Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Mai 2015 in München

Der Mai 2015 war in München bei unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu naß und zu warm, wobei der Wetterablauf über weite Strecken von einem hohen Maß an Unbeständigkeit geprägt war.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Je näher man sich an den Alpen befand, umso nasser erlebte man den Monat, in welchem immer wieder Tiefdruckgebiete über dem zentralen Mittelmeer bis zu uns ausgreifen und für (Dauer-)Regen sorgen konnten. Zudem dehnte am 5. Sturmtief "Zoran" über den Britischen Inseln seinen Einflußbereich zunächst nach Süden aus, brachte uns kurzzeitig Warmluft tropischen Ursprungs plus feinen Saharasand, bevor die Fronten des Tiefs Mitteleuropa überquerten und einen Wettersturz verursachten. Dafür versorgte uns - pünktlich zu Beginn der "Eisheiligen" - ein Hochdruckrücken vorübergehend mit sommerlichen Temperaturen. Ab Monatsmitte lag der Hochdruckschwerpunkt (zu) weit westlich über dem Atlantik, sodaß bei uns häufig feucht-kühle Luft vom Nordmeer das Wetter bestimmte. Zwischen 19. und 23. legte sich hierbei eine Kaltfront an die Alpen, welche durch ein Italientief blockiert und dort zusätzlich, bedingt durch hochreichend nur schwache Strömungsverhältnisse, weitgehend stationär wurde (Stau an den Alpen mit feuchter Höhenluft aus Südwest und Luftmassen polaren Ursprungs aus Nordwest am Boden). Als "Nebeneffekt" dieser Wettersituation wurde (vorderseitig des Tiefdruckkomplexes) östlich von uns Warmluft über Rußland bis nach Finnland hinauf nordwärts transportiert (wo in der Folge Temperaturen bis zu +30 Grad C gemessen wurden und Hitzegewitter auftraten).

Temperaturverhältnisse:

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +14,9 Grad C war der Monat in München um ein Grad zu warm. Für die erste Dekade errechnet sich ein Durchschnitt von +15,1 Grad C, für die Mitteldekade einer von +15,9 Grad C. Die Schlußdekade war mit nur +13,7 Grad C am kühlsten.

Wärmster Tag des Monats war der 12. mit einer Tagesmitteltemperatur von +22 Grad C. Am selben Tag wurde auch der höchste Einzelwert der Temperatur mit +29 Grad C gemessen. Die höchsten Tagestemperaturminima wurden am 5. und 13. mit jeweils +15 Grad C gemessen (und waren gleichbedeutend mit den mildesten Nächten, die vom 4. zum 5. und vom 12. zum 13. auftraten).

Warme Tage gab es 13, (vom 10. bis 13. und vom 28. bis 31. jeweils vier "am Stück", sowie am 4., 5., 8., 16. und 18.). Am 5. und 12. wurden hierbei zwei Sommertage registriert (normal wären drei gewesen). Zu einem Heißen Tag mit mindestens +30 Grad C als Temperaturspitze reichte es heuer im Mai nicht.

Kältester Tag des Monats wurde der 20. mit einer Tagesmitteltemperatur von +8 Grad C (das Tagesmaximum trat hierbei mit +12 Grad C bereits kurz nach Mitternacht auf, während um 12 Uhr mittags mit nur +6 Grad C das Tagesminimum gemessen werden konnte). Die niedrigste Tageshöchsttemperatur wurde mit +11 Grad C gleich am 1. festgestellt. Das absolute Temperaturminimum des Monats gab es am 28. mit +5 Grad C nach wolkenarmer Nacht. Von Spätfrösten blieben wir somit, auch im angrenzenden Umland, deutlich entfernt.

Sonnenschein:

Die Sonne brachte es in Summe nur auf 156 Stunden (anstelle der normalen 188). Dennoch schaffte sie an acht Tagen (7., 8., 11., 12., 16., 18., 28. und 29.) jeweils mehr, als zehn Sonnenstunden (am 18. mit dem Tagesmaximum von 14 Stunden Sonnenschein). Nur wenige Minuten Sonne gab es am 2., 15., 20., 21., 23. und 24.; am 1. und 3. blieben zwei Tage des "Wonnemonats Mai" sogar gänzlich ohne Sonnenschein. Sehr mager fiel die Sonnenscheinbilanz insbesondere im Zeitfenster der acht Tage zwischen 19. und 26. aus, in welchem nur insgesamt sieben Sonnenstunden zusammenkamen!

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 5,6 Achteln der Himmelsfläche über der Norm. Die Bewölkung verteilte sich dabei weitgehend gleichmäßig über den Monat (Dekadenwerte: 6,0 - 5,0 - 5,7 Achtel). Kein einziger Tag war durchweg heiter, mit durchschnittlichen drei Achteln Bewölkung dennoch sehr freundlich präsentierten sich der 12., 16., 18. und 28.; andererseits fielen insgesamt gleich 15 Tage vorherrschend trüb aus, davon fünf hintereinander gleich zu Beginn des Monats, wobei der 1. durchgängig völlig bedeckt blieb.

Niederschläge:

An nicht weniger, als 24 (normal 17) Tagen fiel Niederschlag, stets in Form von Regen, der sich zu einem Monatswert von 149 mm aufsummierte. Normal wären nur 110 mm, sodaß der Mai 2015 in München zu naß ausfiel. Hohe Tagesmengen gab es gleich am 1. mit 33 mm, sowie am 20. mit 27 mm. Nur am 8., an den drei Tagen vom 10. bis 12. als längster "Trockenphase" des Monats, sowie am 16., 18. und 28. blieb es niederschlagsfrei.

Gewittertätigkeit:

An (völlig normalen) sechs Tagen (5., 9., 13., 14., 25. und 29.) traten in München Gewitter auf, wobei es am 9. gleich mehrfach Blitz und Donner gab.

In der Nacht vom 13. zum 14. "schleifte" ein von der Schweiz und Baden-Württemberg kommender Tiefausläufer an der Alpennordseite vorbei und traf hier auf die vorhandene schwül-warme Luftmasse. Ab 22 Uhr abends bis etwa 1 Uhr früh wurden hierbei vor allem im Großraum Augsburg, Aichach, Fürstenfeldbruck, Dachau, sowie Freising bis hin zum Flughafen München schwere Gewitter ausgelöst. Nördlich von Augsburg, im Bereich Aichach-Friedberg, bildete sich hierbei ein Tornado (laut offizieller Bewertung in Stärke F 3 mit Windspitzen größer 255 km/h!), der beim Auftreffen auf eine Wohnsiedlung eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Das Stadtgebiet Münchens wurde an diesen beiden Tagen nur von mehreren leichten Gewittern und zahlreichen kurzen Schauern erfaßt.

Luftdruck:

Die höchsten Einzelwerte des Luftdruckes gab es am 9., 12., 16. und 27. mit jeweils 1024 HPa, am 17., 21. und 22. mit jeweils 1027 HPa, am 10. mit 1028 HPa, sowie am 11. mit dem Monatsspitzenwert von 1029 HPa. Die niedrigsten Luftdruckwerte traten am 4., 13. und 14. mit jeweils 1009 HPa, am 15. und 29. mit 1008 HPa, am 3. mit 1007 HPa, am 2., 18. und 19. mit jeweils 1006 HPa, sowie am 1. und 5. mit dem absoluten Monatsminimum von 1004 HPa auf. Der stärkste Luftdruckfall von 1027 auf 1006 HPa ereignete sich vom 17. zum 18., zwischen 19. und 21. erfolgte der deutlichste Luftdruckanstieg (wiederum von 1006 auf 1027 HPa!). "Achterbahn" fuhren die Werte am 12. und 13., als zunächst ein deutliches Fallen von 1024 auf 1012 HPa erfolgte, danach ein rascher Anstieg auf 1021 HPa, gefolgt wiederum von einem Fallen auf 1009 HPa.

Luftfeuchte:

Die höchsten Einzelwerte der relativen Luftfeuchte traten bevorzugt bei Dauerregen auf. 96% waren es am 3., 97% am 6. und 16., am 1. und 2. wurde mit jeweils 98% das absolute Monatsmaximum erreicht. Ganztags hohe Werte gab es am 1., 15. und 20., als die Werte der relativen Luftfeuchtigkeit (bei Maximumwerten von jeweils mindestens 94%) nicht unter 84, bzw. 80, bzw. 86% absinken konnten. Die niedrigsten Werte gab es mit 38% jeweils am 7., 13. (um 1 Uhr morgens!) und 18., mit 37% am 5., mit 36% am 11., mit 31% am 29., mit 30% am 8., mit 24% am 28., sowie am Nachmittag des 12. mit dem absoluten Monatsminimum von 20% (nach einem Frühwert von immerhin 90%).

Wind:

Wenig los war in München, was den Wind betrifft, denn nur an fünf Tagen (5., 9., 14., 25. und 30.) lebte der Wind stärker auf und mehr, als einmal Windspitzen bis sieben Beaufort (am 30.) gab es überhaupt nicht. Nur der Flughafen München meldete am 9. in Zusammenhang mit einem Gewitter Böen in voller Sturmstärke. Am 1. kam der Wind aus Nordost, am 2. drehte er von Nord auf Südwest, letztgenannte Richtung behielt er auch am 3. und 4. bei. Am 5. wehte der Wind bis Mittag aus Süd und sprang dann auf Nordwest um. Vom 6. bis 10. gab es Wind aus West bis Nordwest, am 11. aus Ost, am 12. aus Südwest, am 13. aus umlaufenden Richtungen. Nordwestwind war am 14. an der Reihe, Nordostwind am 15., Westwind am 16. und mit nördlicher Komponente auch am 17., gefolgt von Südwestwind vom 18. bis 20.; zwischen 21. und 24. drehte der Wind von Nord langsam auf Ost, um vom 25. bis 27. wieder aus West bis Nordwest zu kommen. Nach umlaufendem Wind am 28. endete der Monat mit Wind aus südlichen bis westlichen Richtungen an den letzten drei Tagen.

Sonstige Beobachtungen:

Am Vormittag des 5. reichte leichter Föhn für wenige Stunden bis nach München herein. Gleichzeitig wurde mit kräftiger südlicher Luftzufuhr (Zugspitze: Südsturm mit Orkanböen bis 120 km/h) reichlich feiner Saharasand über der Stadt abgeladen. Anderslautende Meldungen, die in diesem Zusammenhang von "Fichtenpollenstaub" sprachen, waren deshalb nicht ganz nachvollziehbar, denn: Weshalb sollte sich der Fichtenpollenflug (im Normalfall stets eine Angelegenheit von mehreren Wochen!) zufälligerweise auf nur wenige Stunden eines einzelnen Tages beschränken, an denen zudem ideale Bedingungen für den Transport von Wüstensand aus der Sahara zu uns herrschten?

Zwei, allerdings nur sehr schwache, Nebensonnen waren am 11. gegen 18 Uhr zu beobachten. Regelrechtes Aprilwetter mit einem steten Wechsel von Sonne, Wolken und Regenschauern ließ am 13. gegen 18 Uhr die Beobachtung eines Regenbogens zu. Nach ergiebigen und anhaltenden Regenfällen in den Alpen und in ihrem nördlichen Vorland führte die Isar um den 22. herum vorübergehend leichtes Hochwasser (was immerhin bei einigen Anrainern für Überschwemmungen in Kellerräumen ausreichte).

In den Frühstunden des 11. und 12. traten deutlichere Inversionen auf, wobei es insbesondere am 12. in mittleren Lagen vorübergehend bis zu 5 Grad wärmer war, als in der Münchner Innenstadt. "Fehlanzeige" zu melden ist hingegen bezüglich Nebel und Dunst.

Das Wetter "anderswo" im Mai 2015:

Am Abend des 5. zog eine massive Gewitterzone über Norddeutschland hinweg. Hierbei entwickelte sich im Raum Rostock eine Superzelle, aus welcher ein Tornado hervorging, welcher gegen 21.30 Uhr in der Ortschaft Bützow schwerste Schäden verursachte. "Tornado-Time" war dann am 6. und 7. auch in den USA, wo insbesondere die Bundesstaaten Kansas und Oklahoma getroffen wurden. Sehr früh im Jahr entwickelte sich heuer bereits ein Tropensturm: "Ana" entstand am 7. an der Südostküste der USA und verlagerte sich bis zum 9. nordwärts (ohne Schlimmeres anzurichten). Große Wetterkontraste hatte der Mittlere Westen der USA auch am 9. und 10.: Einerseits tobten sich dort insgesamt gleich rund 70 Tornados aus, andererseits führte ein kräftiges Tief über Nebraska kanadische Kaltluft weit südwärts, was dort zu Neuschneemengen von bis zu einem halben Meter führte! Eine Ein-Tages-Rekord-Hitzewelle erlebte Valencia am 14., als dort +43 Grad C gemessen wurden (zum Vergleich: In den Jahren 1982 bis 1986 wurden in Valencia im Monat Mai fünf Jahre hintereinander nicht einmal +30 Grad C erreicht!). Gleichzeitig herrschten am 14. über Europa extreme Temperaturgegensätze, denn im Norden Norwegens gab es punktuell sogar einen Eistag (z.B. Spitzbergen mit einer Höchsttemperatur von -2 Grad C). Schwere Hagelgewitter traten am 15. in Teilen Italiens auf, wobei im Turiner Umland Hagel vorübergehend "winterlich weiße" Landschaften hinterließ. Länger anhaltende, große Hitze mit Spitzentemperaturen von bis zu +49 Grad C (bei Nachttemperaturen von mehr, als +30 Grad C) wurde in der Schlußdekade aus Teilen Indiens und Pakistans gemeldet. Am 25. und 26. wurden erneut der Süden der USA und auch Teile Mexikos von schweren Gewitterstürmen und Starkniederschlägen ereilt. Selbst in Texas (wo es Ende Mai in der Regel trocken ist) fielen große Regenmengen, Houston meldete beispielsweise am 26. gleich 250 mm Niederschlag, welche innerhalb von nur sechs Stunden gefallen sind!

Gez. ©Peter Müller, 19.06.2015

Zurück zur Übersicht