Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Mai 2010 in München

Der Mai 2010 war in München bei deutlich unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer zu kühl, zu naß und extrem trüb. Vom sprichwörtlichen "Wonnemonat Mai" konnte keine Rede sein, das Wetter war fast schon konkurrenzlos schlecht.

Vom Monatsanfang bis weit in die zweite Dekade lag großflächig eine extrem meridional geprägte Wetterlage vor, wobei wir im aktiven Bereich der von Südwestskandinavien über Mitteleuropa bis in das zentrale Mittelmeer verlaufenden Tiefdruckzone lagen. Westlich von uns konnte polare Kaltluft weit nach Süden gelangen, während östlich von uns tropische Warmluft über die Türkei, das Schwarze Meer und Rußland bis in Breiten nördlich des Polarkreises gelangen konnte, wobei die nördlichen Orte zudem von der jahreszeitlich bedingten sehr langen Sonnenscheindauer profitieren konnten (so gab es beispielsweise in St. Petersburg zwischen dem 13. und 21. sieben Sommertage und Temperaturspitzen bis +28 Grad C).

In München hatten wir eine Monatsmitteltemperatur von +12,8 Grad C, damit fiel der Mai 2010 hier um rund 1,5 Grad zu kalt aus. Für die beiden ersten Dekaden errechnet sich lediglich ein Mittel von +10,9 Grad C.

Wärmster Tag war der 25. mit einem Temperaturmittel von +21 Grad C (Maximum: +26 Grad C, Minimum: +16 Grad C), der höchste Einzelwert der Temperatur wurde gleich zweimal, am 24. und 25., mit jeweils +26 Grad C gemessen.

Der niedrigste Einzelwert der Temperatur wurde ebenfalls zweimal gemessen, nämlich am 7. und 19., er lag bei +5 Grad C. Für noch niedrigere Minima reichte es aufgrund der großen Trübnis hier nicht, sehr im Gegensatz zu Teilen Norddeutschlands, in die ab und an trockene Luft aus Skandinavien gelangte und es in klaren Nächten sogar zu Frösten kommen konnte, z.B. in Kiel am 5. mit -2,3 Grad C, in Hamburg am 10. mit -1 Grad C, oder auf dem (nur 74 m hohen) Faßberg in der Lüneburger Heide am 26. und 29. mit -1,5 bzw. -1 Grad C.

Kältester Tag in München war der 15. mit einer Mitteltemperatur von +8 Grad C (Maximum: +9 Grad C, Minimum: +7 Grad C); fast genauso kalt waren auch der 14. und der 20., an insgesamt elf Tagen gab es Tageshöchsttemperaturen von nur +12 Grad C oder weniger.

Andererseits kamen in Zusammenhang mit dem kurzen Sommergastspiel in den Nächten vom 24. zum 25. und vom 25. zum 26. zwei extrem milde Nächte zustande, die Temperatur sank in beiden Nächten nicht unter +16 Grad C ab (wobei die bisherigen Rekordwerte der höchsten Tiefsttemperaturen für diese Tage nur knapp verfehlt wurden).

Warme Tage (normal wären mindestens elf gewesen) gab es sieben (am 11., 23., 24., 25., 26., 28 und 29.), wobei am 24. und 25. zwei (statt der normalen drei) Sommertage registriert werden konnten. Andererseits hatten 18 Tage ein Temperaturminimum von +10 Grad C oder weniger. Die spezielle "Münchner Biergartentemperatur" gab es ein einziges Mal, am 24., als um 22 Uhr noch genau +20 Grad C gemessen wurden.

Ein trauriges Kapitel ist diesmal die Sonnenscheinbilanz: Anstelle der normalen 188 Sonnenstunden gab es nur 118 (ein sattes Minus von 70 Stunden), acht Tage blieben völlig sonnenlos. An nur drei Tagen gab es mehr, als 10 Sonnenstunden, am 24. mit 15 Stunden das Maximum. Im Jahr 1988 hatte der Januar mit 124 Stunden Sonne diesbezüglich mehr zu bieten, als der Mai 2010, und für einen ähnlich unterbelichteteten Maimonat muß man schon bis in das Jahr 1914 zurückschauen, wo es vergleichbar schlecht aussah.

An acht Tagen (4.-6., 13.-16. und 20.) blieb in München der Himmel völlig bedeckt, insgesamt waren 23 vorherrschend trübe Tage zu verzeichnen. Ein einziger Tag (der 24.) erfüllte das Kriterium "durchweg heiter". Der durchschnittliche Bewölkungsgrad belief sich im Monatsmittel auf 6,3 Achtel, wobei die Schlußdekade mit immer noch recht hohen 5,5 Achteln der freundlichste Abschnitt des Monats war.

Die gefallenen 150 mm Niederschlag (statt 110) liegen zwar über dem Normwert, sind jedoch weit entfernt vom bisherigen Rekord (322 mm aus dem Jahr 1940). Es fiel stets Regen, mal anhaltend, mal als Schauer, zweimal war auch Hagel dabei. Kaum mehr zu überbieten sind jedoch die insgesamt 27 Niederschlagstage des Monats! Die einzige, kurze, Trockenperiode fand vom 23. bis zum 25. statt.

Trotz der (meist) fehlenden Wärme gab es sieben (statt der normalen sechs) Gewittertage (am 10., 11., 25., 26., 28., 29. und 30.), wobei am 10. auch kleinkörniger Hagel dabei war, die Gewittertätigkeit am 25. sich eher nördlich und südlich der Stadt abspielte und am 28. insbesondere im Innenstadtbereich auch größerer Hagelschlag (bis 2 cm Korndurchmesser beispielsweise im Bereich Kleinhesseloher See - Hirschau im Englischen Garten) mit von der Partie war.

Der Luftdruck hatte seine Tiefstpunkte am 6. mit 999 HPa und am 11. mit 998 HPa zu verzeichnen. Die höchsten Werte gab es am 21. mit 1029 HPa und - für manchen "Wetterendverbraucher" erstaunlich - am 20. mit 1028 HPa (an diesem Tag hatten wir bedeckten Himmel, Regen und den einzigen Nebeltag des Monats). Grund hierfür war, daß das Hochdruckgebiet nicht nur westlich von uns lag, sondern auch noch weit nach Norden ausgerichtet war, wodurch Nässe und Kälte auf direktem Weg zu uns gelangen konnten.

Die relative Luftfeuchte war fast den ganzen Monat über sehr hoch, am 4. und 20. mit 96%, am 6. und 14. mit 97%, am 11. mit 98% (in den Frühstunden) und am 21. mit dem Maximalwert von 100% (am Morgen). Die niedrigsten Werte hatten hier die beiden Sommertage, der 25. mit 33%, sowie der 24. mit 28% (jeweils spätnachmittags).

Der Wind kam bevorzugt aus West, Nordwest oder gar Nord, er frischte an 15 Tagen stärker auf und erreichte am 11. und 28. in Böen Sturmstärke. Die Richtungen Ost, Südost und Südwest kamen nur an fünf Tagen vor, Südwind als solcher fehlte völlig.

Daß es noch schlechter geht, als wir es in München hatten, zeigen die Zahlen von Garmisch-Partenkirchen: Dort kamen an 28 Niederschlagstagen 260 mm Niederschlag herunter und die Sonne schien mit nur 83 Stunden noch deutlich seltener, als hier. Oberstdorf hatte am 19. in der Früh sogar Schneeregen bei nur noch +1 Grad C. Auf der Zugspitze lagen am 20. satte 320 cm Schnee!

Und was gibt es sonst noch zu berichten? Nicht nur in den USA begann in diesem Monat die Tornadosaison, im mittleren Westen (z.B. Nord-Texas, Oklahoma) gab es zwischen dem 10. und dem 20. mehrfach Schwergewitter mit Hagel, wobei Tornados auftraten. Dort trafen feucht-warme Luftmassen aus der Golfregion mit Südwind auf von den Rocky Mountains mit Westwind heranströmende Höhenkaltluft (mit wachsender Höhe von Süd auf West drehender Wind, Stichwort: Windscherung!). Aber auch in Deutschland und Österreich machten Tornados Schlagzeilen, so am 24. in Mühlberg (Brandenburg) und Liebersee (Sachsen), sowie am 26. in Tulln/Klosterneuburg (Österreich). In beiden Fällen wurden Dächer abgedeckt und Bäume abgeknickt, bzw. entwurzelt. In der ersten Maiwoche sorgte das Tief "Ulrike" nicht nur bei uns für schlechtes Wetter, auch im westlichen Mittelmeeraum war es sehr ungemütlich, Mallorca hatte beispielsweise an einem Tag fast 100 mm Niederschlag, Barcelona immerhin noch 62 mm bei Temperaturen jeweils deutlich unter +20 Grad C. An den spanischen Orten Valladolid mit -3 Grad C und Salamanca mit -2 Grad C gab es am 5. sogar Frost! In Südfrankreich sorgte "Ulrike" für Sturm, wobei in Nizza Wellen von bis zu 10 Metern Höhe zu verzeichnen waren. Madrid hatte vom 3. bis zum 15. durchweg Tageshöchsttemperaturen unter +20 Grad C, auch Marokko hatte, vor allem in den Küstenregionen, in dieser Zeit teilweise unter +20 Grad C. Andererseits gab es vor allem zwischen 13. und 15. in Nordrußland und Finnland Temperaturen nahe +30 Grad C (Beispiele: Archangelsk +26 Grad C, Rovaniemi +27 Grad C, Vaasa +29 Grad C). Moskau hatte im Mai 2010 insgesamt 26 warme Tage! Zwischen dem 16. und 18. wurden Polen, Ungarn und Tschechien von schweren Regenfällen heimgesucht (Tagesmengen örtlich über 100 mm), hierdurch bedingt führte in der Folgezeit vor allem die Oder Hochwasser, wovon auch Deutschland betroffen war. Am 20. wurde ein Wirbelsturm mit Starkregen aus der Gegend des Golfs von Bengalen gemeldet, am 27. gab es im ägyptischen Hurghada bei +37 Grad C einen Sandsturm und am 28. wurde Guatemala von schweren Regenfluten heimgesucht (bis 260 mm Regen - was dort der Monatssumme für den Mai entspräche - innerhalb von 24 Stunden).

Gez. ©Peter Müller, 03.06.2010

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