Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im August 2011 in München

Der August 2011 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer deutlich zu warm und zu trocken. Über weite Strecken war der Monat recht wechselhaft aber dabei nicht unfreundlich. Nach der Monatsmitte kam eine sehr späte, so kaum noch erwartete, Hitzewelle mit einer ganzen Serie neuer Wärmerekorde.

Abweichend von den zurückliegenden, zahlreichen meridionalen Strömungsmustern, stellte sich etwa vom 7. bis 13. eine klassische zonale Großwetterlage ein. Hierbei lag ein - für diese Jahreszeit außergewöhnlich gut ausgeprägtes - Sturmtief über den Britischen Inseln, Norddeutschland und Skandinavien, während über Süddeutschland sich ein Keil des Azorenhochs (ein sehr seltener Gast im Sommer 2011!) ausbreiten konnte. Nach Monatsmitte entwickelte sich dann ein eigenständiges Hochdruckgebiet im zentralen Mittelmeerraum, auf dessen Rückseite tropische Heißluft zu uns gelangen konnte. Eine atlantische Kaltfront verursachte am 27. einen ungewöhnlich massiven Temperatursturz.

Für München errechnet sich für den August 2011 eine Monatsmitteltemperatur von +21,4 Grad C. Damit war der Monat gut zwei Grad wärmer, als im statistischen Mittel zu erwarten gewesen wäre. Der Temperaturverlauf war untypisch, denn - unter Ansatz der Dekadenwerte - wurde es im Laufe des Monats immer wärmer (im August ist normalerweise genau das Gegenteil zu erwarten!). Für die erste Dekade errechnet sich ein Temperaturmittel von +19,1 Grad C, für die zweite eines von +22,1 Grad C und für die dritte eines von +22,7 Grad C.

Ein weiteres Paradoxum: Der heißeste und kälteste Tag des Monats folgten unmittelbar aufeinander. Während der 26. mit einem Tagesmittel von +29 Grad C zum wärmsten Tag des Monats wurde (Höchsttemperatur: +35,8 Grad C, Tiefsttemperatur +19 Grad C), wurde der 27. mit einem Tagesmittel von nur noch +13 Grad C (Tageshöchsttemperatur um 0 Uhr noch +26 Grad C, um 6 Uhr morgens +12 Grad C, Tagestiefsttemperatur um 15 Uhr +11 Grad C) zum kältesten Tag dieses Monats. Vom Nachmittag des 26. zum Nachmittag des 27. fiel das Thermometer in München also um satte 25 Grad (oder Kelvin, wie es beliebt). Temperaturstürze in solchen Dimensionen sind bei uns als extrem zu klassifizieren und kommen nur sehr selten vor. Verblüffend war zudem, daß das Ganze ohne große Turbulenzen vonstatten ging: Es gab in München - anders, als in Teilen Baden-Württembergs und großen Teilen Westdeutschlands - kein Gewitter, keinen Sturm, keinen Hagel! Allerdings hatte bei diesem Szenario hier auch der Föhn die Finger im Spiel, denn der heizte phasenweise richtig mit. So erreichte die relative Luftfeuchte am 26. um 15 Uhr mit nur noch 18% ihr absolutes Monatsminimum. Bei einer Lufttemperatur von fast +36 Grad C lag die Taupunkttemperatur nur noch bei +7 Grad C! Sechs Stunden später (21 Uhr) war die Temperatur bereits auf +28 Grad C gesunken. Danach lebte nochmals der Föhn auf und um 22 Uhr waren es wieder +30 Grad C bei einer Luftfeuchte von 26% und die Taupunkttemperatur lag erneut bei nur +7 Grad C. Nach Mitternacht wurde der warme südliche Föhnwind sehr rasch von kühlem Westwind abgelöst und am frühen Morgen setzte bei Spitzenböen bis 7 Beaufort Regen ein. Fazit: Für ein Unwetter war die frontvorderseitige Luft einfach viel zu trocken!

Kein Tag hatte eine Tageshöchsttemperatur unter +19 Grad C, insgesamt gab es 27 Warme Tage, dabei kamen gleich 18 Sommertage (normal wären nur 10 gewesen) zustande und wiederum 8 davon (statt der normalen zwei) wuchsen sich zu Heißen Tagen aus. Von letztgenannten gab es vom 21. bis 26. sechs hintereinander!

Analog zu den Lufttemperaturen erreichten auch unsere Badeseen erst in der letzten Augustdekade ihre höchsten Werte, mit Wassertemperaturen bis zu +26 Grad C.

Noch nie im klimatischen Jahresverlauf war es in München so spät so heiß, bislang gab es an einem 22.August oder später nie Temperaturspitzen über +33,0 Grad C. Vom 22. bis 26. wurden heuer jedoch täglich neue Wärmerekorde - sowohl betreffend der Tageshöchsttemperatur, wie auch des Tagestemperaturminimums - aufgestellt. Im Folgenden sind die amtlichen Meßwerte aus dem Jahr 2011 und die überbotenen Vergleichswerte aufgelistet:

22.: Tmax. +33,6 Grad C (alt: 32,1/1944), Tmin. +20,6 Grad C (alt: 17,8/1893)
23.: Tmax. +34,6 Grad C (alt: 30,8/1893), Tmin. +18,9 Grad C (alt: 18,8/1918)
24.: Tmax. +32,4 Grad C (alt: 30,5/1892), Tmin. +20,8 Grad C (alt: 17,4/1893)
25.: Tmax. +30,2 Grad C (alt: 29,9/1992), Tmin. +18,4 Grad C (alt: 16,2/1983)
26.: Tmax. +35,8 Grad C (alt: 32,5/1992), Tmin. +18,3 Grad C (alt: 17,4/1950).

Tropennächte gab es zwei, es waren die Nächte zum 22. und zum 24.; in der Nacht zum 19. sank die Temperatur bis 6 Uhr morgens auch nur bis auf +21 Grad C ab, ein morgendlicher Schauer (Abkühlung dann auf +18 Grad C) verhinderte hier aber eine weitere Tropennacht.

Der tiefste Einzelwert der Temperatur wurde mit +10 Grad C gleich dreimal, am 10., 11. und 28. gemessen.

"Volles Programm" lieferte die Sonne: An acht Tagen schien sie 12 Stunden und mehr, am 28. war es mit 13,4 Stunden die maximal astronomisch mögliche Ausbeute, am 2. gab es mit 14 Stunden das Tagesmaximum in diesem Monat. Überhaupt keine Sonne gab es am 7. und von den 15 Tagen mit 10 Sonnenstunden und mehr hatten wir zehn davon in der zweiten Monatshälfte. Die Monats-Gesamtsumme an Sonnenschein lag mit 266 Stunden deutlich über dem Normwert von 210 Stunden.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich auf recht niedrige 3,7 Achtel der Himmelsfläche (normal wären 4,5 Achtel gewesen). 4,8 Achtel gab es in der ersten Dekade, die zweite hatte 3,7 Achtel und die Schlußdekade nur noch 3,0 Achtel. Es gab weder einen völlig wolkenlosen, noch einen völlig bedeckten Tag. Überwiegend heiter zeigten sich neun Tage, wobei der 2., 23. und 28. fast wolkenlos waren. Nur fünf Tage waren vorherrschend trüb, der unfreundlichste Tag war hier der 7., der fast bedeckt blieb.

An drei Tagen lebte der Föhn auf, wobei am 6. im Vorfeld des einsetzenden Föhns zwischen 13 und 14 Uhr in München ein mächtiger Sonnen-Halo beobachtet werden konnte, während auf der Zugspitze ein orkanartiger Föhnsturm tobte. Am 14. wurde es mittags kurzfristig föhnig. Der dritte Föhntag war der 26. und wurde bereits ausführlich beschrieben.

Es gab die völlig normalen 16 Tage mit Niederschlägen, die Niederschlagssumme war mit nur 77 mm (normal wären 124 gewesen) aber viel zu gering. Von Unwettern blieb München völlig verschont, es gab nur Regen (im Umland hagelte es aber an einigen Orten und am 5. gab es im Landkreis Ebersberg nach einem Unwetter größere Überschwemmungen). Der höchste Tagesniederschlag war bei uns am 15. mit 21 mm fällig. Erstaunlicherweise gab es die längste Trockenphase, welche vier Tage andauerte, erst am Ende des Monats, vom 28. bis zum 31.! Eine Niederschlags-Vergleichszahl aus der Gegend Rostock-Warnemünde: Dort fielen in den drei Sommermonaten 2011 über 600 mm Niederschlag (entspricht mehr, als 300% der Sollmenge und ist in Summe mehr, als der dortige normale Jahresniederschlag)!

Wie es sich für einen echten Sommermonat gehört, herrschte (auch) eine rege Gewittertätigkeit: So gab es anstelle der normalen sechs Gewittertage gleich deren zehn (am 3., 5., 6., 9., 14., 15., 19., 22., 24. und 25.). Die mächtigsten Quellwolkenformationen bot hierbei der 19., die markanteste Gewitternacht Südbayerns gab es vom 24. zum 25.: Starkes Gewitter (mit Höhepunkt zwischen 23.40 und 0.20 Uhr) in München mit vielen großen und hellen Blitzen verbunden mit ständigem Donnergrollen, mehr, als 50 mm Niederschlag im Großraum Ingolstadt (Keller und Unterführungen unter Wasser), schwere Sturmböen im Raum Bad Tölz/Wolfratshausen (umgestürzte Bäume), sowie Großhagel im Raum Tegernsee (Schäden an Autos und Gewächshäusern). Zuvor konnte am Nachmittag des 24. bereits ein klassischer Cirrenschirm südlich von München beobachtet werden, der häufig dann zu beobachten ist, wenn sommerliche Wärmegewitter aus den Alpen heraus nordwärts ziehen.

Nebel gab es an zwei Tagen, gleich am 1. lag eine graue Hochnebeldecke über München, die sich erst in den Nachmittagsstunden auflöste, sowie am 16. vor allem in den Stadtrandgebieten. Stärkerer Dunst trat am 18. und 22. in den Morgenstunden auf. Am 3. gab es in den Frühstunden eine deutlichere Inversionssituation, die sich jahreszeitbedingt aber rasch auflöste. In mittleren Höhenlagen gab es auch am 1. eine Inversion, wobei es zur Mittagszeit auf dem Wendelstein mit +12 Grad C wärmer war, als auf dem Hohenpeißenberg (+11 Grad C). Auf beiden Bergen war es zwischen 12 und 13 Uhr neblig, auf dem Wendelstein zuvor aber in den Vormittagsstunden noch teils sonnig gewesen.

Der Luftdruck erreichte seine höchsten Werte am 11. mit 1024 HPa, am 9. mit 1025 HPa, sowie am 10. mit dem Monatshöchstwert von 1027 HPa. Die diesbezüglich niedrigsten Werte gab es am 14. und 27. mit jeweils 1006 HPa, am 7. mit 1005 HPa, am 6. mit 1004 HPa, sowie dem absoluten Monatsminimum von 1001 HPa am 26.; den größten Luftdruckanstieg innerhalb eines Tages gab es am 27., von 1006 auf 1022 HPa.

Die relative Luftfeuchte erreichte ihre niedrigsten Werte am 12. mit 30%, am 18. mit 29%, am 21. mit 27%, am 23. mit 23%, sowie am 26. mit dem Monatsminimum von 18%. Spitzenwerte gab es am 6. mit 97%, sowie am 16. (an dem die Feuchtewerte ganztags nicht unter 50% absanken) mit dem Maximum von 100% zwischen 6 und 8 Uhr. Wiederholt war es schwül, so sank beispielsweise am 20. die Feuchte ganztags nicht unter 51% (bei einer Höchsttemperatur von +29 Grad C), am 25. (der ein "Heißer Tag" war) lag die Tagesschwankung zwischen 52 und 96%.

Der Wind frischte an zehn Tagen stärker auf und erreichte hierbei einmal, am 9., volle Sturmstärke (9 Beaufort). Bevorzugt kam er aus westlichen Richtungen, insbesondere in der ersten Monatshälfte. Am 18., 21. und vom 23. bis 26. gab es Südwind. Am 1. und 2., am 17., 20., 28. und 31. gab es östliche Luftströmungen, während am 29. und 30. der Nordwind an der Reihe war.

Eine ungewöhnlich wetteraktive Kaltfront erfaßte, von der Antarktis kommend, um den 15. herum, Neuseeland mit extremer Kälte und Schneestürmen, wobei in der Hauptstadt Wellington das öffentliche Leben zum Erliegen kam. Ebenfalls am 15. gab es in Johannesburg Wintergewitter, während die Temperaturen zwischen dem 15. und 17. auf 0 bis +5 Grad C absinken konnten. Andererseits gab es dort aber am 26. und 27. gleich zwei verfrühte Sommertage! Insbesondere zwischen dem 26. und 28. machte Hurrikan "Irene" von sich reden, der, von der Karibik kommend, an der Ostküste der USA entlang bis nach Kanada zog. Er hatte in seiner "besten" Zeit einen Durchmesser von 1000 Kilometern, war aber nach Saffir-Simpson nur der Kategorie 1 zuzuordnen (was einem "besseren" Orkan mit Windgeschwindigkeiten von etwa 150 km/h entspricht). Das Problem dabei war, daß er über dichtbesiedelte Gebiete zog und dadurch für große Schäden, auch durch Wassermassen (Flutwellen in Küstennähe, starke Regenfälle landeinwärts), sorgen konnte. Wie selten solch ein Ereignis New York erreicht, erkennt man an der Tatsache, daß dort zum letzten Male vor 2011 hurrikanbedingte Überschwemmungen im Jahre 1830 (!) zu verzeichnen waren!

Gez. ©Peter Müller, 02.09.2011

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