Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juli 2015 in München

Der Juli 2015 war in München bei weit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer und teilweise lebhaften Winden erheblich zu warm und zu viel trocken.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Gleich ab Beginn des Hochsommermonats Juli sorgte bei uns ein ursprünglich vom Azorenhoch ausgehender Keil unter Verstärkung und meridional nach Norden ausgreifend für eine erste Hitzewelle. Der hohe Luftdruck reichte bis in große Höhen und war dort sogar noch kräftiger ausgeprägt, als am Boden (in 5,5 km Höhe reichte hierbei die 596 HPa-Isobare zeitweise bis nach Süddeutschland herein, wobei anzumerken ist, daß in dieser Höhenlage Werte von 600 HPa oder mehr bereits extrem und entsprechend selten anzutreffen sind). Hitzefördernd war hierbei zudem die andauernde Sonneneinstrahlung plus ein Tief über dem Atlantik, welches ergänzend die Warmluftzufuhr aus Süden rückseitig des Hochdruckzentrums noch verstärkte. Nach der ersten Woche setzte sich - nach nur kurzzeitiger Abkühlung - bei uns das sommerliche Wetter unter häufiger Zufuhr subtropischer Luftmassen aus Südwest weiter fort, da der Süden Deutschlands näher am Azorenhoch lag, während sich Deutschlands Norden näher an den über die Britischen Inseln und Skandinavien ostwärts ziehenden Atlantiktiefs befand. Im Verlauf der Schlußdekade drang, vom isländisch-grönländischen Raum ausgehend, polare Kaltluft über dem Atlantik weit südwärts vor und ließ über dem Meer beim Zusammentreffen mit der Subtropikluft eine für die Jahreszeit außergewöhnliche Sturmlage entstehen, die auch München streifend erfassen konnte.

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +23,5 Grad C war dieser Monat in München um gut dreieinhalb Grad zu warm. Erste und zweite Dekade gingen hierbei mit jeweils +24,6 Grad C "im Gleichschritt", etwas weniger überhitzt zeigte sich mit +21,5 Grad C die Schlußdekade. Noch heißer war der Hochsommermonat Juli hier nur in den Jahren 1983, 2006 und 1994.

Warme Tage hatten wir 31 (normal wären nur 23). Anstelle der normalen zwölf gab es 23 Sommertage (keine Sommertage waren nur der 9., 10., 13., 26., sowie die letzten vier Tage des Monats). Der diesbezügliche Rekordwert mit jeweils 26 wurde in den Jahren 1983 und 2006 erreicht. Ein normaler Juli weist zwei Heiße Tage auf. Das Jahr 2015 stellte mit gleich 13 solchen Tagen den Rekord aus dem Jahr 2006 ein. Höchstwerte von +30 Grad C und mehr gab es vom 1. bis 5. täglich, sowie am 7., 11., vom 16. mit 19. wiederum täglich, weiters noch am 21. und 22.; am 6. hatten einige Stadtteile ebenfalls +30 Grad C, im Münchner Norden (wo der DWD seinen Amtssitz hat) wurde die "Tropengrenze" jedoch knapp verfehlt. An fünf Tagen (4., 5., 7., 17. und 22.) wurde sogar die "+35-Grad C-Marke" geknackt. Anmerkung: Temperaturwerte von +35 Grad C und mehr hatten in München vor dem Jahr 1980 noch absoluten Seltenheitswert!

Den höchsten Einzelwert der Temperatur gab es mit +37 Grad C am 5., dieser Tag wurde mit einer Tagesmitteltemperatur von +30 Grad C (nahezu gleich heiß war der 7.) auch zum heißesten Tag des Monats. Es gab zahlreiche neue Tageswärmerekorde, diese sind nachfolgend aufgelistet:

03.07.2015: gleiche höchste Tmax. +32,2 Grad C (am 03.07.1994 ebenfalls +32,2 Grad C),
04.07.2015: neue höchste Tmax. +35,4 Grad C (bisher: +35,2 Grad C vom 04.07.1994),
05.07.2015: neue höchste Tmax. +36,9 Grad C (bisher: +34,4 Grad C vom 05.07.1957),
05.07.2015: neue höchste Tmin. +21,3 Grad C (bisher: +20,3 Grad C vom 05.07.1905),
06.07.2015: neue höchste Tmin. +20,8 Grad C (bisher: +20,2 Grad C vom 06.07.1922),
07.07.2015: neue höchste Tmax. +35,9 Grad C (bisher: +34,9 Grad C vom 07.07.1957),
07.07.2015: neue höchste Tmin. +20,1 Grad C (bisher: +17,7 Grad C vom 07.07.1947),
17.07.2015: neue höchste Tmax. +35,6 Grad C (bisher: +33,6 Grad C vom 17.07.1976),
19.07.2015: neue höchste Tmin. +19,2 Grad C (bisher: +18,3 Grad C vom 19.07.1976),
21.07.2015: neue höchste Tmin. +19,3 Grad C (bisher: +18,7 Grad C vom 21.07.1999),
22.07.2015: neue höchste Tmax. +35,2 Grad C (bisher: +34,9 Grad C vom 22.07.1945),
23.07.2015: neue höchste Tmin. +19,6 Grad C (bisher: +18,0 Grad C vom 23.07.1911).

Die höchste Tagestiefsttemperatur mit +21 Grad C gab es am 5., 6. und 7., eine vierte, flächendeckende "tropische Nacht" war die vom 16. zum 17., auch in den Nächten zum 19., 23. und 25. sank die Temperatur in einigen Stadtteilen nicht unter die "+20 Grad C-Marke".

Das absolute Temperaturminimum wurde mit +11 Grad C sowohl am 10., als auch am 30. gemessen. Kältester Tag des Monats war der 29. mit einem Tagesmittel von +17 Grad C. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats trat bereits am 9. mit +20 Grad C auf. Nur an sieben Tagen (10., 11., 26., 27., 29. mit 31.) gab es Tagestemperaturminima unter +15 Grad C!

Massiv durch eine Kaltfront gestört war der Tagesgang der Temperaturen am 8.: +27 Grad C um 0 Uhr (Tageshöchstwert), +17 Grad C um 12 Uhr (Tagesminimum) und +20 Grad C um 20 Uhr.

Sonnenschein:

Der Sonnenschein summierte sich auf stattliche 306 Stunden (normal wären 225). Gleich an 18 Tagen (vom 1. mit 5. täglich, am 7., vom 10. mit 12., vom 15. mit 17., vom 20. mit 22., sowie am 26., 30. und 31.) gab es mehr, als zehn Sonnenstunden. Mehr als 15 Sonnenstunden waren es hierbei am 1. und 10., am 1. mit dem astronomisch möglichen Maximum von knapp 16 Stunden. Nur wenige Minuten Sonne gab es am 13., ganz ohne Sonne blieb kein einziger Tag.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad war mit 4,0 Achteln der Himmelsfläche (normal 4,8 Achtel) deutlich unternormal. Die erste Dekade hatte hierbei 3,2 Achtel, die Mitteldekade 4,0 Achtel und die Schlußdekade 4,8 Achtel. Vier Tage (1., 4., 5. und 16.), waren durchweg heiter, der 1. sogar völlig wolkenlos. Sieben Tage (8., 9., 13., 23., 25., 28. und 29.) waren vorherrschend trüb, wobei der 13. im Mittel maximale 7/8 Bewölkung aufwies. Völlig bedeckt war kein einziger Tag.

Niederschläge:

An 16 Tagen (statt 17) gab es Niederschläge, stets in Form von Regen. Mit einer Monatssumme von 46 mm (normal 117 mm) war der Monat erheblich zu trocken. Die größte Tagesmenge von 9 mm kam am 8. in Form gewittriger Regenschauer herab. Die Regenfälle und Schauer waren den ganzen Monat über entweder nur von kurzer Dauer, oder unergiebig (oder beides). Die längste Trockenphase des Monats fand zwischen dem 1. und 5. statt und dauerte somit fünf Tage. Setzt man den wenigen Niederschlag noch in ein Verhältnis zu den sehr hohen Temperaturen und der weit übernormalen Einstrahlung, war das effektive Niederschlagsdefizit noch viel größer, wie man vor allem in der zweiten Monatshälfte besonders an zahlreichen, weitgehend verdorrten Rasenflächen erkennen konnte.

Gewittertätigkeit:

Es gab (statt der normalen sieben) sogar acht Tage (6., 7., 8., 11., 17., 19., 22. und 25.) mit Gewittern. Vier davon (am 7., zudem ein Trockengewitter, 17., 19. und 25. gegen 1 Uhr morgens) waren nur von leichter Natur und auch die anderen vier verursachten zumindest im Stadtbereich Münchens weder Schäden, noch Chaos. Punktuell trat am 23. in einigen Stadtteilen zudem noch ein weiterer Gewittertag auf.

Luftdruck:

Der Luftdruck hatte seine höchsten Werte, 1023 HPa am 4. und 9., 1024 HPa am 3. und mit 1025 HPa am 10. das diesbezügliche Monatsmaximum, bevorzugt in der ersten Dekade, während die niedrigsten Werte, 1008 HPa am 22., 26., 28. und 29., 1006 HPa am 8., sowie das gleich an vier Tagen (7., 24., 25. und 27.) gemessene absolute Monatsminimum von 1005 HPa, überwiegend in der Schlußdekade auftraten. Der stärkste Anstieg des Luftdruckes erfolgte vom 8. zum 9. von 1006 auf 1023 HPa, der deutlichste Luftdruckfall von 1021 HPa auf 1005 HPa war vom 6. zum 7. zu beobachten.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte hatte ihre höchsten Werte mit 92% am 23., mit 93% am 8. (zur Mittagsstunde bei Regen) und 27., sowie am 6., 14. und 20. mit dem absoluten Monatsmaximum von 95%. An 22 Tagen sank die relative Luftfeuchte im Tagesverlauf (meist an den Nachmittagen) auf Minima unter 40% ab (am 6., 9., 13., 14., 20., 23., 24., 28. und 29. schaffte sie dies nicht). Die tiefsten Einzelwerte wurden mit 29% am 4., 18. und 21., mit 28% am 22. und 31., mit 27% am 30., mit 26% am 7., mit 24% am 5., sowie mit dem absoluten Monatsminimum von 19% am 17. erreicht.

Wind:

Der Wind frischte gleich an 16 Tagen (vom 6. bis 9. täglich, am 11., 12., vom 17. mit 19., am 22., vom 25. mit 29. täglich, sowie am 31.) stärker auf und erreichte hierbei zweimal, nämlich am 17. (in Gewitternähe), sowie am und 27. (in Zusammenhang mit Sturmtief "Zeljko") Sturmstärke (jeweils Spitzen von acht Beaufort). Vom 1. bis 2. kam der Wind aus Ost, am 3. aus Südwest, vom 4. mit 5. aus Südost, am 6. aus West, am 7. aus Süd. Vom 8. mit 15. herrschten Westrichtungen vor (nur am 10. gab es dazwischen mal Nordwind), am 15. erfolgte eine Winddrehung über Nordwest auf Ost. Nach Ostwind am 16. folgte vom 17. mit 22. westlicher Wind mit deutlicher Südkomponente am 17., 19. und 22.; auf Nordwestwind am 23. folgte am 24. Ostwind und vom 25. bis zum Monatsende herrschten wieder Westrichtungen vor (am 29. Nordwestwind und am 31. im Verlauf des Tages Drehung des Windes von West über Nord auf Ost).

Sonstige Beobachtungen:

An den ersten fünf Tagen des Monats, sowie am 11. traten deutlichere - auf die frühen Morgenstunden beschränkte - Inversionen auf, wobei es am 3. auf dem Hohen Peißenberg (mit +24 Grad C) zwischen 5 und 6 Uhr fünf Grad wärmer war, als in München (mit +19 Grad C). Mit viel Glück konnte man in der Nacht vom 10. zum 11. leuchtende Nachtwolken (nicht wetterwirksame Eiswolken in ca. 80 km Höhe = Mesosphäre, sehr selten, bei uns überhaupt nur in den Monaten Juni und Juli zu sehen, wenn die Sonne nachts nur relativ knapp unter dem Horizont steht) beobachten. "Fehlanzeige" zu melden ist bezüglich Nebel, Dunst und Föhn. Durch den besonders in der Schlußdekade wiederholt auflebenden Wind wurde das Wasser der großen bayerischen Badeseen gut durchgemischt, was zu einem deutlichen Rückgang der Wassertemperaturen von +26 Grad C zu Beginn der Schlußdekade auf +20 Grad C bis zum Ende des Monats führte.

"Wetterregeln": Möglicher Zusammenhang Winterstürme - Sommerhitze

Viele Wetterregeln, wie z.B. die "Siebenschläferregel" sind weit verbreitet bekannt. Die "Siebenschläferregel" hat in Süddeutschland immerhin eine Eintreffwahrscheinlichkeit von rund 70% (so auch 2015!). Weniger bekannt ist hingegen eine - nur im süddeutschen Flachland anwendbare (!) - Witterungsregel, von "Wetterprofis" nicht anerkannt, von einigen Hobbymeteorologen kontrovers diskutiert, aber mit einem nicht zu verleugnenden Wahrheitsgehalt. Diese Regel besagt, daß mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit 176 Tage nach einem Wintersturm Sommerhitze auftritt. Hierzu drei markante Beispiele: Am 11.07.1984 wurde in München nach einer einwöchigen Hitzewelle mit +37,1 Grad C die bislang zweithöchste Temperatur gemessen. Der Januar 1984 zeigte sich mild, wechselhaft und windreich. Im wechselhaften Sommer 2007 gab es am 15. und 16.Juli Temperaturmaxima von +35,1 bzw. +35,2 Grad C. Diese Hitzespitze folgte exakt 176 Tage auf den Orkan "Kyrill", der am 18.01.2007 und in der Nacht zum 19.01.2007 auch über München tobte! Noch in Erinnerung sein dürfte auch der deutsche "WM-Sommer" 2006, als vom 9.Juni bis Ende Juli über sieben Wochen Sonne und Hitze dominierten. Und was passierte 176 Tage davor? Am 16.12.2005 fand der Höhepunkt einer winterlichen Westwetterlage statt, wobei in München Windstärke zehn ("schwerer Sturm") erreicht wurde. Weitere "Vergleichsfälle" finden sich auch in den Jahren 1976, 1983, 1990 und 2000 (wer will kann ja mal selbst nachsehen!). Auch im Jahr 2015 "lieferten" die Winterstürme zuverlässig: Ex-Hurrikan "Gonzalo" vom 21.10.2014 (aufgrund des Zeitpunktes eigentlich kein Wintersturm) ließ am 15. und 16.04.2015 die höchsten Temperaturen des ganzen Monats April (+23, bzw. +24 Grad C) folgen. Der Sturmlage vom 11.12.2014 folgten am 05. und 06.06.2015 Spitzentemperaturen von +30, bzw. +31 Grad C. Der Sturmlage vom 02. mit 05.01.2015 folgte Ende Juni 2015 (und damit im "Siebenschläferzeitraum", der zwischen 27.06. und 07.07. anzusetzen ist) der Übergang zu Hochdruckwetter mit anschließender Hitzewelle Anfang Juli. Die Sturmlage vom 08. mit 12.01.2015 ließ dann die Hitze gleich noch fortdauern. Auch zwischen 05. und 09.02.2015 lag eine Sturmlage vor. Zieldatum? Die erste Augustdekade 2015! Ob "Niklas" vom 31.03.2015 (kein Wintersturm mehr aufgrund des Termins) zu Beginn der dritten Septemberdekade 2015 nochmals Sommertemperaturen bringt, bleibt abzuwarten, denn auch bei dieser "176-Tage-Wintersturmregel" gilt: Hundertprozentige Wetterregeln gibt es nicht! Natürlich kann auch ohne 176 Tage vorgelagerten Wintersturm Sommerhitze auftreten. Und ebenso wird nicht jeder Wintersturm zuverlässig 176 Tage später Sommerhitze liefern. Aber analog zur Siebenschläferregel ist eine Eintreffwahrscheinlichkeit von 70% auch hier gegeben. Zum Sommer 2015 sei hier noch gesagt, daß er vor allem aufgrund des trockenen Frühlingswetters, zwar zu warm, aber eher wechselhaft zu erwarten gewesen wäre.

Das Wetter "anderswo" im Juli 2015:

Gleich am 1. meldete London/Heathrow mit +36,7 Grad C einen neuen Allzeit-Hitzerekord für England. Ein schweres Gewitter brachte nördlich von Magdeburg am 4. eng begrenzt über 100 mm Niederschlag in rund zwei Stunden. Am 5. wurde in Kitzingen (am Main) mit +40,3 Grad C ein offizieller neuer deutscher Hitzerekord gemessen (bisher: +40,2 Grad C, jeweils gemessen am 27.07.1983 in Gärmersdorf bei Amberg, am 9. und 13.08.2003 in Karlsruhe, sowie am 13.08.2003 in Freiburg). Extremtemperaturen wurden am 7. (auch) in Genf mit +39,7 Grad C und Innsbruck mit +38,2 Grad C gemessen. Ein gewaltiger Tornado (vermutlich der Kategorie F 4) verursachte am 8. in Teilen Venedigs schwerste Verwüstungen. Zwischen 12. und 15. zog der Taifun "Nangka" auf japanische Südküste zu. Insgesamt war im Juli 2015, wie auch schon in den zurückliegenden Monaten, über dem Pazifik eine gewisse Unruhe durch Tropenstürme festzustellen, während die Aktivität von Tropenstürmen über dem Atlantik bislang noch weitgehend auf sich warten läßt. Der Ort Horb (Baden-Württemberg) meldete am 22. nach einem Schwergewitter eine Hageldecke mit einer Höhe von bis zu 50 cm! Am 25. fielen in Schleswig-Holstein vielerorts bis zu 70 mm Regen, dazu traten schwere Sturmböen, punktuell sogar orkanartige Böen auf. In Kalifornien hingegen herrscht weiterhin extreme Dürre. Heiße Luft, starke Winde und trockene Gewitter lösten (u.a. durch Blitzeinschläge in die völlig ausgetrocknete Vegetation) an den letzten Tagen des Monats schwere Wald- und Buschbrände aus.

Gez. ©Peter Müller, 05.08.2015

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