Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im April 2011 in München

Der April 2011 war in München extrem sonnig, extrem trocken und extrem warm. Vom Grundcharakter sehr ähnlich waren zuletzt mehrere Aprilmonate, vor allem in den Jahren 2007 und 2009, mit Einschränkung - weil nicht ganz so "überwärmt" - auch der des Jahres 2010.

Über große Teile des Monats hinweg bestimmte hier hoher Luftdruck das Wettergeschehen. Das eigentlich jahreszeittypische, einem stetig raschen Wechsel unterworfene, "Aprilwetter", blieb auf Ansätze - sprich: einige, wenige Tage - beschränkt.

Das Monatsmittel der Temperatur lag bei +13,9 Grad C, damit war der Monat im Vergleich mit den langjährigen Referenzwerten um 4 Grad zu warm! Mit +15,6 Grad C war die dritte Dekade des Monats die wärmste, dicht gefolgt von der ersten mit +15,1 Grad C. Die Mitteldekade, die auch sämtliche Temperaturtiefpunkte des Monats brachte, hatte noch +10,9 Grad C (und war damit, gemessen an den normalerweise zu erwartenden Werten, im Schnitt auch noch etwas zu warm).

Der höchste Einzelwert der Temperatur wurde mit jeweils +25 Grad C gleich an vier Tagen (3., 7., 22. und 23.) gemessen. Je nach Beobachtungsstandort und Betrachtungsweise unterschiedlich fiel hierbei die Sommertagsstatistik aus: Am Meßpunkt des Deutschen Wetterdienstes an der Helene-Weber-Allee waren es nur zwei (hier gilt streng und zehntelgradgenau die "+25,0 Grad C-Regel"), weiter südlich und westlich im Münchner Stadtgebiet aber durchaus bis zu vier solcher Tage.

Warme Tage, also Tage, an denen mindestens +20 Grad C als Temperaturmaximum erreicht werden, gab es insgesamt 15, davon sieben vom 19. bis 25. in Serie.

Wärmster Tag des Monats war der 7. mit einem Tagesmittel der Temperatur von +19 Grad C (Maximum +25 Grad C, Minimum +12 Grad C), nur minimal darunter lag der 23. (ebenfalls Tagesmittel +19 Grad C und Höchsttemperatur +25 Grad C, aber mit einem Minimum von +11 Grad C). Weitere drei Tage hatten einen Tagesmitteltemperaturwert von +18 Grad C.

Extrem milde Nächte gab es vom 3. zum 4. mit einer Tiefst- bzw. Frühtemperatur von +13 Grad C, sowie vom 11. zum 12. als die nächtliche Tiefsttemperatur bei +12,7 Grad C lag. In beiden Fällen gab es aber keine neue höchste Tagestiefsttemperatur, denn in den jeweils folgenden Vormittagsstunden drückten durchgehende Kaltfronten die Temperatur bis zum Mittag herunter (am 4. waren es mittags nur noch +9 Grad C, am 12. nur noch +8 Grad C).

An sieben Tagen (1., 6., 7., 8., 23. und 24.) lagen die Tagestemperaturminima bei +10 Grad C oder höher.

Frost- oder (zu dieser Jahreszeit sehr seltene) Eistage traten im April 2011 hier nicht (mehr) auf.

Der niedrigste Einzelwert der Temperatur wurde mit +1 Grad C am 15. und 17. gemessen.

Kältester Tag des Monats war der 13. mit einer Tagesmitteltemperatur von +6 Grad C (Maximum +9 Grad C, Minimum +2 Grad C), dies war zugleich der einzige Tag des Monats, an dem die Temperatur die +10-Grad C-Marke nicht erreichte, oder überschritt.

Am 27. um 14.40 Uhr war es endlich soweit: Das erste Gewitter in München im Jahr 2011! Ein weiteres gab es am 28. in Form eines Trocken-Gewitters und gleich noch ein drittes am 30. mit zwei kurzen Regenschauern, wobei an diesem Tag vor allem südlich und südöstlich der Stadt eindrucksvolle Quellwolkenvarianten (z.B. Amboßformation mit "konvektivem Überschießen") beobachtet werden konnten. In Summe wurde das Gewittersoll von zwei zu guter Letzt mit drei Gewittertagen sogar übererfüllt. Begünstigt wurde diese Wetterentwicklung durch ein westwärts ziehendes, mit Kaltluft angefülltes Höhentief ("Kaltlufttropfen"), wobei sich zwischen (dem von der Sonneneinstrahlung erwärmten) Erdboden und der Luft in 5 Kilometern Höhe (dort waren -25 Grad C zu messen) ein Temperaturgradient von bis zu 45 Kelvin aufbaute!

Ungewöhnlich gering war die Anzahl der Niederschlagstage. Statt der normalen 16 gab es nämlich nur acht (am 1., 4., 6., 12., 13., 14., 27. und 30.). An allen genannten Tagen fiel immer (auch) Regen. Am 12. gab es zwei Regenschauer mit Hagel, am 13. zur Mittagsstunde bei vorübergehend nur noch +4 Grad C einen kurzen Schneeschauer (das war auch der einzige Tag des Monats, an dem nochmals Schnee fiel, liegen blieb davon natürlich nichts mehr) und am spätern Nachmittag auch noch einen Graupelschauer. Mit einer Monatssumme von nur 25 mm Niederschlag gab es weniger, als ein Drittel dessen, was normal gewesen wäre. Das meiste davon kam auch noch auf einmal herunter, als am 4. sich Dauerregen und Schauer zu einem Tageswert von 17 mm aufsummierten. 22 Tage des Monats blieben folglich gänzlich trocken.

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag bei extrem niedrigen 3,3 Achteln, wobei es bei Einzelbetrachtung der drei Monats-Dekaden auch nur sehr geringe Unterschiede (3,4/2,8/3,6 Achtel) gab. Kein Wunder also, daß gleich 12 durchweg heitere Tage (am 2., vom 9. bis 11., am 15. und vom 17. bis 23.) beobachtet werden konnten, wobei es am 2., 10., 18. und 19. völlig wolkenlos war. Im Gegenzug traten nur fünf vorherrschend trübe Tage (4., 12. bis 14. und 27.) auf und an keinem einzigen Tag blieb es total bedeckt.

Anstelle der in München für einen April normalen 152 Sonnenstunden gab es diesmal gleich satte 273! Das ist einerseits ein extrem hoher Wert, andererseits ist dieser vom Rekord aus dem Jahr 2007 (damals waren es 330 Stunden Sonne!) noch weit entfernt. Besonders sonnenreich waren der 2. und der 3., sowie die Zeiten vom 5. bis 11., sowie vom 15. bis zum 25.; ganz wenig Sonne gab es am 4. und 12. (an diesen beiden Tagen war im Minutenbereich zu bilanzieren).

Am 2. und 28. kamen zwei Nebeltage zustande. Stärkeren Dunst gab es am 11., 18., 19. und 21., wobei der freundliche Grundcharakter der genannten Tage nicht beeinträchtigt wurde. Vor allem am 2., 3. und vom 18. bis 22. gab es jeweils in den frühen Morgenstunden noch Inversionen, wobei es meist nur in Höhenlagen zwischen 800 und 1400 m für ganz kurze Zeit etwas wärmer war, als im Flachland. Selbst in unmittelbarer Alpennähe spielte der Föhn im April 2011 keine Rolle.

Die relative Luftfeuchte blieb mit ihren Tagestiefstwerten gleich an 14 Tagen bei 30% oder darunter, am 11. sank sie bis auf 25%, am 21. auf 24%, am 23. und 25. auf jeweils 22%, am 22. auf 21% und am frühen Nachmittag des 9. wurde mit schon fast wüstenhaften 17% das diesbezügliche Monatsminimum erreicht. Feuchte-Maxima waren am 4. mit bis zu 94% im Regen, sowie am 28. mit dem Monatsmaximum von 96% über Stunden hinweg am frühen Morgen zu verzeichnen.

Die Luftdruckgegensätze waren hier über den ganzen Monat gesehen eher gering. Die höchsten Luftdruckwerte gab es am 1., 12. und 17. mit jeweils 1025 HPa, am 5. mit 1029 HPa, sowie am 6. mit dem Monatshöchstwert von 1031 HPa. Die Luftdruckminima gab gesammelt in der Schlußdekade, am 23. mit 1007 HPa, am 22. mit 1006 HPa, am 29. mit 1004 HPa, sowie am 30. mit dem Monatsminimum von 1002 HPa. Das Hochdruckgebiet, welches unser Wetter ab der Monatsmitte maßgeblich prägte, zeichnete sich zwar nicht durch einen extrem hohen Kerndruck aus, wohl aber durch Stabilität und vor allem Ortsfestigkeit (sogenannte "Omega-Lage"). Während über großen Teilen Mitteleuropas freundliches und sehr warmes Wetter herrschte, tummelten sich ringsherum zahlreiche Tiefdruckgebiete, die vor allem im gesamten Mittelmeerraum für Nässe und - für dortige Verhältnisse - recht mäßige Temperaturen sorgten (mehr dazu im "internationalen" Teil des Rückblickes).

Der Wind war an den meisten Tagen durchaus spürbar. Er frischte an zehn Tagen stärker (mindestens 6 Beaufort) auf, wobei einmal, am 12., volle Sturmstärke (9 Beaufort) erreicht wurde. Vom 1. bis 7. kam er häufig aus Südwest bis West, vom 8. bis 13. aus Nordwest bis Nordost, ab dem 15. bis zum Monatsende mit wenigen Ausnahmen (zwischen 23. und 27. gab es je einmal SW, W, NW, N und NO) aus Ost.

Und was passierte anderswo? Hier ist zunächst einmal die ungewöhnliche Doppel-Serie von Tornados in den USA zu nennen. Zuerst gab es zwischen dem 14. und 16. im dortigen Mittleren Westen und Südosten 243 Tornados. Am 27. und 28. folgten weitere rund 140 Tornados, vor allem in den US-Bundesstaaten Mississippi und Alabama. Hinzu kamen Überschwemmungen, z.B. durch den Ohio River in Kentucky, bedingt durch schwere Gewitter mit Starkregen (bis 200 mm innerhalb von drei Tagen). Auslöser für diese "schlimmste Tornadoserie seit 1925" war ein kräftiges Tief, welches vorderseitig sehr feuchte und sehr warme Luft aus dem Golf von Mexico nordwärts transportierte, während gleichzeitig rückseitig extrem kalte Polarluft südwärts driftete. Verstärkt wurde der Effekt noch durch einen markant ausgeprägten Jetstream. Ungewöhnliche Hitze trat vom 7. bis 9. mit Höchsttemperaturen von zweimal +31 Grad C, sowie einmal +32 Grad C in Bozen auf. Normalerweise steigt die durchschnittliche Höchsttemperatur im April dort im Verlauf des Monats (nur) von +16 auf +23 Grad C. In den Jahren 2000 bis 2010 gab es dort im April nie auch nur einen "Heißen Tag"! Vergleichbares meldete auch London: Vier Sommertage vom 20. bis 23. in Serie mit einer Temperaturspitze von +28 Grad C (dort wären im April Höchsttemperaturen von +13 bis +18 Grad C normal). Nicht vom Wetter begünstigt waren die Mittelmeer-Urlauber: Athen hatte im ganzen April 2011 nicht einen einzigen Sommertag zu bieten! Auch Palma de Mallorca hatte zwischen dem 11. und dem 30. keinen einzigen Sommertag. Dafür wurden aus dem Mittelmeerraum öfters Regenfälle, Schauer, Gewitter und sogar Nebel gemeldet. Ein paar Zahlen: 47 mm Regen allein am 21. im spanischen Valencia, in Perpignan (Frankreich) ebenfalls 47 mm (aber am 22.). Kaltluft und feuchte Luft konnten sogar bis in die nördliche Sahara vordringen und auch dort für wiederholte Gewitterschauer sorgen. Wie eine Anekdote muß folgender Vergleich klingen: Novosibirsk hatte mit zwei Sommertagen sowie einem Monatstemperaturmaximum von +27 Grad C in diesen beiden Punkten exakt die gleichen Werte, wie der türkische Badeort Antalya (hier, am östlichen Mittelmeer, gab es im April 2011 allerdings auch noch 16 Tage mit Niederschlag und mit einer Monatssumme von 130 mm gleich 260% des Niederschlagssolls)!

Gez. ©Peter Müller, 04.05.2011

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