Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im April 2020 in München

Der April 2020 war in München deutlich zu warm und erheblich zu trocken bei einem exorbitanten Übermaß an Sonnenschein. Seit Beginn des neuen Jahrtausends zeigte sich der zweite Frühlingsmonat - ungewöhnlich häufig - sonnig, trocken und warm, das typische wetterwendische Aprilwetter wurde hierbei zunehmend seltener beobachtet.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Trockene Kaltluft unter Hochdruckeinfluß bestimmte die ersten Tage des Monats. Bedingt durch intensive Sonneneinstrahlung war aber im weiteren Verlauf eine rasche Erwärmung zu verzeichnen. Über Süddeutschland folgte, mit jeweils nur kurzen Unterbrechungen, ein Hoch dem nächsten. Die vom Atlantik kommenden Tiefdruckgebiete wurden weitgehend über das Nordpolargebiet, in manchen Fällen auch über den Mittelmeerraum "umgeleitet". Zu Beginn der Mitteldekade wurde es im Norden Deutschlands hinter einer schwachen Kaltfront bereits kühler, im Süden blieb es bis in den 13. hinein noch warm, während eine Luftmassengrenze besonders am 11. und 12. über der Mitte des Landes lag. Hinter der Kaltfront, die am Spätnachmittag des 13. auch den Alpenraum erreichte, strömte polare Kaltluft ein (Hof am 14. um 7 Uhr Schneefall bei -2 Grad C, Flughafen München am Morgen des 15. mäßiger Frost bis -6 Grad C). Ein neues, von den Britischen Inseln kommendes, Hoch dehnte sich unmittelbar nachfolgend über Mitteleuropa weit südostwärts aus und sorgte für rasche Wetterberuhigung und Erwärmung. Zwischen 20. und 26. lag der Schwerpunkt des hohen Luftdruckes mit einem Kerndruck von 1035 Hektopascal über Skandinavien, während tiefer Luftdruck über großen Teilen des westlichen und zentralen Mittelmeerraumes den Wetterablauf dominierte. Eine Kaltfront ließ es bereits ab 24. im Norden Deutschlands wolkiger und kühler werden. Ab 26. entwickelte sich ein umfangreicher Tiefdruckkomplex bei den Britischen Inseln, der auch Süddeutschland betreffend, zunächst für Labilisierung, anschließend für Fronten- und Niederschlagstätigkeit sorgen konnte.

Temperaturverhältnisse:

Das Monatsmittel der Temperatur lag in München bei +13,7 Grad C (Dekadenwerte: +12,2 / +14,3 / +14,5 Grad C), damit war der Monat um dreieinhalb Grad zu warm.

Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +25 Grad C am 18. gemessen. Zum wärmsten Tag des Monats wurde mit einem Mittel von +18 Grad C bereits der 17. (wobei der 18. nur minimal weniger warm war). In den mildesten Nächten (zum 13. und 19.) sank die Temperatur nicht unter +12 Grad C ab. Das höchste Tagestemperaturminimum hingegen hatten der 18., 19., 25. und 27. mit jeweils +11 Grad C. An insgesamt sechs Tagen (17. mit 19., 25., 27. und 28.) lag das Temperaturminimum bei +10 Grad C und darüber. Im Laufe des Monats summierten sich stattliche 19 Warme Tage (6. mit 13., 16. mit 19., 22. mit 28.), wobei es am 18. zu einem ersten Sommertag in diesem Jahr reichte.

Das absolute Temperaturminimum des Monats wurde mit -3 Grad C am 1. gemessen, mit einem Tagesmittel von +5 Grad C wurde dieser auch zum kältesten Tag des Monats. Der im Mittel annähernd genauso kalte 14. brachte mit +8 Grad C die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats zustande. Frosttage (normal wären bis zu fünf gewesen) gab es zwei (am 1. und 2.), Tiefsttemperaturen unter +5 Grad C noch an neun Tagen (1. mit 6. und 14. mit 16.).

Sonnenschein:

Anstelle der normalen 152 bekamen wir "unglaubliche" 320 Stunden Sonne (Dekadenwerte: 123 – 102 - 95) ab! An 21 Tagen (1. mit 12., 15. mit 17., 21. mit 26.) waren es mehr, als zehn Sonnenstunden, wobei uns am 22., 23. und 26. mit jeweils 14 Sonnenstunden Werte jeweils nahe am astronomisch möglichen Maximum geboten wurden. Weniger, als neun Stunden Sonne hatten nur fünf Tage (20., 27. mit 30.), weniger, als fünf Sonnenstunden hierbei nur die beiden letzten Tage des Monats, sonnenscheinärmster Tag war der 29. mit immer noch knapp 1,5 Stunden Sonne. Sonnigster Ort in ganz Deutschland war im April 2020 übrigens der Flughafen München mit 327 Sonnenstunden, noch etwas mehr, als im Stadtbereich!

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 2,6 Achteln der Himmelsfläche (Dekadenwerte: 1,1 – 3,4 – 3,3) extrem weit unter seinem Normwert von 5,2 Achteln. Gleich zwölf Tage (1., 2., 5. mit 8., 10., 15., 16., 21. mit 23.) waren im Tagesmittel als heiter zu klassifizieren, hiervon wiederum zeigten sich sieben (1., 2., 5. mit 7., 22. und 23.) sogar völlig wolkenlos (Blauthermik in extrem trockener, kontinentaler Luftmasse). Nur der 29. präsentierte sich (als einziger Tag in diesem Monat) vorherrschend trüb.

Niederschläge:

An nur sechs (13., 18., 27. mit 30.) Tagen (statt an normalen 16) fielen Niederschläge (ausschließlich in Form von Regen), hierbei summierten sich 33 mm (normal wären 77) auf, wobei 30 mm davon den letzten drei Tagen des Monats zuzurechnen waren. Die größte Tagesmenge war mit 15,5 mm am 29. zu verzeichnen (8,5 mm brachte der 28. und 6 mm der 30.), von den frühen Abendstunden des 28. bis zum Mittag des 29. regnete es durch. Die längste Trockenphase innerhalb des Monats dauerte vom 1. bis zum 12., da jedoch im Zeitfenster zwischen dem 23.März und dem 27.April insgesamt nur 4 mm Niederschlag fielen, herrschte, wie schon im Vorjahr, eine extreme Frühjahrstrockenheit.

Gewittertätigkeit:

Zwei Tage brachten in diesem Monat Gewitter in München. Am 13. um 14.45 Uhr blieb es bei einer einzelnen Entladung, am 18. zwischen 17.30 und 18 Uhr gab es ein weiteres Mal Blitz und Donner. Von einem schweren Gewitter, welches im Raum Holzkirchen am Spätnachmittag des 28. mit 39 mm Niederschlag innerhalb von zwei Stunden einherging, bekamen wir hier nichts mit.

Luftdruck:

Der Luftdruck hatte seine höchsten Werte in der ersten Monatshälfte, während in der zweiten Monatshälfte die Luftdruckschwankungen abnahmen und in der Schlußdekade tendenziell tiefere Werte anfielen. 1027 HPa waren es am 1. und 6., 1028 HPa am 8., 14. und 15., während mit 1031 HPa am 7. das diesbezügliche Maximum erreicht wurde. Die tiefsten Werte wurden am 2. mit 1009 HPa, am 24. mit 1008 HPa, am 25., 26., 27. und 29. mit 1007 HPa, am 30. mit 1006 HPa, sowie am 28. mit dem Monatsminimum von 1004 HPa gemessen. Der stärkste Anstieg erfolgte am 13. hinter einer Kaltfront von 1010 auf 1020 HPa innerhalb von neun Stunden. Der deutlichste Luftdruckfall war vom 1. zum 2. von 1027 auf 1009 HPa, bzw. am 12. von 1023 auf 1012 HPa zu verzeichnen.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte hatte ihre höchsten Einzelwerte mit 92% am 30., mit 94% am 28., sowie mit 95% am 29. als Monatsspitzenwert (alle hohen Werte in Zusammenhang mit Regenfällen). Damit sind zugleich sämtliche (Einzel)Werte des Monats, die größer, als 90% waren, aufgeführt. Über weite Strecken des Monats herrschten trockene, teils extrem trockene, Luftmassen vor. Im Tagesverlauf wurde die "30%-Marke" nur am 1., 4., 19., 20., sowie zwischen 27. und 30. nicht unterschritten, wobei die niedrigsten Werte mit 25% am 7. und 21., mit 24% am 8., 17., 18., 23. und 24., mit 23% am 6., 10. und 12., mit 22% am 2., 9., 22. und 26., sowie mit 18% als absolutem Monatsminimum am 15. und 16. erreicht wurden. Am frühen Nachmittag des 9. ergaben sich bei einer Lufttemperatur von +22 Grad C Taupunktwerte knapp unter 0 Grad C.

Wind:

Der Wind frischte an acht Tagen (am 13. und 18. in Verbindung mit Gewittern, von 19. bis 22. täglich mit Advektion sehr trockener Ostluft , sowie am 24. und 30. bei Frontpassagen) stärker auf, erreichte aber nie Sturmstärke. Am 1. und 5. hatten wir Ostwind, zwischen 2. und 4. drehte der Wind über Südost auf West und dann auf Nordost. In Zusammenhang mit diversen Hochdruckgebieten war von 6. bis 12., zwischen 16. und 19., sowie vom 25. bis zum 27. jeweils umlaufender Wind zu notieren. Vor einer Kaltfront kam am 13. der Wind aus Südwest, frontrückseitig dann, wie auch noch am 14., aus Nord. Östliche Winde hatten der 15., sowie die Tage vom 20. bis zum 23. aufzuweisen. Die im Monatsverlauf stark unterrepräsentierten Richtungen Südwest bis West konnten sich am 24., sowie zwischen 28. und 30. zeigen.

Sonstige Beobachtungen:

Nennenswerte, stets auf die frühen Morgenstunden beschränkte, Inversionen brachten sieben Tage (6. mit 8., 10., 16. mit 18.), wobei es in Mittellagen für einige Stunden deutlich wärmer war, als im Flachland. Dünne hohe Wolkenfelder ermöglichten an den Nachmittagen des 16., 21. und 24. punktuell und vorübergehend die Beobachtung von Sonnen-Halos. Insbesondere in Parkanlagen waren zwischen 20. und 22. größere "Staubteufel" als Folge von trockenen Böden und starkem Wind zu registrieren. Fehlanzeige ist bezüglich Nebel und Föhn festzustellen.

Markante Wetterereignisse andernorts im April 2020:

am 6., Vanuatu (ca. 2000 km nordöstlich der australischen Ostküste gelegen): Zyklon "Harold" überquerte den Inselstaat mit Windspitzen bis zu 235 km/h und verursachte neben Sturmschäden auch Sturzfluten,

am 12. und 13., Süden der USA: Schwere "Oster-Unwetter" mit heftigen Gewittern, Hagel, Starkregen und örtlichen Tornados richteten besonders in den Bundesstaaten Georgia und Mississippi schwere Schäden an Gebäuden an und verursachten Stromausfälle,

am 20. und 21., Mallorca: Diverse Mittelmeertiefs lösten für dortige Verhältnisse ungewöhnlich ergiebige Regenfälle aus. Flächig fielen innerhalb von 48 Stunden über 50 mm, punktuell bis zu 103 mm Regen (die normale Monatssumme liegt dort im April bei etwa 30 mm).

Meldung des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven vom 02.04.2020: Forscher haben im Westen der Antarktis rund 30 Meter unter dem Meeresboden Spuren von Nadelgehölzen und Baumfarn entdeckt. Dieser gemäßigte Nadelwald wuchs dort vor ca. 90 Millionen Jahren während der mittleren Kreidezeit. Analysen ergaben, daß es damals in der Antarktis im Jahresdurchschnitt +12 Grad C warm war (und damit wärmer, als das Jahr 2019 in Deutschland mit Jahresmittelwerten, die großflächig zwischen +10 und +11 Grad C lagen)!

Gez. ©Peter Müller, 15.06.2020

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