Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Juni 2012 in München

Der Juni 2012 war in München sehr wechselhaft und viel zu naß. Sonnenscheindauer und Temperaturen zeigten sich dabei überdurchschnittlich. Diagonal über Deutschland lagen immer wieder Luftmassengrenzen, bzw. Tiefdruckzonen, bei welchen mit südwestlicher bis westlicher Grundströmung - oftmals strömungsparallel - kühle, bzw. nur mäßig warme Luftmassen in die Nordhälfte Deutschlands und zeitweise sehr warme, bzw. heiße Luftmassen in den Süden Deutschlands geführt wurden. Hieraus resultierten bei uns nicht nur einige neue Wärmerekorde, sondern auch eine rege Schauer- und Gewittertätigkeit. Ein schweres Unwetter am frühen Abend des 20. sorgte hierbei für Überschwemmungen und Chaos im Münchner Stadtgebiet.

Mit +19,1 Grad C errechnet sich ein um knapp zwei Grad "überwärmtes" Monatsmittel der Temperatur, wobei es (übrigens analog zum Temperaturverlauf u.a. im gesamten Mittelmeerraum) im Verlauf des Monats immer wärmer wurde, was auch bei Betrachtung der hiesigen Dekadenwerte (+16,1°C/+19,6°C/+21,6°C) klar zu erkennen ist.

Der 30. vereinte alle Spitzenwerte: Denn er war wärmster Tag des Monats mit einer Tagesmitteltemperatur von +28 Grad C, brachte den höchsten Einzelwert der Temperatur mit +33 Grad C, sowie - nach einer Tropennacht - mit +20,4 Grad C das höchste Tagestemperaturminimum dieses Monats, zugleich neuer diesbezüglicher Tagesrekordwert (bisher: +18,3 Grad C vom 30.06.1947). Eine weitere Tropennacht (vom 28. zum 29.) wurde knapp verfehlt, als es früh um 7 Uhr zwar +21 Grad C hatte, ein morgendliches Gewitter dann aber bis 9 Uhr die Temperatur auf +18 Grad C sinken ließ.

Tageswärmerekorde gab es auch am 16. mit einer Tageshöchsttemperatur von +31,4 Grad C (bisher +30,3 Grad C vom 16.06.2006), am 29. mit +32,0 Grad C (bisher 31,3 Grad C vom 29.06.1950), sowie am 20. mit einem neuen höchsten Tagestiefstwert von +18,6 Grad C (bisher +17,7 Grad C vom 20.06.1917).

Warme Tage kamen 23 zustande (wobei ab 14. sämtliche Tage die "+20°C-Marke" knacken konnten). Anstelle der normalen sechs Sommertage gab es beachtliche 14 (am 3., 7., sowie an zwölf Tagen ab dem 15.) und statt einem gab es gleich vier Tropentage (16., 18., 29., 30.) mit Hitze über +30 Grad C.

Kältester Tag des Monats war der 5., der neben der niedrigsten Tagesmitteltemperatur von +12 Grad C auch die absolute Tiefsttemperatur des Monats mit +8 Grad C mit sich brachte und mit +16 Grad C die niedrigste Tageshöchsttemperatur aufwies.

Noch an zwei weiteren Tagen (6. und 14. mit jeweils +9 Grad C) sank die Temperatur in den frühen Morgenstunden ebenfalls unter +10 Grad C ab. Andererseits konnten an zwölf Tagen (8., 16. mit 22. und 27. mit 30.) jeweils Tiefsttemperaturen nicht unter +15 Grad C gemessen werden.

An 18 (normal 17) Tagen fiel Niederschlag, immer ausschließlich Regen. Die Summe des Monatsniederschlags war mit 193 mm (normal 135) deutlich erhöht, was unter anderem auf häufige Schauer aufgrund wiederholt großer Schwüle zurückzuführen war. An neun Tagen gab es mehr, als 10 mm, hierbei am 12. 26 mm in Form von Dauerregen und am 20. gleich 45 Liter Wasser pro Quadratmeter in Zusammenhang mit einem Unwetter, wobei nahezu die gesamte Menge innerhalb der Stunde zwischen 17 und 18 Uhr herabkam. Dies war dann auch der Kanalisation zu viel auf einmal und es gab im Stadtgebiet verbreitet größere Überschwemmungen auf den Straßen, vor allem aber in manchen Kellern und Unterführungen. Da bei diesem wahrhaft "saftigen" Gewitter (welches zudem eine recht hohe Blitzfrequenz aufwies!) auch Sturm mit von der Partie war, kam es durch entwurzelte Bäume und herabgerissene Oberleitungen zu massiven Behinderungen im (S-)Bahnverkehr, insbesondere im Umfeld von Starnberger- und Ammersee, gleichzeitig wurden am Flughafen Teile der Technik durch Blitzeinschlag beschädigt, was auch dort zu Ausfällen und Verzögerungen führte.

Gewittertage gab es insgesamt neun (7., 8., 11., 13., 19., 20., 21., 29. und 30.), wobei das Gewitter am späten Abend des 30. eigentlich ein Kuriosum darstellt, denn bei großer Hitze wurde es bei anhaltender Sonneneinstrahlung im Verlauf des Nachmittages immer dunstiger, aber trotz großer Schwüle kam anschließend ein Trocken-Gewitter, welches von SW nach NO bevorzugt über den Norden der Stadt hinwegzog, wobei die Gewitterzelle ergänzend vom im Süden stehenden Mond "beleuchtet" wurde.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad erreichte im Monatsmittel leicht unterdurchschnittliche 4,6 Achtel (normal 5,0), wobei die Mitteldekade mit 3,9 Achteln am freundlichsten und die erste Dekade mit 5,4 Achteln am wolkenreichsten (die Schlußdekade hatte 4,4 Achtel) ausfiel. Vier Tage waren durchweg heiter (15., 16., 18. und 30.), neun Tage vorherrschend trüb (davon acht zwischen dem 3. und 13.). Kein Tag hatte allerdings einen höheren mittleren Bedeckungsgrad, als 6/8, völlig wolkenlos blieb es an keinem einzigen Tag. Die weiteren 17 Tage des Monats waren meist von rasch wechselnden Bewölkungsverhältnissen geprägt, dabei vom Gesamtcharakter nicht unfreundlich.

Kein einziger Tag des Monats blieb ohne Sonnenschein. Mehr als zehn Sonnenstunden gab es an elf Tagen, wobei die drei fast wolkenlosen Tage (15., 16., 18.) mit jeweils 15,5 Stunden die diesbezüglichen Maximalwerte lieferten. Dennoch war die Monatssumme von 216 Sonnenstunden zwar überdurchschnittlich (normal 200), aber von jeglichen Rekordwerten weit entfernt.

Der Föhn spielte am 7. und 15. stundenweise mit beim Münchner Wettergeschehen, während hinsichtlich Nebel und Inversionen "Fehlanzeige" zu melden ist.

Die relative Luftfeuchte war desöfteren sehr hoch. Nur am 26. und 27. war kein Tageswert größer oder gleich 80%, an 22 Tagen lag auch der jeweilige Tiefstwert über 40%. An sechs Tagen (4., 10., 12., 13., 21. und 25.) wurden Höchstwerte von 94% gemessen, am 20. gab es mit 96% den Monatshöchstwert. Die tiefsten Werte waren am 24. mit 28%, am 18. mit 26% und am 15. und 16., jeweils mit dem diesbezüglichen Monatsminimum von 25%, festzustellen. Welch drückende Schwüle zeitweise herrschte, verdeutlichen die Taupunkttemperaturen, die am 19. und 20. zeitweise bei +20 Grad C lagen.

Da München häufig in der Nähe von Tiefdrucksystemen lag, waren hohe Luftdruckwerte in diesem Monat selten, die 1024 HPa vom 17. und 22., sowie der Monatshöchstwert von 1025 HPa am 23. waren diesbezüglich schon "Spitze". 1005 HPa waren es am 3., 1003 am 11., 1002 am 7. und am 12. war mit 1001 HPa das Monatsminimum fällig.

Kein Wunder, daß der Wind gleich an 18 Tagen stärker auffrischte und hierbei am 3., 20., 21. und 30. Sturmstärke erreichte (jeweils in Zusammenhang mit Schauern oder Gewittern), wobei am 21. neun Beaufort, an den anderen drei genannten Tagen acht Beaufort erreicht wurden. Fast den ganzen Monat dominierten hierbei Westrichtungen (Ausnahmen: am 7., 15. und 29. Südwind, am 12. kurz, am 17. ganztags Nordostwind, am 19. und 30. jeweils kurzzeitig Ostwind, sowie am 28. Südostwind).

Kein Wetterglück hatte München beim Venustransit am frühen Morgen des 6., denn der Himmel blieb in der relevanten Zeit von Sonnenaufgang bis 7 Uhr völlig bedeckt. Der unbeständige Wettercharakter ließ jedoch andere schöne "Lichtspiele" zu, so z.B. am 11. gegen 18 Uhr einen Regenbogen hinter einem nach Osten abziehenden Gewitterschauer mit Aufreißen der Bewölkung im Westen, oder am 19. gegen 19.50 Uhr, als es im Münchner Westen zeitgleich einen Doppelregenbogen, Blitzentladungen und Sonnenschein zu sehen gab. Zusätzlich konnte am Nachmittag des 24. ein (allerdings schwacher) Sonnen-Halo beobachtet werden.

Im gesamten Mittelmeerraum kehrte im Monatsverlauf zunehmend der Hochsommer ein, in der zweiten Monatshälfte wurden dort an einzelnen Tagen Temperaturen bis zu +43 Grad C gemessen, nachdem zum Monatsanfang die Temperaturen recht verbreitet noch unter +30 Grad C lagen. Auf der Südhalbkugel traf am 6. und 7. ein strammer Wintereinbruch den Süden Argentiniens (Buenos Aires: Schneeregen, südlich davon Stürme mit Windspitzen bis zu 100 km/h, Starkschneefälle und Nachtfröste bis -10 Grad C). Am 8. zog ein gewaltiger Gewitterkomplex ("Superzelle") über Ober- und Niederösterreich (Amstetten: Hagel mit Korngröße bis 6 cm) und sorgte, mit Starkregen und Sturmböen einhergehend, für Schlammlawinen, umgestürzte Bäume, verwüstete Äcker und Schäden durch mehrere Blitzeinschläge. Am 12. gab es in Österreich nochmals Starkregen und kräftige Gewitterstürme, während am selben Tag ein Tornado in Teilen der Lagunenstadt Venedig wütete. Ein für die Jahreszeit ungewöhnlich gut ausgeprägtes Sturmtief traf bereits am 9. mit Starkregen und orkanartigen Böen auf die Britischen Inseln. Nicht nur unter "fußballerischen Gesichtspunkten" gab es bei der EM in Polen und der Ukraine kein "Sommermärchen". Insbesondere in der Ukraine herrschte häufig schwüle Hitze, welche sich regelmäßig in schweren Gewittern entlud. Am 15. mußte aufgrund eines heftigen Gewitters wegen unmittelbarer Blitzgefahr, sowie massiven Überflutungen im Stadion von Donezk sogar das Spiel zwischen der Ukraine und Frankreich für eine Stunde unterbrochen werden! Hurrikan "Debby" (am 26.), der u.a. den US-Bundesstaat Florida mit 300 mm Regen binnen 48 Stunden flutete, brachte einen neuen Rekord: Noch nie zuvor bildete sich der vierte atlantische Tropensturm eines Jahres bereits in einem Junimonat (als diesbezüglicher Jahresrekord stehen 27 entsprechende Tropenstürme aus dem Jahr 2005 zu Buche). Am 29. verursachten Hagel und Starkregen in Teilen Englands und Nordirlands große Schäden. Nicht "ohne" ist auch die Meldung des DWD hinsichtlich der Summe an Blitzentladungen über Deutschland für den 30.: 205 999! Ebenfalls der 30. brachte im bayerischen Harburg Gewitter-Orkanböen bis zu 130 km/h, sowie bei unseren österreichischen Nachbarn einige neue Juni-Hitzerekorde (jeweils +37,7 Grad C in Bad Deutsch-Altenburg/Niederösterreich und Wien-Innenstadt, sowie +15,3 Grad C auf dem 3111m hohen Sonnblick).

Gez. ©Peter Müller, 05.07.2012

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