Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im April 2019 in München

Der April 2019 war in München überdurchschnittlich sonnig, lange Zeit (sowie insgesamt) extrem trocken und dabei zu warm.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

An den ersten Tagen des Monats bestimmte ein sich nach Osten verlagerndes Hoch, sowie sich von Westen nähernde Tiefs unser Wetter. Am 4. und 5. entstand zwischen einem Tief über den Britischen Inseln (Kerndruck 985 HPa) und hohem Luftdruck über Skandinavien und Osteuropa eine scharfe Luftmassengrenze über Deutschland, die feuchte Kaltluft im Südwesten (Beispiel Freiburg: 0 Grad C, Schneefall) von trockener Warmluft im Osten (Beispiel Berlin: +22 Grad C, sonnig) trennte. Die Temperaturgegensätze zeigten sich auch kleinräumiger über Bayern (Memmingen Tmax. +5 Grad C, Regensburg Tmax. +24 Grad C am 5.). Von 6. bis 10. etablierte sich ein Hoch über dem Nordmeer (kalt im Osten Deutschlands, feucht im Süden), während mehrere Tiefs südlich davon dem gesamten Mittelmeerraum zahlreiche Schauer und Gewitter brachten. Ab 11. standen sich tiefer Luftdruck über Island (955 HPa) und ein Skandinavienhoch mit einem Kerndruck von 1040 HPa gegenüber. Dabei erreichte uns zunächst mäßig kalte Luft aus Nordost. Ein am Rand des Hochs von Ost nach West durchziehender Kaltlufttropfen machte sich hier nur durch Wolkenfelder und Dunstschichten in der Höhe bemerkbar. Auch nach Monatsmitte blieb das Hoch über Skandinavien erhalten und stellte ab 17. eine Verbindung zu einem Atlantikhoch her. Die atlantische Westwindzone mußte einen großen Bogen um den Hochdruckblock machen und erstreckte sich an den Folgetagen extrem weit nördlich über das Nordpolargebiet. Zwischen 20. und 25. verlagerte sich der Hochdruckschwerpunkt unter zögernder Abschwächung ostwärts, zugleich verstärkten sich diverse Tiefs über dem Atlantik, sowie über West- und Südeuropa. Durch den hieraus resultierenden Südstau an den Alpen stellte sich am 24. und 25. eine Föhnlage mit erhöhter Warmluftzufuhr an der Alpennordseite ein. Nach Durchgang einer Kaltfront eines Tiefs über der Nordsee am 26. strömte kühle Luft vom Atlantik, mit Frontentätigkeit einhergehend, in unser Gebiet. Am 30. lag ein neues Hoch mit extrem trockener Luft über Norddeutschland (Hamburg Tmax. +20 Grad C, Tmin. 0 Grad C!), während der Süden Deutschlands in feucht-kühler Luft mit Regenfällen verblieb.

Temperaturverhältnisse:

Das Monatsmittel der Temperatur lag in München bei +11,9 Grad C (Dekadenwerte: +11,1 / +11,1 / +13,4 Grad C), damit war der Monat um knapp zwei Grad zu warm.

Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +28,1 Grad C am 24. gemessen (zugleich neuer Tageswärmerekord, bisher: +27,6 Grad C vom 24.04.1940). Mit diesem Wert liegt München (gemeinsam mit Kitzingen - ebenfalls +28,1 Grad C am 24.) auf Platz 1 der gesamtdeutschen "Hitliste" der Tagestemperaturmaxima des Monats April 2019! Zum wärmsten Tag des Monats wurde mit einem Mittel von +20 Grad C ebenfalls der 24., welchem auch die mildeste Nacht des Monats, in welcher die Temperatur nicht unter +12 Grad C absinken konnte, vorausging. Im Laufe des Monats summierten sich zehn Warme Tage (am 2., 3., sowie alle zwischen 18. und 25.), wobei sich am 24. und 25. auch schon zwei Sommertage einstellten. An drei Tagen (23. mit 25.) lag das Temperaturminimum bei +10 Grad C und darüber.

Das absolute Temperaturminimum des Monats wurde mit +3 Grad C am 12., 13. und 16. gemessen, wobei der 12. mit einem Tagesmittel von +6 Grad C zum kältesten Tag des Monats wurde. Die niedrigste Tageshöchsttemperatur wurde mit +9 Grad C am 12. und 14. registriert. An insgesamt vier Tagen (am 5., 12., 14. und 29.) lag die Tageshöchsttemperatur bei maximal +10 Grad C. Frosttage (normal wären bis zu fünf gewesen) gab es keine.

Deutschlandweit war der April 2019 der dreizehnte zu warme Monat hintereinander - eine seit flächendeckender Messung (ab dem Jahr 1881) noch nie dagewesene Serie!

Noch ein Vergleich mit dem Vorjahr: Ostern 2019 (19. mit 22.04.) brachte sehr sonniges und frühsommerlich warmes Wetter. Die entsprechenden Kalendertage des Jahres 2018 waren (bei ebenfalls viel Sonne) aber noch wärmer (nur da waren eben keine Feiertage).

Sonnenschein:

Anstelle der normalen 152 erhielten wir überdurchschnittliche 202 Stunden Sonne! An neun Tagen (am 1. und 25., sowie vom 16. bis zum 22. täglich) waren es mehr, als zehn Sonnenstunden, wobei uns am 19. und 20. mit jeweils 13,8 Sonnenstunden das astronomisch mögliche Maximum geboten wurde. Nur wenig Sonnenschein hatte der 11. und vier Tage (8., 10., 12. und 29.) brachten keinen einzigen Sonnenstrahl zustande. Der frühsommerliche Charakter im Zeitfenster vom 16. bis zum 25. zeigt sich auch bei der Verteilung der Sonnenstunden (73 in der ersten, 129 in der zweiten Monatshälfte).

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 4,7 Achteln der Himmelsfläche (Dekadenwerte: 5,2 - 4,0 - 4,8) unter seinem Normwert von 5,1 Achteln. Fünf Tage (1., sowie alle vom 18. bis zum 21.) waren durchweg heiter (der 19. und 20. sogar wolkenlos), elf Tage (8. mit 12., 14., 23., 27. mit 30.) vorherrschend trüb (der 10. und 12. hierbei völlig bedeckt).

Niederschläge:

An nur neun Tagen (statt an normalen 16) fielen Niederschläge, hierbei summierten sich nur 21 mm (normal wären 77) auf. Die ausschließlich in flüssiger Form auftretenden Niederschläge wurden uns in einem Vierer- (8. mit 11.) und einem Fünfer-Block (26. mit 30.) geliefert. Am 4. und 15. verirrten sich zudem punktuell einzelne Tropfen (nicht meßbar) bis zum Erdboden. Die größte Tagesmenge war mit 7 mm am 27. zu verzeichnen, am 29. und 30. gab es jeweils 5 mm Regen. Eigentlich war der Monat bis zum 25. eine einzige "Trockenphase" (auch, wenn "nur" 14 Tage am Stück völlig trocken blieben), in welcher insgesamt nur zwei mm Niederschlag gemessen wurden. Unter Einbeziehung des Vormonates brachten die 39 Tage vom 18.März bis zum 25.April insgesamt weniger, als 5 mm Niederschlag - eine extreme Frühjahrstrockenheit!

Gewittertätigkeit und Schneelage:

Zweimal Fehlanzeige! "Klassisches" Aprilwetter mit Schneeschauern bis ins Flachland fand im Jahr 2019 nicht statt. In der meist sehr trockenen Luft konnte sich zudem über München kein einziges Gewitter entwickeln. Ein Gewitter am 27. gegen 13 Uhr über dem Münchner Flughafen im Erdinger Moos erreichte das Stadtgebiet nicht.

Luftdruck:

Der Luftdruck hatte seine höchsten Werte in der Mitteldekade und zu Beginn der Schlußdekade (zwischen 11. und 21. lagen sämtliche Werte im "barometrischen Hochdruckbereich"). 1025 HPa waren es hierbei am 18. und 21., 1028 HPa am 19. und am 20. wurde mit 1029 HPa das diesbezügliche Maximum gemessen. Die niedrigsten Luftdruckwerte brachten der 5. und 22. mit 1003 HPa, der 7. mit 1002 HPa, der 6. und 24. mit 1001 HPa, der 3. und 23. mit jeweils 997 HPa, sowie der 4. mit 994 HPa als dem diesbezüglichen Monatsminimum. Während der deutlichste Luftdruckanstieg (von 1008 auf 1019 HPa am 26.) unspektakulär war, präsentierte sich der stärkste Luftdruckfall von 1025 HPa am 21. ausgehend auf 997 HPa am 23. durchaus markant.

Luftfeuchte:

Die relative Luftfeuchte hatte ihre höchsten Einzelwerte mit 91% am 27., mit 92% am 5. und 9., mit 93% am 10., mit 95% am 29., sowie mit 97% am 30. als Monatsspitzenwert. Damit sind zugleich sämtliche (Einzel)Werte des Monats aufgeführt, an welchen eine relative Luftfeuchte von 90% und mehr erreicht wurde. Wie trocken die Luft oftmals war, erkennt man an den Tiefstwerten: 22% waren es am 2., 19. und 22., 21% am 3. und 17., 18% am 20., 16% am 21., während am 24. und 25. mit 15% das diesbezügliche Monatsminimum gemessen wurde.

Wind:

Der Wind frischte an zehn Tagen (am 3., 4., 18., sowie zwischen 22. und 28. täglich) stärker auf, erreichte aber nie Sturmstärke. In der ersten Monatsdekade wechselte die Windrichtung ständig, die Richtungen Nord und Ost waren aber häufiger, als die Richtungen West und Süd (letztere am seltensten). Auf Nordostwind vom 10. bis zum 12. folgte zwischen 13. und 23. eine länger andauernde Ostwindphase. Föhn und Südwind hatten der 24. und 25., gefolgt von Westwind an den letzten fünf Tagen des Monats.

Sonstige Beobachtungen:

An zwei Tagen (5. und 15.) war Hochnebel zu verzeichnen, "richtigen" Nebel gab es nicht. Nennenswerte Inversionen brachten der 2., sowie die vier Tage zwischen 19. und 22. (stets auf die Frühstunden beschränkt), wobei sich am 21. zwischen 5 und 6 Uhr die Situation folgendermaßen darstellte: Hoher Peißenberg +12 Grad C, München +6 Grad C, Zugspitze +1 Grad C bei 3% relativer Luftfeuchte, entsprechend einer Taupunkttemperatur von -38 Grad C. Am 24. und 25. erreichte der Föhn auch das Münchner Stadtgebiet, Föhnende war kurz nach Tagesanbruch des 26. mit einem Temperaturrückgang von +19 auf +9 Grad C zwischen 0 und 5 Uhr. Am 3. ging gegen 22.15 Uhr eine "trockene Kaltfront" in München durch, gut erkennbar aber an folgendem 90-Minuten-Verlauf: Temperaturrückgang von +14 auf +6 Grad C, Luftdruckanstieg von 998 auf 1002 HPa, Anstieg der relativen Luftfeuchte von 34 auf 77%, Windsprung von Süd auf Nordwest und starke Böen. Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit herrschte auch in weiten Teilen Bayerns spätestens ab Mitte April erhöhte Waldbrandgefahr.

Hintergrund und Ausblick: Wie wird der Sommer 2019?

Noch im vorigen Jahrhundert (seit der Jahrtausendwende hatten wir "zu viele" Aprilmonate mit entsprechendem Wetter) galt folgende "Regel": Außergewöhnlich sonnenscheinreiches Wetter mit (früh-)sommerlichen Temperaturen, beginnend etwa Mitte April und länger anhaltend, zieht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen wechselhaften Sommer (insbesondere Hochsommer) nach sich (was neben großen Temperaturschwankungen auch eine erhöhte Gewitterbereitschaft bedeuten kann). Ergänzend empfiehlt sich, noch das Zeitfenster Ende Mai/Anfang Juni zu betrachten, denn zu dieser Zeit tritt gewöhnlich eine ca. einwöchige Schönwetterphase mit (hoch)sommerlichen Temperaturen auf - kommt diese verspätet, oder dauert sie außergewöhnlich lang, ist ebenfalls (mit hoher Eintreffwahrscheinlichkeit) mit einem unbeständigen und möglicherweise regenreichen (Hoch)Sommer zu rechnen...

Markante Wetterereignisse andernorts im April 2019:

4./5., Luftmassengrenze Österreich und Schweiz: Wintereinbruch in der Zentralschweiz, extreme Schneefälle. Schneefall und verbreitete leichte Nachtfröste auch in Vorarlberg. Starkregen (verbreitet über 50 mm) in Kärnten, hingegen Föhnsturm in Tirol und Salzburg, sowie Temperaturen über +20 Grad C in Oberösterreich.

8./9., Rio de Janeiro: "Schwerstes Unwetter seit 20 Jahren": Heftige Regenfälle und Erdrutsche setzen ganze Straßenzüge unter Wasser. Innerhalb von 24 Stunden soviel Regen (150 mm), wie sonst im ganzen Monat April.

14., Fluß Tanama, Alaska: Frühester Eisaufbruch (in den vergangenen 100 Jahren), zuvor war der 20.4. frühester, der 20.5. spätester Termin für dieses Ereignis.

22./23., Südafrika: Bis zu 300 mm Regen innerhalb von 24 Stunden setzen Straßen und Häuser in der Hafenstadt Durban unter Wasser.

23., Javea, Costa Brava, Südosten Spaniens: Auch hier viel Wasser auf einmal: 307 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden sorgt für größere Überschwemmungen.

25./26., Mosambik: Tropensturm "Kenneth" trifft (von Ost nach West ziehend) mit Windspitzen von 220 km/h sowie 400 bis 800 mm Regen innerhalb von 48 Stunden auf Land.

Schlußdekade, Kanada: Wiederholte starke Regenfälle plus Schneeschmelze verursachen schwere Überflutungen in den Provinzen Ontario und Quebec. Mehrere Tausend Häuser stehen unter Wasser. Auch die Metropole Montreal ist betroffen.

Gez. ©Peter Müller, 13.05.2019

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