Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juli 2020 in München

Der Juli 2020 war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu warm und etwas zu trocken. Der Wettercharakter war nie über längere Zeit beständig, aber dennoch häufig freundlich, die (Groß-)Wetterlagen meist gradientschwach angelegt.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Fast während des gesamten Monats lag Mitteleuropa in einer West-Großwetterlage. Hierbei war der Süden häufiger unter dem Einfluß von Ablegern des Azorenhochs, bzw. warmen Vorderseitenanströmungen, der Norden mehr im Bereich von Tiefdruckgebieten und ihren Ausläufern, die mit ihren Zentren bevorzugt im isländisch-skandinavischen Raum vorzufinden waren. Die positive Nordatlantische Oszillation zeigte sich insbesondere am 16., als Islandtief (Kerndruck 985 HPa) und Azorenhoch (Kerndruck 1028 HPa) exakt an ihren namensgebenden Orten lagen. Die anhaltende westliche Grundströmung hatte über Südbayern desöfteren südwestliche Komponenten. Anströmungen aus Nordwest standen im Zusammenhang mit Kaltfrontpassagen (am 2., 6., 10., 15. und 28.), während zwischen 17. und 19. ein östlich von uns südwärts ziehender Kaltlufttropfen mit Wolkenfeldern Hochdruckeinfluß und Temperaturen dämpfte und zwischen 21. und 23. eine langgezogene Luftmassengrenze über den Alpen für nicht ganz störungsfreies Wetter sorgte. An den letzten beiden Tagen des Monats wurde verstärkt heiße Luft subtropischen Ursprungs zu uns geführt. Im gesamten Mittelmeerraum herrschte typisches Sommerwetter mit viel Sonne, hochsommerlichen Temperaturen und vereinzelten Gewittern.

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +20,8 Grad C war der Monat in München um ein Grad zu warm. Die erste Dekade hatte hierbei (ebenfalls) +20,8 Grad C, die zweite nur +18,5 Grad C, die dritte hingegen +22,9 Grad C aufzuweisen.

Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +33 Grad C am 31. erreicht, dieser Tag war mit einer Mitteltemperatur von +27 Grad C auch der wärmste Tag des Monats. Die Nacht vom 27. zum 28. wurde mit einem Temperaturminimum von +20 Grad C zu einer Tropennacht. Nachdem am Abend des 28. nach einem kräftigen Schauer vorübergehend nur noch +17 Grad C gemessen werden konnten, ist das höchste Tagesminimum mit +18 Grad C sowohl für den 10., wie auch für den 31. zu notieren. Warme Tage hatten wir 29 (normal wären 23 gewesen), nur am 11. und 16. wurde dieses Kriterium nicht erfüllt. Anstelle der normalen zwölf gab es stattliche 21 Sommertage (am 1., 2., 4., 5., vom 8. bis zum 10., am 14., sowie an sämtlichen Tagen vom 19. bis zum 31.), wobei sich hiervon wiederum (anstelle der normalen zwei) fünf (1., 10., 28., 30. und 31.) zu „Heißen Tagen“ weiter entwickelten.

Das absolute Temperaturminimum wurde mit +11 Grad C am 13. gemessen. Kältester Tag des Monats war hingegen erst der 16. mit einem Tagesmittel von +15 Grad C, dieser Tag hatte mit +17 Grad C zudem die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats.

Sonnenschein:

Anstelle auf die normalen 225 summierte sich der Sonnenschein auf 292 Stunden (Dekadenwerte: 102 – 81 – 109). Ohne Sonne blieb kein einziger Tag, nur wenige Minuten Sonnenschein brachte uns der 16., gleich 16 Tage (1., 4., 5., 7. mit 10., 12. mit 14., 19., 20., 27., 29. mit 31.) hatten jedoch mindestens zehn Sonnenstunden zu bieten, wobei am 13. und 30. mit jeweils 15 Sonnenstunden das diesbezügliche Tagesmaximum (am 30. sogar nahezu das astronomisch mögliche Maximum) erreicht wurde.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 3,9 Achteln (Dekadenwerte: 3,7 – 4,5 – 3,5 Achtel) der Himmelsfläche unter dem zu erwartenden statistischen Soll von 4,7 Achtel. Vier Tage (13., 20., 30. und 31.) waren durchweg heiter, gleichermaßen vier Tage (15. mit 18.) vorherrschend trüb. Durchgängig wolkenlose oder bedeckte Tage gab es jeweils nicht, während der 16. fast bedeckt war, präsentierten sich die letzten beiden Tage des Monats fast wolkenlos.

Niederschläge:

An den 15 (normal 17) Tagen mit Niederschlägen (1. mit 3., 6., 10., 11., 15. mit 17., 21., 23. mit 26., 28.) fiel fast ausschließlich Regen, am 28. gegen 21.40 Uhr im Rahmen eines kurzen, aber heftigen Gewitterschauers zudem auch minutenlang erbsengroßer Hagel. Über den Monat hinweg summierten sich 104 (anstelle von 117) mm (Dekadenwerte: 37 / 47 / 20 mm). Nasseste Tage: Am 10. (22 mm) und 11. (24 mm) ging nach einem gewittrigen Schauer, der am Abend des 10. allein zwischen 19.00 und 20.30 Uhr 15 mm Regen brachte, der Niederschlag in anhaltenden Regen über, der bis zum Mittag des 11. andauerte. Die längste Trockenphase innerhalb des Monats dauerte viermal je drei Tage, während aber auch nie mehr, als vier Niederschlagstage hintereinander zu verzeichnen waren.

Gewittertätigkeit:

Der Juli 2020 brachte in München exakt die statistisch zu erwartenden sieben Gewittertage (am 1., 2., 10., 21., 23., 26. und 28.). Am 1. gewitterte es um 19 Uhr zunächst leicht. Anschließend zeigte sich eine beeindruckende Wolkenrolle (kommt bei größeren Gewitterzellen oder auch an Kaltfronten eigentlich häufiger vor, gut zu beobachten ist dieses Phänomen aber eigentlich nur dann, wenn die Rollcloud aus der Front heraus und vorweg läuft und nicht im Quellwolkenturm „untergeht“). Kurz vor 20 Uhr folgte ein zweites Gewitter mit kräftigem Regenschauer und anschließendem Regenbogen bedingt durch einige Sonnenstrahlen rückseitig des Schauers. Am 2. zog zwischen 18.20 und 19.00 Uhr ein Gewitter mit ständigem Blitzflackern und Donnergrollen über uns hinweg. Am 10. zog um 19 Uhr ein Gewitter von Südwest nach Nordost durch, eine Stunde später folgte ein weiteres. Am 21. und 23. traten nachmittägliche gewittrige Regenschauer auf. Am 26. hatten wir gegen 21.30 Uhr ein leichtes Gewitter mit Regen (während an diesem Tag zahlreiche, auch stärkere, Gewitter sowohl südlich, wie auch nördlich an der Stadt vorbeizogen, Beispiel: Flughafen München, 15 bis 17 Uhr Gewitter mit 24 mm Niederschlag). Zu einem regelrechten „Gewitterfriedhof“ entwickelte sich München am Abend des 28., an welchem sich eine Gewitterlinie von der Schweiz bis zu uns erstreckte. Drei Gewitter schafften es hierbei, München zu erreichen, brachten hierbei heftige, aber nur recht kurze Schauer mit sich und hauchten anschließend allesamt über der Stadt ihr Leben aus. Eine wesentlich größere und intensivere Gewitterzone lag von uns aus betrachtet weiter süd-südöstlich versetzt und löste (beispielsweise über Teilen Österreichs) auch Unwetter aus.

Luftdruck:

Bei meist geringen Luftdruckgegensätzen herrschte häufig leichter Hochdruckeinfluß vor. Die höchsten Werte traten am 7. mit 1023 HPa, am 11. mit 1024 HPa auf, sowie am 12. und 13. mit dem Monatsmaximum von 1025 HPa auf. Die niedrigsten Werte wurden am 2., 24., 26. und 27. mit jeweils 1011 HPa, am 10. und 28. mit jeweils 1009 HPa, sowie gleich am 1. mit dem absoluten Monatsminimum von 1007 HPa erreicht. Unspektakulär waren sowohl der stärkste Anstieg von 1009 auf 1024 HPa (10. zum 11. hinter einer Kaltfront), als auch der stärkste Fall vom 13. zum 14. (von 1025 auf 1012 HPa).

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte hatte ihre Maximalwerte am 10., 16. und 17. mit jeweils 97%, sowie am 11. mit dem Monatsmaximum von 99% (jeweils in Verbindung mit Regenfällen), während die niedrigsten Werte mit 30% am 10. (nachmittags war es an diesem Tag sonnig und heiß vor einer Kaltfrontpassage in den Abendstunden) und 14., mit 28% am 9., sowie mit 27% am 20. (als absolutem Monatsminimum) gemessen wurden.

Wind:

Der Wind war meist nur schwach bis mäßig vertreten und frischte an neun Tagen (1., 2., 5., 6., 8., 10., 21., 26. und 28.) stärker auf. Er erreichte - selbst bei Schauern und Gewittern – in keinem Fall Sturmstärke. Den ganzen Monat über dominierten die Windrichtungen Südwest bis West deutlich. Besonders bei Kaltfrontdurchgängen oder auf deren Rückseite drehte der Wind auch mal auf Nordwest (im Verlauf des 6. und 15., sowie am 7., 11. und 29.), am 12. und 13. herrschte am Boden Ostwind, während in der Höhe weiter Westwind zu verzeichnen war. Fünf Tage (14., 18., 19., 30., 31.) hatten variable Windverhältnisse.

Sonstige Beobachtungen:

Am Abend des 15. war über München zwischen 19.15 und 19.25 Uhr ein prächtiger Doppelregenbogen zu sehen, als während eines Regenschauers im Westen schon wieder die Sonne zum Vorschein kam. Nennenswerte Inversionen sind im Sommer eher selten, am 31. um 5.30 Uhr war es aber auf dem Hohen Peißenberg mit +22 Grad C immerhin vier Grad wärmer, als in München, wo zum selben Zeitpunkt (nur) +18 Grad C gemessen wurden. Im Gleichklang zeigten sich zum Monatsende die Erdbodentemperaturen (Oberfläche bis 50 cm Tiefe) und die Temperaturen der oberbayerischen Badeseen mit Werten zwischen +20 und +25 Grad C. „Fehlanzeige“ ist bezüglich Tagen mit Nebel und Föhn zu vermelden.

Markante Wetterereignisse andernorts im Juli 2020:

- am 1., Süden Südamerikas/Argentinien: Extreme Winterkälte mit Temperaturen zwischen -7 und -17 Grad C bedingt durch den Vorstoß antarktischer Polarluft aus südlichen Richtungen. Selbst vom Rio Grande wurden Temperaturminima nahe -20 Grad C gemeldet. Ähnlich kalt war es dort zuletzt im Jahr 1995,

- vom 3. bis zum 7., Südwesten und Westen Japans: Wiederholte extreme Regenfälle (exemplarisch Akune über 700 mm Niederschlag im angeführten Zeitraum, Sasebo 298 mm Regen allein am 6.) lösten schwere Überschwemmungen und Deichbrüche aus,

- am 25., Irak und Saudi-Arabien: Spätnachmittags zweistündiger schwerer Gewitterschauer rund um die bergigen Regionen im Westen Saudi-Arabiens. Dadurch bedingt teils meterhohe Überschwemmungen von Straßen und Verkehrswegen. Derartige Unwetter sind in den Trockengebieten der Erde selten und normalerweise an Tropenstürme gekoppelt. Dieser Umstand war hier nicht gegeben. Bedingt durch die südöstliche Strömung im Vorfeld der Gewitterzone stiegen die Temperaturen im Irak teilweise über +50 Grad C (Kerbela +51,4 Grad C, Bagdad +50,0 Grad C),

- 25. mit 28., Spitzbergen: Arktische Hitzewelle! Am 25. wurde mit +21,7 Grad C ein neuer Absolutwärmerekord für Spitzbergen registriert (bisheriger: +21,3 Grad C vom 16.07.1979). Am 16. wurde eine Höchsttemperatur von +19,0 Grad C gemessen, am 27. und 28. fielen weitere warme Tage (Tmax. +21,4 bzw. +20,0 Grad C) an. Die Tiefstwerte lagen an diesen Tagen nicht unter +14 Grad C. Von Osten kommende Festlandsluft nördlich der atlantischen Tiefs zusammen mit dem Polartag ermöglichten diese Extremwerte. Spitzbergen hat ein Julimonatsmittel von +5,9 Grad C. Zwischen Juni und August sind Maximaltemperaturen zwischen +4 und +10 Grad C, Minimaltemperaturen zwischen +2 und +7 Grad C zu erwarten. Werte über +10 Grad C kommen vor, über +15 Grad C sind sehr selten, Temperaturen von +20 Grad C und mehr außergewöhnlich und extrem.

- am 31., Teile Südwestdeutschlands, Frankreich: Kurze Hitzewelle! Auf deutscher Seite wurden in Rheinfelden +38,5 Grad C, in Trier +38,4 Grad C erreicht, während aus Frankreich sogar einzelne neue Hitzerekorde gemeldet wurden (z.B. Gueugnon, +41,5 Grad C, bisheriger dortiger Rekord: +41,2 Grad C aus dem Jahr 1983).

Gez. ©Peter Müller, 04.08.2020

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