzeichnen, darüberhinaus blieben nur noch der 9., 10., 16. und 21. trocken.

Gewittertätigkeit:

Gleich am 1. gab es den einzigen Gewittertag des Monats, als eine in den Abendstunden durchgehende Kaltfront die seit der letzten Augustwoche andauernde Hitzewelle beendete. Die Gewitter vom Abend des 14. (u.a über Augsburg, Landsberg und Hohenpeißenberg) erreichten München nicht.

Luftdruck:

Die höchsten Werte des Luftdruckes wurden am 6. und 8. mit jeweils 1026 HPa, am 7. mit 1027 HPa, am 27. und 30. mit jeweils 1031 HPa, sowie mit dem absoluten diesbezüglichen Monatsmaximum von jeweils 1033 HPa am 28. und 29. gemessen. Die niedrigsten Werte traten mit 1007 HPa am 13., mit 1006 HPa am 1., mit 1005 HPa am 22., mit 1004 HPa am 14., sowie mit dem absoluten Monatsminimum von jeweils 997 HPa am 16. und 17. auf. Der deutlichste Luftdruckfall erfolgte vom 21. zum 22. von 1023 auf 1005 HPa, der stärkste Luftdruckanstieg des Monats war - nach Durchgang einer Kaltfront - ausgehend von 997 HPa am 17. auf 1022 am 18. zu verzeichnen.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte erreichte ihre höchsten (Einzel-)Werte mit 95% am 1., 8., 11. und 24., mit 96% am 3., 4., 12. und 25., sowie mit dem absoluten Monatsmaximum von 97% am 2. und 19., wobei am 2. ganztags ein Wert von 83% nicht unterschritten werden konnte. Immerhin noch an neun Tagen wurden, bevorzugt an den Nachmittagen, Werte von unter 40% erreicht, 39% waren es am 9. und 21., 38% am 30., 36% am 13., 35% am 11., 32% am 12., 27% am 17. und mit 26% am 1. und 16. wurde das absolute diesbezügliche Minimum des Monats erreicht.

Wind:

Der Wind frischte an neun Tagen (1., 6., 14., 16., 17., sowie vom 27. bis 30. täglich) stärker auf und erreichte dabei zweimal, am 1. und 17., Sturmstärke (Böen bis acht Beaufort bei Gewitterschauer, bzw. Kaltfrontpassage). Am 1. gab es Wind aus Südwest bis West, am 2. Nordwind, vom 3. bis 7. Wind aus West bis Nordwest, der am 8. über Nord auf Nordost am 9. und Ost am 10. drehte. Auf umlaufenden Wind am 11. folgte vom 12. bis 17. Wind aus bevorzugt südlichen Richtungen, wobei am Nachmittag des 17. Winddrehung auf West erfolgte und diese Richtung auch am 18. und 19. zu dokumentieren war. Auf Nordwestwind am 20. folgte Ostwind am 21., am 22. kurz Südwind, der rasch auf West drehte und vom 23. bis 25. weiter aus dieser Richtung kam. Wind aus Nord bis Ost war am 26. und 27. fällig, Ostwind an den letzten drei Tagen des Monats dominierend.

Sonstige Beobachtungen:

In den frühen Morgenstunden stellten sich an drei Tagen (12., 14. und 16.) nennenswerte Inversionen ein, wobei es in mittleren Höhenlagen bis zu vier Grad wärmer war, als in der Münchner Innenstadt. Der Sonne gelang es aber stets, diese Wettersituation rasch wieder aufzulösen. "Richtigen" (Boden-)Nebel gab es keinen, am 26. trat allerdings Hochnebel auf. An vier Tagen war der Föhn mit im Spiel: Am 12. war in München nur leichter Föhn zu verzeichnen. Am 22. riß eine, allerdings nur sehr kurz andauernde, Föhn-Welle zur Mittagsstunde die zuvor noch geschlossene Bewölkung vorübergehend völlig auf, wobei als "Nebeneffekt" gegen 12.30 Uhr auch noch ein Sonnen-Halo zu beobachten war. Starker Föhn dominierte am 16. ganztags und am 17. noch bis zum Mittag. Hier einige Wetter-Spitzen, die aus dieser speziellen Wetterlage resultierten: Geradezu lehrbuchmäßig war die Temperaturverteilung am 16. um 15 Uhr: Zugspitze +5 Grad C, München +29 Grad C - Temperaturzunahme von 1 K pro 100 m Höhenabnahme sofort erkennbar! Lag die Temperatur in der Nacht vom 16 zum 17. um Mitternacht in München schon bei hohen +23 Grad C, so war das noch garnichts gegen die +28 Grad C, die zum gleichen Zeitpunkt in Feldkirch (Vorarlberg) gemessen wurden! Am 17. tobte auf der Zugspitze ein Föhn-Orkan mit Spitzenböen von bis zu 170 km/h. Ebenfalls am 17. meldeten die bayerischen Orte Mühldorf und Gottfrieding für den September rekordheiße +33,3 bzw. +34,0 Grad C als Tageshöchsttemperatur.

In den frühen Morgenstunden (zwischen 3.07 und 6.27 Uhr) des 28. fand eine totale Mondfinsternis statt. Nachdem es über München noch bis kurz vor Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde reichlich Bewölkung gab, heiterte es pünktlich zum Beginn des astronomischen Großereignisses auf. Erst zum Ende der Phase der totalen Verfinsterung zogen wieder einige Wolken auf, sodaß eine weitgehend störungsfreie Beobachtung des Geschehens am Himmel möglich war. Die nächste totale Mondfinsternis über München wird in den Abendstunden des 27.Juli 2018 zu sehen sein, wenn der Mond kurz vor 21 Uhr bereits teilverfinstert aufgehen und nachfolgend eine sehr tiefe Finsternis mit einer Totalitätsdauer von 103 Minuten zu erwarten sein wird!

Das Wetter "anderswo" im September 2015:

Ein neuer Hitzerekord für einen September wurde gleich am 1. mit einer Spitzentemperatur von +36 Grad C aus Niederösterreich gemeldet (der bisherige, österreichweite September-Hitzerekord von +34,6 Grad stammt aus St. Pölten und wurde dort am 03.09.1956 gemessen). Katastrophalen Großhagel gab es am 6. in Neapel, einzelne Hagelkörner hatten hierbei einen Durchmesser von 10 cm! Schwere Unwetter mit Überschwemmungen traten am 7. im spanischen Almeria auf. Der "Chamsin", ein heißer, sandiger Wind (der eigentlich bevorzugt im Frühjahr und nicht im Herbst auftritt!) fegte am 8. über den Nahen Osten (wo zudem eine ungewöhnliche Dichte an Staubpartikeln in der Luft festgestellt wurde) und erreichte mit einigen Ausläufern sogar Zypern und die Südküste der Türkei. Dauerregen und schwere Überschwemmungen wurden zwischen 8. und 10. aus dem Osten Japans gemeldet. Am 16. fielen im Saarland bis zu 60 mm Regen. Am 17. meldeten einige Orte Italiens mit Höchsttemperaturen von +40 bis +42 Grad C Rekordhitze für Mitte September. Nur wenige Tage später, zum kalendarischen Herbstanfang am 23., gab es nicht nur in den Alpen einen Wintereinbruch bis in mittlere Lagen, auch weite Teile des Mittelmeerraumes wurden von diesem Kaltluftvorstoß erfaßt, dort allerdings wurden schwere Unwetter mit heftigen Gewittern und nachfolgenden Überschwemmungen ausgelöst. Während in Südfrankreich ein (kalter) Mistral schwere Sturmböen brachte, bildete sich über Italien ergänzend ein Genua-Tief und ein weiteres Tief bestimmte das Wetter über Griechenland und der Türkei. Beispielhaft angeführt sei der Ort Antalya (türkische Riviera), dort sind im ganzen September 60 mm Niederschlag, verteilt auf zwei Tage als "Normwerte" zu sehen. Heuer jedoch gab es vom 20. bis 23. vier Tage hintereinander Starkregen, der sich auf gleich 160 mm (davon allein 93 mm am 23.) summierte! Diese, sowohl etwas verfrühte, wie auch verstärkte Unwettertätigkeit im Mittelmeerraum im diesjährigen Herbst ist u.a. auch auf die ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen (bis zu +31 Grad C im August!) des Mittelmeeres zurückzuführen - beim Zusammentreffen von kalter Luft mit (sehr) warmem Wasser werden eben riesige Energiemengen freigesetzt!

Gez. ©Peter Müller, 01.10.2015

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