Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im April 2012 in München

Der April 2012 war in München geprägt von seiner sprichwörtlichen Unbeständigkeit. Es gab diesmal zwar keinen "Dauerfrühsommer", wie in den Jahren 2007, 2009, 2010 und 2011, dafür aber zum Monatsende eine Hitzewelle mit einem für diese Jahreszeit bisher nicht gekannten Ausmaß. Über weite Strecken des Monats bestimmte Tiefdruckeinfluß das Wettergeschehen. Unter dem Strich ergab sich - bei völlig normalen Niederschlagsverhältnissen - dennoch ein leichter Überschuß bei Sonnenschein und Wärme.

Das Monatsmittel der Temperatur lag in München bei +10,6 Grad C, damit war der Monat im Ergebnis noch um ein halbes Grad zu warm, wonach es lange Zeit nicht aussah, wie man an den Dekadenwerten (+8,4 Grad C/+8,2 Grad C/+15,2 Grad C) gut erkennen kann.

Bedingt durch Zufuhr von Saharaluft, durchgängiger Sonneneinstrahlung und einer (tagelangen) Föhnlage im Alpenraum auf der Vorderseite eines umfangreichen Tiefdruckgebietes, zusätzlich gestützt durch die Westseite eines Hochdruckrückens, der sich östlich von uns nordwärts erstreckte, brachte der 28. mit +32,2 Grad C den höchsten Einzelwert der Temperatur dieses Monats. Dieser historische Wert durchbrach sämtliche bisherigen Wärmerekorde des Monats April (bisher +28,7 Grad C, gemessen am 17.04.1934 - dieser Wert wurde bereits um 11 Uhr vormittags überboten!) Gar nicht mehr erwähnenswert in diesem Zusammenhang erscheint der alte Tageswärmerekord, der mit +27,5 Grad vom 28.04.2000 stammt. Mit dieser Rekordtemperatur wurde sogar der bestehende Hitzerekord des Monats Mai - ebenfalls +32,2 Grad C, gemessen am 31.05.1927 - egalisiert! Zugleich war dies der früheste heiße Tag (und erste in einem April überhaupt) in der Wetterhistorie Münchens und bis einschließlich 30.Mai gerechnet war es niemals zuvor so früh in einem Kalenderjahr so heiß! Zusammen mit Ajaccio (Frankreich) war München an diesem 28. auch heißester Ort in ganz Europa. Das Kontrastprogramm sah so aus: List/Sylt hatte an diesem Tag - bei Regen - nur eine Tageshöchsttemperatur von +8 Grad C (hier kam die Warmluft gar nicht erst an) und rückseitig des Tiefs über Spanien regnete es ebenfalls in kalter Luft (exemplarisch sei Madrid mit einer Tageshöchsttemperatur von +11 Grad C angeführt). Die Großwettersituation war durchaus vergleichbar mit der - im Monat März bereits ausführlich geschilderten - Lage, die zwischen 14. und 22.03. Teilen der USA und Kanadas ebenfalls ungewöhnliche Hitzerekorde bescherte.

Selbstverständlich konnte nur der 28. zum wärmsten Tag des ganzen Monats werden, die Tagesmitteltemperatur von +24 Grad C hat durchaus (hoch)sommerlichen Charakter.

Warme Tage, also Tage, an denen mindestens +20 Grad C als Temperaturmaximum erreicht wurden, gab es sechs (am 10., sowie vom 26. bis zum 30.), hierbei wurden auch vier Sommertage (27. mit 30.) registriert, an denen mindestens +25 Grad C erreicht wurden. Der 28. wurde, wie schon beschrieben, zum Tropen- (oder auch Heißen) Tag.

Weitere Wärmerekorde gab es am 27., als mit einer Tageshöchsttemperatur von +27,8 Grad C der bisherige Wert (+25,6 Grad C vom 27.04.1969) deutlich überboten wurde, wie auch hinsichtlich der bisher mildesten Aprilnacht (zum 29. sank die Temperatur mit einem Tiefstwert von +19,3 Grad C nur kurz in den frühen Morgenstunden unter +20 Grad C - eine Tropennacht wurde also nur knapp verfehlt), sowie des höchsten Tagestemperaturminimums im April überhaupt, welches auch am 29., spätabends, bei +18,3 Grad C lag (bisheriger diesbezüglicher Rekordwert: +14,4 Grad C, gemessen am 16.04.1904).

Doch es gab auch Temperatur-Tiefpunkte: Am 9. wurde mit -2 Grad C der niedrigste Einzelwert der Temperatur in diesem Monat gemessen. Insgesamt gab es (völlig normale) drei Frosttage (am 2. und 8. gab es Minima von jeweils -1 Grad C). Draußen am Flughafen kamen noch sechs Frosttage zusammen, sowie eine Tiefsttemperatur von -4 Grad C, die am 2. gemessen wurde.

Der - mit Abstand - kälteste Tag des Monats war ausgerechnet der Ostersonntag (8.) mit einer wintertauglichen Tagesmitteltemperatur von +1 Grad C. Ebenfalls am 8. wurde mit nur +3 Grad C auch die niedrigste Tageshöchsttemperatur gemessen. Ostern 2012 war damit kälter, als Weihnachten 2011, als alle drei Festtage sowohl wärmer, als auch frostfrei waren!

An sechs Tagen blieb die Tageshöchsttemperatur unter +10 Grad C, andererseits wurden an vier Tagen (26., 28., 29., 30.) Tiefstwerte von über +10 Grad C gemessen.

Die sommerliche Episode zum Monatsschluß sorgte auch bei der "Sonnenausbeute" noch für leicht überdurchschnittliche Werte, denn mit einer Monatssumme von 169 Sonnenstunden wurde der Sollwert von 152 Stunden übertroffen. An neun Tagen schien die Sonne mehr als 10 Stunden, vom 26. bis 28. gab es mit täglichen 13 bis 14 Sonnenstunden die diesbezüglichen Maximalwerte. Fünf Tage (5., 6., 13., 15. und 16.) blieben gänzlich sonnenlos.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag bei 5,0 Achteln (und damit nahe am Normalwert von 5,2 Achteln). Es gab große Schwankungen hinsichtlich der Dekadenwerte (5,1/6,4/3,6 Achtel). Fünf Tage (2., 26., 27., 28. und 30.) waren durchweg heiter, der 28. hierbei fast wolkenlos. Zwölf Tage (sieben davon in der Mitteldekade) fielen vorherrschend trüb aus, wobei der 6. und 14. fast bedeckt, sowie der 5., 13., 15. und 16. völlig bedeckt waren. Die restlichen 13 Tage des Monats waren wechselnd bewölkt und dabei nicht unfreundlich.

Im Laufe des Monats summierten sich 18 (anstelle der normalen 16) Niederschlagstage. 17 Mal fiel hierbei nur Regen, der in einem Schauer am 20. auch kurzzeitig von kleinkörnigem Hagel durchsetzt war. Am 8. fiel ausschließlich Schnee. Dieser blieb auch noch - vorübergehend - liegen und erreichte hierbei eine Höhe von bis zu 2 cm. Südlich von München, im Landkreis Starnberg, wurden bis zu 13 cm Schnee gemessen! Sogar Portugal meldete an diesem Tag Schneefall - auch dort gab es also punktuell weiße Ostern. Die größte Tagesmenge an Niederschlag in München gab es am 6. mit 17 mm. Die längste Trockenphase des Monats war zum Monatsende fällig, es waren die fünf Tage zwischen dem 26. und 30. (am 25. fielen abends im Westen Münchens noch vereinzelte Regentropfen). Mit einer Monatsniederschlagssumme von 77 mm war der April 2012 hier völlig im normalen Rahmen.

Am 4. gab es den einzigen Gewittertag des Monats, am 5. den einzigen mit Nebel.

Im Laufe des Monats entwickelte sich eine rege Föhntätigkeit, an nicht weniger, als sechs Tagen (10., 21., 25., 26., 28. und 29.) reichte der Föhn zumindest zeitweise bis nach München herein. Am 21. trat hierbei nachmittags zunächst eine Mischung aus Quellbewölkung und stärkerem Dunst in der Höhe auf. Ab 16 Uhr konnte man für etwa eine Stunde einen prächtigen Sonnen-Halo beobachten. Anschließend, gegen 18 Uhr, räumte dann der Föhn wirklich alles beiseite und die Sonne schien von einem heiteren, tiefblauen Himmel. Am 19. und 27. trat unmittelbar an den Alpen ebenfalls Föhn auf, reichte an diesen Tagen aber nicht bis nach München. Unter anderem auch auf der Zugspitze gab es wiederholt Föhnsturm, wobei dort am 29. mit 176 km/h die stärkste Böe registriert wurde.

Am 27., 28. und 29. gab es Inversionssituationen. Diese beschränkten sich an den beiden erstgenannten Tagen auf den frühen Morgen, am 29. gab es diese Wettersituation am Nachmittag! München lag da bei +25 Grad C (!) unter Wolken, etwas höher (Hohenpeißenberg mit knappen +26 Grad C) war es nicht nur sonniger, sondern auch wärmer!

Die relative Luftfeuchte hatte lediglich an neun Tagen Tagesmaxima von 90% und mehr, mit 96% am 5. und 7., 97% am 8., sowie dem Maximum von 100% am 6. wurden die höchsten Werte erreicht. Häufiger traten sehr niedrige Werte auf, 31% am 30., 30% am 21., 28% am 26., je 27% am 1. und 10., 26% am 25., 24% am 2., je 21% am 27. und 29. sind - gemessen an der Anzahl solcher Werte - schon beachtlich. Der diesbezügliche "Top-Tiefstwert" war am 28. fällig, als spätnachmittags nur noch 10% relative Luftfeuchte gemessen werden konnten! Zusammen mit der Tropenhitze sank die Taupunkttemperatur kurzzeitig bis auf -4 Grad C ab, die Luft war also wirklich "knochentrocken".

Beim Luftdruck dominierten tiefe Werte. An nicht weniger, als 20 Tagen war das Luftdruckmaximum nicht höher, als 1013 HPa, am 15., 23., und 24. sank das Barometer bis auf 1000 HPa, 999 HPa waren es am 14., 997 am 11., 996 am 18. und 20., 995 am 10., und am 19. war der niedrigste Luftdruckwert des Monats mit nur noch 991 HPa fällig.Die diesbezüglichen Maximalwerte gab es mit jeweils (nur) 1019 HPa jeweils am 1., 16. und 17.; der größte Luftdruckfall fand vom 9. zum 10. (von 1018 auf 995 HPa) statt. Vom 15. zum 16. stieg der Luftdruck von 1000 auf 1019 HPa an, um am 17. wieder auf 1006 HPa zurückzufallen.

Der Wind frischte nur an zwölf Tagen (am 3., 9., 14., 16., sowie acht Mal in der Schlußdekade) stärker auf, Sturmstärke wurde nicht annähernd erreicht. Vom 1. bis zum 9. kam der Wind häufig aus Nordrichtungen, vom 9. bis 13. meist aus West (am 10. aus Süd), danach bis 16. wieder aus Nord bis Nordost. Ab 17. waren südliche bis westliche Richtungen bestimmend.

Am 3. gab es über Deutschland eine markante Luftmassengrenze, bei welcher im Nordosten Schneeluft mit nur +2 Grad C lag, während im Südwesten frühsommerliche +21 Grad C gemessen wurden. Um den 13. herum reichte ein mit Kaltluft angefüllter Tiefdrucktrog bis nach Nordafrika, was Starkniederschläge in Tunesien, Algerien und Marokko zur Folge hatte. Selbst in der Sahara gab es kräftige Regenfälle. Ebenfalls zur Monatsmitte tobte eine - erneute - Tornado-Serie im Mittleren Westen der USA (u.a. wieder in Nordtexas, Oklahoma, Iowa, Kansas), begleitet von Hagel bis Tennisballgröße und schweren Gewittern. Am 18. wurden Griechenland und die Türkei von einem - für die Jahreszeit außergewöhnlich starken - Sturmtief mit orkanartigen Böen bis 107 km/h erfaßt, welches durch das Zusammentreffen von +30 Grad C-heißer Tropikluft mit +10 Grad-C-kalter Luft polaren Ursprungs entstand. Als "Nebeneffekt" bildete sich aus dieser Wetterlage heraus auch noch ein Sandsturm über Ägypten. Zum Monatsende, am 28., erfaßten wieder schwere Hagelgewitter vor allem die US-Staaten Illinois und Missouri.

Gez. ©Peter Müller, 01.05.2012

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