Wetterstatistik

Rückblick auf das Wetter im Februar 2020 in München

Der Februar 2020 bildete das Ende des meteorologischen Winters (welcher eigentlich nur an der Kürze der Tageslänge erkennbar war und aufgrund seiner hohen Temperaturen neben den Mildwintern 1989/1990 und 2006/2007 diesbezüglich zu den "Top 3" gehört). Er war in München bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer extrem warm und erheblich zu naß. Zudem war eine rasche Abfolge außergewöhnlich zahlreicher Sturmlagen zu verzeichnen.

Kurzcharakteristik der Wetterlage:

Die positive Nordatlantische Oszillation dauerte auch im Februar weiter an. Der Polarwirbel war nahezu perfekt strukturiert. Immer wieder stießen aus dem kanadischen Raum kommend arktische Kaltluftmassen in den Atlantik vor, wodurch die Tiefdruckproduktion im isländisch-grönländischen Raum regelrecht "angeheizt" wurde. Diese, oftmals mächtigen, Sturm- bzw. Orkantiefs zogen über die Britischen Inseln und abwechselnd über Nord- bzw. Mitteleuropa hinweg ostwärts. Dabei herrschte über fast den gesamten Monat eine sehr rasche Abfolge von Warmfronten, Warmsektoren, Kaltfronten (bisweilen auch Okklusionen) und kurzen Zwischenhochs. Auch einige Schnell-Läufer (Randtiefs südlich eines Zentraltiefs) waren (insbesondere am 4. und 27.) mit von der Partie. Nur zwischen 5. und 8. bestimmte ein Hochdruckgebiet, welches von den Britischen Inseln über Mitteleuropa südostwärts zog, unser Wetter (wobei atlantische Warmluft Richtung Norwegen und polare Kaltluft mit Schneefällen und Nordstürmen nach Bulgarien und in die Türkei "verfrachtet" wurden). Für Furore sorgten hier die Orkantiefs "Sabine" am 10. und "Bianca" am 27., während das eigentlich beeindruckendste Orkantief "Viktoria" am 17. und 18. (welches nicht bis zu uns reichte und sich im Wesentlichen über Island und Westeuropa austobte) in seinem Zentrum über Island einen Kerndruck von 920 HPa aufwies (ihm gegenüber stand ein Hoch über den Azoren mit 1040 HPa Kerndruck) und sein Frontenzug sich von Island ausgehend über die Britischen Inseln, sowie den gesamten Nordatlantik hinweg bis nach Florida erstreckte (knapp 9000 km Ausdehnung!).

Temperaturverhältnisse:

Bei der Monatsmitteltemperatur errechnet sich mit +6,7 Grad C ein um fünfeinhalb Grad über der Norm liegender Wert, wobei sich die hohen Werte fast gleichmäßig über den Monat verteilten (Dekadenwerte: +6,0/+6,8/+7,4 Grad C).

Wärmste Tage des Monats waren der 16., 17. und 23., jeweils mit einer Tagesmitteltemperatur von +12 Grad C. Das absolute Temperaturmaximum des Monats wurde mit +17 Grad C am 16. und 22. gemessen. Hinzu kamen drei Tage (1., 10., 23.) mit einem Maximum von +16 Grad C und einer (17.) mit einem von +15 Grad C. Tagestemperaturmaxima von +10 Grad C und mehr hatten nicht weniger, als 17 Tage (1., 2., 4., 8. mit 11., 13., 15. mit 17., 20., 22. mit 25., 29.), die mildesten Nächte waren die zum 17. und 25., in welchen die Temperatur nicht unter +10 Grad C absank. In beiden Fällen wurden in den späten Abendstunden aber niedrigere Temperaturen gemessen, als in den Morgenstunden, sodaß als höchste Tagestiefsttemperatur die +8 Grad C vom 17. (offizieller amtlicher Wert etwas niedriger) in die Statistiken eingehen.

Folgende neuen Tageswärmerekorde waren zu verzeichnen:

- am 1., höchste Tmax.: +16,4 Grad C (alt: +14,5 Grad C vom 01.02.2000),

- am 10., höchste Tmin.: +6,4 Grad C (alt: +6,1 Grad C vom 10.02.1879),

- am 16., höchste Tmin.: +6,1 Grad C (alt: +4,7 Grad C vom 16.02.1914),

- am 16., höchste Tmax.: +17,2 Grad C (alt: +16,3 Grad C vom 16.02.1998),

- am 17., höchste Tmin.: +7,2 Grad C (alt: +6,8 Grad C vom 17.02.1885).

Erwähnenswert ist auch, daß am 4. um 2.30 Uhr morgens (!) mit +13,9 Grad C der Tageswärmerekord von +14,1 Grad C (gemessen am 04.02.2004) nur um 0,2 K verfehlt wurde.

Das absolute Temperaturminimum wurde am 7. und 8. mit jeweils -3 Grad C erreicht, das niedrigste Tagesmittel hatten der 5. und 7. mit jeweils +1 Grad C, während der 5. mit +3 Grad C die niedrigste Tageshöchsttemperatur des Monats aufwies. Die 5 Frosttage (von 5. mit 8., sowie am 26.) wurden ergänzt durch drei weitere Tage (9., 11., 28.) an welchen die Temperatur genau 0 Grad C als Tagesminimum hatte. Eistage? – Fehlanzeige, wie schon im Dezember 2019 und Januar 2020, womit der gesamte meteorologische Winter 2019/2020 keinen einzigen Tag mit Dauerfrost aufzuweisen hat!

Sonnenschein:

Im Laufe des Monats summierten sich anstelle der normalen 87 überdurchschnittliche 110 Sonnenstunden (Dekadenwerte: 46 – 29 - 35). An fünf Tagen (6., 7., 9., 21. und 22.) hatten wir jeweils mindestens acht Sonnenstunden, wobei das Maximum mit jeweils 9,5 Stunden am 6. und 7. erreicht wurde. Zwei Tage (23. und 25.) hatten nur wenige sonnige Minuten und einzig der 3. blieb völlig sonnenlos.

Bewölkung:

Der durchschnittliche Bewölkungsgrad lag mit 4,9 Achteln der Himmelsfläche (normal 5,4) unter seiner Norm (Dekadenwerte: 4,3 – 5,3 – 5,1 Achtel). Vorherrschend trüb zeigten sich zehn Tage (2. mit 4., 11., 12., 14., 16., 17., 23. und 29.), wobei nur der 3. völlig bedeckt blieb. Heitere Tage waren zwei (am 6. und 7.) zu verzeichnen.

Niederschläge:

An 20 (statt 14) Tagen (1. mit 5., 10. mit 14., am 17., 19., 21., sowie vom 23. bis zum 29. täglich) fielen Niederschläge. Das Niederschlagssoll (von 50 mm) überschritt der Monat bereits im Verlauf des 3., der allein 52 mm in Form von anhaltendem und ergiebigem Dauerregen mit sich brachte (zum Vergleich: Im Vorjahr hatte der ganze Februar 51 mm!). Nicht verwundern mag in diesem Zusammenhang die mit 124 mm erheblich zu hohe Monatssumme. An zwei Tagen (5. und 28.) fiel nur Schnee, an zwölf Tagen (1. mit 3., 10., 13., 14., 17., 21., 23. mit 25. und 29.) nur Regen. An sechs Tagen (4., 11., 12., 19., 26. und 27.) trat ein Durch- und/oder Nacheinander von Regen, Schnee und Graupel (letzterer war am 4., 12., 19. und 26. mit dabei) auf. Die längste Trockenphase des Monats (6. mit 9.) dauerte vier Tage.

Schneelage:

Am 12. gegen 13.25 Uhr hinterließ ein zehnminütiger Graupelschauer kurzzeitig einen weißen Hauch. Bis zu einem Zentimeter hoch lag der Schnee ab dem Nachmittag des 26. nach einem heftigen Graupel-Schneeschauer. Reste davon tauten am Vormittag des 27. rasch ab. Gleiches erfolgte auch mit dem Schnee, der am 28. fiel.

Gewittertätigkeit:

In Zusammenhang mit einer Kaltfrontpassage wurde in der Nacht zum 11. hochreichende Polarluft (-37 Grad C in 5 km Höhe) herangeführt, was gegen 2.30 Uhr morgens neben einem Schneeregenschauer auch ein Gewitter über München auslöste. Weitere Gewitter (z.B. eine Linie, die in den Abendstunden des 1. nördlich unserer Stadt südostwärts zog, oder auch einige Entladungen am 26. gegen 14.30 Uhr nordwestlich von München) erreichten uns nicht.

Luftdruck:

Der Luftdruck unterlag bei reger Tiefdrucktätigkeit häufig großen Schwankungen. Die niedrigsten Werte wurden am 11. und 25. mit 1001 HPa, am 10. mit 1000 HPa, am 26. mit 999 HPa, am 29. mit 998 HPa, sowie am 27. mit dem diesbezüglichen absoluten Monatsminimum von 993 HPa gemessen. Von hohem Luftdruck geprägt waren der 15. mit 1030 HPa, der 22. mit 1031 HPa, der 21. mit 1032 HPa, der 7. mit 1033 HPa, sowie der 5. und 6., an welchen mit 1038 HPa der Monatshöchstwert auftrat. Vom Nachmittag des 3. bis zum Morgen des 4. fiel der Luftdruck von 1020 HPa auf 998 HPa ab, um anschließend bis zum späten Abend des 5. auf 1038 HPa anzusteigen. Vom 9. bis zum Vormittag des 10. war ein Fallen von 1028 HPa auf 1000 HPa zu beobachten.

Luftfeuchte:

Die höchsten Werte der relativen Luftfeuchte wurden am 3. und 28. mit 98%, sowie am 26. mit 100% (kurzzeitig in einem heftigen Schauer) erreicht. Im Dauerregen des 3. lagen die Werte zwischen 85% und 98%. Feuchtemaxima von über 90% wurden lediglich an zehn Tagen (2., 3., 5., 8., 10., 11., 24., 26., 27., 28.) erreicht! Die niedrigsten Werte hatten der 6. und 29. mit 33%, der 17. mit 30%, der 9. mit 22%, sowie der 16. und 22. mit jeweils 21% als absolutem Monatsminimum.

Wind:

Der Wind frischte gleich an 22 Tagen (1. mit 5., 10. mit 14., 17. mit 19., 21. mit 29.) stärker auf und erreichte hierbei an beachtlichen 16 Tagen (1., 2., 4., 10. mit 14., 19., 21., 23. mit 28.) Sturmstärke! Schwere Sturmböen (mindestens 10 Beaufort) waren hierbei an sechs Tagen (am 4., 10., 11., 21., 23. und 27.) zu verzeichnen. Sogar Orkanstärke wurde am 10. (119 km/h Windspitze), sowie am 27. (124 km/h auf dem Turm des Deutschen Museums, aber auch Windspitzen bis zu 100 km/h in "Bodennähe") registriert. Der Wind kam fast durchgängig aus Südwest, West oder Nordwest. Nur am 7. hatten wir Ostwind, am 8. umlaufenden Wind, sowie an vier Tagen (15. mit 17. und 29.) Wind aus Süd.

Sonstige Beobachtungen:

Bei dem vorhandenen Ausmaß an dynamischen Wettervorgängen reichte es weder zu Nebel, noch zu Dunst. Der Föhn lebte an der Alpennordseite desöfteren auf, reichte aber nur am 16., sowie zu Beginn des 17. bis nach München herein. Hervorragende Fernsicht hatten wir aber häufiger, so beispielsweise am 13., bedingt durch trockene Luft unter Zwischenhocheinfluß plus Wind. Am 15. konnte zwischen 15 und 16 Uhr eine rechtsseitige Nebensonne beobachtet werden. Nennenswerte Inversionssituationen hatten nur zwei Tage (8. und 16., wobei es an letztgenanntem Tag um 5.30 Uhr auf dem Hohen Peißenberg mit +12 Grad C erheblich wärmer war, als im Tiefland, wo Werte nahe dem Gefrierpunkt herrschten).

Wetterhistorie: Vor 30 Jahren - Zahlen, Daten, Fakten Februar 1990

Monatsmitteltemperatur +7,6 Grad C, absolutes Temperaturmaximum +21,4 Grad C (am 25., bis heute Februar-Wärmerekord geblieben), elf Tage mit +15 Grad C und mehr als Höchsttemperatur (18. bis 26. täglich!), Monatstemperaturminimum -2 Grad C (am 16.), nur drei Frosttage, null Eistage, 12 Starkwindtage, neun Sturm-, drei Orkantage, vier Gewittertage, dreimal Hagel, zweimal Graupel, 98 mm Monatsniederschlagssumme, davon allein 47 mm am 14., zwei Tage mit Schneedecke (3 cm in der Stadt, bis 15 cm im Umland), 125 Sonnenstunden, neun heitere Tage (davon sechs am Stück vom 20. bis zum 25.), 3,8 Achtel durchschnittlicher Bewölkungsgrad, fünf Tage mit Föhn.

Markante Wetterereignisse andernorts im Februar 2020:

- vom 6. bis zum 9., weite Teile Australiens: Der Tropische Zyklon "Damien" brachte extreme Regenfälle (bis 300 mm innerhalb von 48 Stunden), sowie Windspitzen bis zu 200 km/h mit sich, was zu Überschwemmungen führte. Sydney meldete einen 4-Tages-Niederschlag von 391,6 mm. Positiver Nebeneffekt: In New South Wales und Queensland wurden auf diese Weise die Wald- und Buschbrände aus dem Vormonat gelöscht,

- am 6. und 9., Antarktis: Wärmerekorde! Am 6. meldete die argentinische Forschungsstation Esperanza +18,3 Grad C (alter Rekordwert: +17,5 Grad C, gemessen im März 2015, Messungen liegen dort seit 1961 vor), am 9. werden erstmals mehr, als +20 Grad C, exakt +20,75 Grad C, gemessen am Ort Seymour von brasilianischen Wissenschaftlern, aus der Antarktis gemeldet,

- am 11., Sivas, Türkei: Mit einem Minimum von -25 Grad C herrschte für dortige Verhältnisse außergewöhnliche Kälte,

- am 22., Westsahara, Marokko, Kanarische Inseln: Von Nordafrika ausgehend fegte der stärkste Sandsturm (dort als "Calima" bekannt) seit 40 Jahren über die Kanaren (mit Windspitzen bis 160 km/h), als Folge mußten Flughäfen schließen,

- Ausfall der Eisweinlese in Deutschland: Erstmals brachte der Winter 2019/2020 einen Totalausfall bezüglich der "Eisweinlese" in sämtlichen 13 Anbaugebieten, denn nirgendwo wurden zu irgendeinem Zeitpunkt die dafür erforderlichen -7 Grad C erreicht.

Gez. ©Peter Müller, 04.03.2020

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