Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Mai 2012 in München

Der Mai 2012 war in München überdurchschnittlich sonnig und zu trocken. Obwohl zur Monatsmitte eine klassische Eisheiligenwetterlage auftrat, bot der Monat ein deutliches Übermaß an Wärme. In der Schlußdekade war eine deutlich erhöhte Schauer- und Gewittertätigkeit zu beobachten. Die für uns maßgeblichen Großwetterlagen waren meist meridional ausgerichtet, was große Temperaturschwankungen in kurzen Zeitabständen zur Folge hatte.

Mit einer Monatsmitteltemperatur von +16,4 Grad C lagen wir gut zwei Grad über dem Normalwert. Für die erste Dekade errechnet sich ein Durchschnitt von +16,5 Grad C. Die Mitteldekade war mit +13,8 Grad C deutlich kälter, die Schlußdekade mit +18,7 Grad C dann aber durchaus frühsommertauglich.

Wärmster Tag war - mit Abstand - der 11., mit einer Tagesmitteltemperatur von +25 Grad C. Dieser Tag brachte auch sowohl den höchsten Einzelwert der Temperatur für diesen Monat, wie mit +31,2 Grad C auch einen neuen Tageswärmerekord (bisher: +28,3 Grad C vom 11.05.1945) für diesen Kalendertag zustande. Die Nacht von einem 10. zu einem 11.Mai war zudem noch nie zuvor so warm, wie in diesem Jahr mit einer (wetter-amtlichen) Tiefsttemperatur von +17,1 Grad C (in einigen Stadtteilen waren es frühmorgens "nur" +16 Grad C), der bisherige diesbezügliche Rekordwert (+14,0 Grad C aus dem Jahr 2000) wurde weit übertroffen. Auch die Nacht vom 20. zum 21. war mit einer Tiefsttemperatur von +15,3 Grad C "rekordmild" (hier waren die +14,2 Grad C aus dem Jahr 1986 zu "überschreiben"). Auch die Nächte zum 12. und zum 29. hatten Tiefsttemperaturen von +15 Grad C und mehr, die nachfolgenden Tage brachten aber in Zusammenhang mit Kaltfront- bzw. Schaueraktivitäten im Verlauf (deutlich) niedrigere Tagestiefstwerte zustande.

Wie nahe Wärme und Kälte in diesem Monat beisammen lagen, zeigen folgende Werte: Kältester Tag des Monats war der 16., mit einer Tagesmitteltemperatur von +7 Grad C, wobei an diesem Tag auch die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats fällig war, welche sich mit Müh und Not in den frühen Abendstunden auf +10 Grad C "hocharbeitete". Wie an zwei weiteren Tagen (14. und 17.) brachte dieser Tag mit +3 Grad C auch das absolute Temperaturminimum des Monats mit sich. Der 16. war geprägt von einem direkt über uns liegenden Höhentief, welches in 5000 Metern Höhe mit einer -30 Grad C kalten Luftmasse angefüllt war. Diese Wettersituation war dafür verantwortlich, daß in Landsberg am Lech in den Vormittagsstunden sogar Schneeregen fiel, während die Zugspitze am selben Tag 55 cm Neuschnee zu verzeichnen hatte!

Einen gewaltigen Temperatursturz gab es vom 11. zum 12.: Während am Spätnachmittag des 11. +31 Grad C gemessen wurden, waren es am 12. um 0 Uhr noch immer +22 Grad C, um 6 Uhr morgens dann +17 Grad C und von 12 Uhr an nur noch +10 bis +12 Grad C! Und dies trotz "Kaltfrontbeteiligung" völlig ohne Turbulenzen, zumindest in München!

Frosttage gab es in der Münchner Innenstadt keine, wohl aber noch zwei draußen am Flughafen (jeweils -1 Grad C als Tiefstwert am 14. und 15.). Im Stadtbereich lagen vom 14. mit 18. - jeweils täglich - die Temperaturminima unter +5 Grad C. Andererseits waren gleich 21 (normal wären nur elf) warme Tage (wobei vom 18. mit 31. sämtliche Tage die "+20-Grad C-Marke" erreichten oder überschritten!) zu registrieren, wobei (anstelle der normalen drei) gleich sieben davon (10., 11., 19., 20., 21., 23. und 24.) zu Sommertagen wurden. Der schon ausführlich beschriebene 11. wurde zum einzigen "Heißen Tag" des Monats.

Die Sonne brachte es in Summe auf 255 Stunden (anstelle der normalen 188). Nur ein einziger Tag (12.) brachte absolut keinen Sonnenstrahl, zwölf Tage jedoch mindestens zehn Sonnenstunden. Die diesbezüglichen Maximalwerte gab es am 25. und 26. mit jeweils 15 Sonnenstunden.

Dementsprechend fiel der durchschnittliche Bewölkungsgrad mit 4,4 Achteln der Himmelsfläche (normal 5,0) niedriger, als eigentlich zu erwarten war, aus. Die Dekadenwerte (4,8 / 4,1 / 4,2) unterscheiden sich hierbei nur wenig voneinander, was daran lag, daß die Bewölkungsverhältnisse sich oftmals rasch veränderten, aber längere heitere Phasen ebenso ausblieben, wie andauernde trübe Wettersituationen. So waren gleichermaßen je fünf Tage (5., 6., 12., 16., 30) vorherrschend trüb, wie durchwegs heiter (10., 11., 14., 25., 26.). Kein einziger Tag war völlig bedeckt, aber auch keiner völlig wolkenlos.

An insgesamt 18 (normal 17) Tagen fiel Niederschlag, vom 1. bis 6. täglich, in der Schlußdekade vermehrt in Form kräftiger Schauer. Mit 68 mm (anstelle der normalen 110) war der Monat deutlich zu trocken - und das, obwohl die längste Trockenphase (25. mit 28.) gerade einmal vier Tage dauerte. Die größten Tagesmengen fielen am 12. mit 15 mm, sowie am 29. mit 20 mm (gleichmäßig verteilt auf zwei kräftige Gewitterschauer). Es gab - völlig normale - sechs Gewittertage (2., 9., 23., 24., 29. und 30.). Am 24. waren gleich mehrere kleinräumige, aber heftige Gewitterzellen zu Gange, eine davon brachte ab etwa 14 Uhr im Großraum Maisach 32 mm Niederschlag in gut einer Stunde zustande, eine weitere im Münchner Süden und Osten ein starkes Gewitter (mit einigen Blitzeinschlägen, die aber ohne Schäden abgingen) verbunden mit einem kräftigen Hagelregenschauer (bis 2 cm Korndurchmesser), wobei diese Gewitterzelle sehr viel Dynamik innehatte, denn man konnte durch eine Wolkenlücke recht gut dabei zusehen, wie einzelne Cumuli nahezu explosionsartig in die Höhe schossen. Jede Menge kleinkörnigen Hagel (bis 1 cm Korndurchmesser, teils auch recht "unförmige Eisteile") lieferte ein weiterer Gewitterschauer am 29. ab 16.30 Uhr im Stadtgebiet, wobei zunächst Hagelkörner auf Straßen und Wegen schwammen und später, etwa eine Stunde nach dem Unwetter, in licht- und windgeschützten Nischen noch immer Ansammlungen von Hagel zu sehen waren.

Der Luftdruck hatte seine höchsten Werte mit jeweils 1027 HPa am 16. und 17., sowie am 12. und 13. mit dem Monatsmaximum von jeweils 1032 HPa. Die diesbezüglichen Tiefstpunkte gab es mit je 1003 HPa am 4. und 5., mit je 1001 HPa am 20. und 22., sowie dem absoluten Tiefstwert von 994 HPa am 21.; erwähnenswert sind auch noch die 1020 HPa vom 7., denn dieser, eigentlich recht unspektakuläre, Wert wurde im Zeitfenster vom 30.März bis einschließlich 6.Mai 2012 in München nicht ein einziges Mal erreicht!

Die relative Luftfeuchte hatte ihre Maxima mit jeweils 92% am 16., 19. und 30., mit 93% am 8., sowie mit dem Monatsspitzenwert von 94% am 12.; am 6. sank sie ganztags nicht unter 70% ab. Andererseits gab es Werte von mehr, als 90% nur an acht Tagen, während an 20 Tagen die 40%-Marke unterschritten wurde, wobei wiederum an insgesamt zehn Tagen Werte von nur 30% oder weniger gemessen wurden. Die niedrigsten Einzelwerte gab es am 24. mit 27% (erstaunlicherweise kurz nach einem Hagelgewitter!), am 27. mit 24%, sowie am 11. mit dem absoluten Monatsminimum von 21%.

Am 20. trat in den frühen Morgenstunden kurzzeitig eine Inversion auf, die aber jahreszeitgemäß sehr rasch wieder beseitigt wurde. Nebeltage gab es keine, der Föhn an den Alpen am 21. war zwar von München aus zu sehen, erreichte aber das Stadtgebiet nicht.

Der Wind kam vom 1. bis zum 11. aus West (gelegentlich mit südwestlicher Komponente), vom 12. bis 18. aus Nordwest bis Nordost (nur am 15. vorübergehend kurz aus Süd), vom 19. bis 27. aus Ost bis Nordost, am 28. und 29. aus Nordwest (wobei am 29. nordöstlicher Höhenwind herrschte), am 30. aus südlichen und am 31. aus südwestlichen Richtungen. Gleich an 16 Tagen frischte der Wind stärker auf, erreichte aber nur ein einziges Mal Sturmstärke (8 Beaufort am 15. bei Durchgang einer Kaltfront).

Eine über der Mitte Deutschlands liegende Gewitterfront brachte am 2. ein Unwetter mit Großhagel im Raum Marburg. Noch heftiger erwischte es am 4. den Ort Dreux (ca. 90 km westlich von Paris), wo ein 15-minütiger Hagelschauer für eine geschlossene Decke aus Hagel einerseits und Überschwemmungen andererseits sorgte. Die Stadt Tsukuba (ca. 60 km nordöstlich von Tokio) wurde am 6. von einem Tornado erfaßt, der schwere Zerstörungen verursachte. Ebenfalls am 6. entwickelte sich im Stuttgarter Raum ein Tornado aus einer Gewitterzelle heraus (ohne schlimmere Auswirkungen). Heftige Gewitter und mehrere Tornados (welche auf Freiland trafen und deswegen harmlos blieben) wurden am 23. auch aus North Dakota gemeldet. Am 11. brachten Schwergewitter im Südwesten Chinas starken Regen und Hagelschauer (örtlich mehr als 200 mm innerhalb von 48 Stunden). Nachdem einige Meßstationen in Deutschland am Morgen des 12. noch eine "Tropennacht" meldeten, gab es nur zwei Tage später, bevorzugt in Süd- und Ostdeutschland, in den Morgenstunden Luftfrost bis -3 Grad C! Extremwetter gab es auch in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo: Nachdem am 12. +30 Grad C gemessen wurden, fiel die Temperatur am 14., mit Dauerschneefall einhergehend, bis auf den Gefrierpunkt ab und es bildete sich eine Schneedecke von bis zu 10 cm Höhe (es war dort der erste Mai-Schnee seit 1962)! Nicht störungsfrei war das Wetter im gesamten Mittelmeerraum. Eine kurze Hitzewelle zur Monatsmitte brachte Spanien allerdings Temperaturen bis zu +39 Grad C. Und selbst auf Las Palmas (eher bekannt für eine ganzjährige, nahezu gleichmäßige Wärme) wurden zur Monatsmitte an zwei Tagen bis zu +35 Grad C gemessen. Sehr früh im Jahr (am 15.) zeigte sich heuer der erste pazifische Tropensturm ("Aletta") südwestlich von Mexiko. Davor gab es weltweit (!) 41 Tage lang keinen einzigen Tropensturm (was so überhaupt noch nie vorkam!). Nur wenige Tage später tauchte auch der erste atlantische Tropensturm ("Alberto") des Jahres an der US-Ostküste auf. Auch das ist ungewöhnlich früh (oftmals bilden sich die ersten atlantischen Tropenstürme erst im Juli!); seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gab es bisher überhaupt nur acht atlantische Tropenstürme in den Monaten April oder Mai.

Gez. ©Peter Müller, 04.06.2012

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